The Unbearable Weight of Massive Talent
© Leonine

Massive Talent

The Unbearable Weight of Massive Talent
„Massive Talent“ // Deutschland-Start: 16. Juni 2022 (Kino) // 30. September 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Früher einmal, da war Nicolas Cage (Nicolas Cage) ein echter Star, spielte in Blockbustern mit, gewann einen Oscar als bester Hauptdarsteller. Doch von diesem Glanz ist inzwischen kaum mehr etwas übrig. Auch wenn der Schauspieler nach wie vor für seinen Beruf brennt, große oder wenigstens interessante Rollen werden ihm schon länger nicht mehr angeboten. Die Beziehung zu seiner Ex-Frau Olivia (Sharon Horgan) und der gemeinsamen Tochter Addy (Lily Sheen) war auch schon mal besser. Angesichts mangelnder Alternativen lässt sich Cage daher auf ein Angebot des exzentrischen Milliardärs Javier Gutierrez (Pedro Pascal) ein: Wenn er bei dessen Geburtstagsparty auftritt, soll er eine Million US-Dollar erhalten. Was als lästiger Nebenjob gedacht war, entpuppt sich jedoch bald als sehr viel mehr. Ausgerechnet Gutierrez soll ein gefährlicher Gangster sein und Cage diesen für das CIA hochgehen lassen …

Ein Star auf Abwegen

Nicolas Cage gehört zu den Schauspielern, die nach einer großen und abwechslungsreichen Karriere in die Bedeutungslosigkeit abstürzten und sich fortan mit Machwerken über Wasser hielten, denen mit der Bezeichnung B-Movie noch geschmeichelt wäre. Doch trotz seines Abstiegs aus der ersten Liga spielte er irgendwie immer in seiner eigenen Liga. Während man beispielsweise Bruce Willis und John Cusack in jeder Szene ansieht, wie sehr sie sich in den Billigproduktionen langweilen, da nahm Cage selbst die dümmsten Streifen noch als Lebensaufgabe an und wertete sie mit seinem manischen Spiel auf. Sympathiepunkte sammelte der Kult-Schauspieler außerdem durch seine Entscheidung, immer wieder in recht eigenen Filmen mitzuspielen. Ob Mandy, Pig, Willy’s Wonderland oder Die Farbe aus dem All – zwischen all dem Schund findet man immer ungewöhnliche Titel, für die man ihm alle Schandtaten verzeiht.

Zumal er seinem Schicksal mit viel Selbstironie begegnet, so zumindest der Schluss, den man aus Massive Talent ziehen kann. In der Actionkomödie spielt er eine fiktionalisierte Version seiner selbst, die wie das Original mit minderwertigen Aufträgen zu kämpfen hat – sofern er diese überhaupt bekommt. Die Geschichte um den Superfan, der in kriminelle Machenschaften verwickelt zu sein scheint, ist dabei natürlich völlig erfunden. Ebenso die gesamten Nebenfiguren. So trat Cage beispielsweise fünf Mal vor den Traualtar. Eine Olivia war aber nicht dabei. Anspielungen und Verweise auf das „echte“ Leben gibt es aber natürlich zuhauf, darunter auf den Hit Con Air. Das ist dann aber doch eher ein Fall von Fanservice als ein Versuch, über den tatsächlichen Werdegang des Schauspielers zu reden.

Herrlich selbstironische Spionagepersiflage

Das ist mit jeder Menge Humor verbunden, wenn sich Cage selbst auf den Arm nimmt und mit seinem Image spielt. Schön sind beispielsweise die Szenen, in denen seine Figur mit seinem jüngeren, wilden Ich konfrontiert wird. Gleichzeitig funktioniert Massive Talent auch als Persiflage auf Spionagefilme. Im Grunde erzählen Regisseur Tom Gormican und sein Co-Autor Kevin Etten die klassische Geschichte eines gewöhnlichen Menschen, der urplötzlich in ein gefährliches Abenteuer hineingezogen wird und alles dafür tun muss, um nicht zwischendurch aufzufliegen. Der Unterschied: Dieser gewöhnliche Mensch ist ein Hollywood-Star und der Antagonist dessen größter Fan. Das ist eine Konstellation, die man dann doch nicht unbedingt jeden Tag in diesem Genre sieht.

Sie funktioniert auch sehr gut, was maßgeblich an dem Schauspielduo liegt. Wenn Cage und Pedro Pascal gemeinsam auftreten, bleibt kein Auge trocken, da sich beide an diesem absurden Szenario erfreuen. Ohnehin ist das Ensemble eine ganz große Stärke. Zwar bekommen nicht alle wirklich viel zu tun – die Rollen von Tiffany Haddish und Ike Barinholtz beim CIA sind eher klein, von diversen Gastauftritten ganz zu schweigen –, doch sie alle tragen auf ihre Weise zum Vergnügen bei. Massive Talent ist dabei aber keine reine Blödelkomödie, die sich allein auf seinem inhaltlichen Gimmick ausruht, sondern versucht auch immer wieder, etwas Herz in die Albernheit zu bringen etwas beim Thema Freundschaft.

Trotz Schwächen sympathisch

Ein bisschen schwer tut sich der Film bei der Landung zum Schluss. Massive Talent will dann eben doch auch ein Actionfilm sein und weiß dabei nicht so recht, in welche Richtung das alles gehen soll. Manche Szenen, die eigentlich spannend sein sollten, versanden ein wenig im Nichts. Dennoch, sehenswert ist das doppelte Comeback von Nicolas Cage, für das Ensemble wie auch das Setting. Und natürlich ist es wahnsinnig sympathisch, wie sich hier ein gefallener Star die Seele aus dem Leib spielt und dabei nicht immer ganz klar ist, auf welcher Ebene wir gerade unterwegs sind. Dass die bei der Premiere beim South by Southwest Festival 2022 umjubelte Komödie an den Kinokassen nicht der ganz große Erfolg war, ist zwar sehr schade. Aber wie die letzten Jahre bewiesen haben: Ein Nicolas Cage lässt sich von niemandem aufhalten.

Credits

OT: „The Unbearable Weight of Massive Talent“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Tom Gormican
Drehbuch: Tom Gormican, Kevin Etten
Musik: Mark Isham
Kamera: Nigel Bluck
Besetzung: Nicolas Cage, Pedro Pascal, Sharon Horgan, Lily Sheen, Tiffany Haddish, Ike Barinholtz, Alessandra Mastronardi, Jacob Scipio, Neil Patrick Harris, Paco León

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Massive Talent
Fazit
„Massive Talent“ ist eine sympathische Actionkomödie, in der Nicolas Cage sich selbst und seinen Karriereknick auf den Arm nimmt. Das ist für das Ensemble und das Setting sehenswert, die diversen Anspielungen erfreuen zudem das Fanherz. Zum Ende hin verliert der Film aber ein wenig, wenn er sich von dem Thema wegbewegt und ein herkömmlicher Actionfilm sein will.
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