Kaum haben sich Toni (Diana Amft) und Rufus (Stephan Luca) endlich das Ja-Wort gegeben, stehen dem Ehepaar weitere Turbulenzen ins Haus. Während der ehemalige Sternekoch auf Madeira um seinen verlorenen guten Ruf kämpft, wird die Leiterin der Kupferkanne mit der Vergangenheit ihres Ehemanns konfrontiert. Genauer ist es seine Ex Annette Olearius (Eva Verena Müller), die plötzlich vor der Tür steht, die 15-jährige Tochter Mia (Linda Stockfleth) im Schlepptau. Und ausgerechnet die autistische Jugendliche soll die Tochter von Rufus sein, wovon dieser bis heute nichts wusste. Und als wäre das nicht schon Chaos genug, hat Tonis Mutter Heidi (Margarita Broich) mit der Eröffnung ihrer Pension zu kämpfen. Und auch ihr Ex Ha-Jü (Nikolaus Benda) macht ständig Ärger …
Das Hindernis aus dem Nichts
Eigentlich sah es so aus, als wären endlich alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt und Toni und Rufus könnten mal ihr Leben genießen. In Meine Mutter spielt verrückt kämpften die beiden noch mit der Frage, ob sie wirklich heiraten wollen und sollen. Meine Mutter traut sich was führte die Figur von Tonis Schwiegermutter ein, die ständig alles vermieste. Die ist in Meine Mutter will ein Enkelkind wieder vom Erdboden verschwunden. Dafür taucht plötzlich eine uneheliche Tochter auf, die vorher 15 Jahre lang verschwiegen wurde. Gerade rechtzeitig: Mit solchen unvorhergesehenen Ausnahmefällen verhindern die Drehbuchverantwortlichen, dass sie sich mit so etwas wie dem Alltag auseinandersetzen und womöglich echte Detailarbeit leisten müssen.
Glaubwürdig ist ein solcher spontaner Nachwuchs natürlich nicht unbedingt. Drehbuchautor Christian Pfannenschmidt, der von Anfang an die Geschichten der ARD-Reihe schrieb, scheint aber auch kein Bedürfnis zu haben, sich an Punkten wie Realismus oder Authentizität zu versuchen. Stattdessen hat es mehr von einem Running Gag, wie er bei jedem Film ein neues Hindernis aus dem Hut zaubert, von dem man sich fragt, warum man zuvor nichts davon wusste. Dass die verschwiegene Tochter auch noch autistisch ist, macht das Ereignis nicht unbedingt plausibler. Meine Mutter will ein Enkelkind nutzt das vielmehr, um praktisch jede Szene, in der die Jugendliche auftaucht, irgendein Konflikt entsteht. Vor allem ihr Beharren auf bestimmten Regeln wird regelmäßig herangezogen, damit auch ja nichts nach Plan läuft.
Schwache Charakterisierung
Sonderlich feinfühlig ist das Porträt von Mia nicht. Das einzige, was Pfannenschmidt zu der Figur einfiel, sind die üblichen Klischees, die man mit autistischen Menschen verbindet. Sie hasst das Durchbrechen von Routine und auch wenn ihr jemand zu nahe kommt. Dafür hat sie eine Vorliebe für Zahlen und kann auf einen Blick sagen, wie viele Streichhölzer auf dem Boden liegen. Viel ist das nicht, zumal die Figur im Lauf der anderthalb Stunden auch keine Entwicklung durchmacht. Meine Mutter will ein Enkelkind macht es sich da schon sehr einfach, ist fast schon zynisch, wie die Jugendliche zu einem bloßen Mittel zum Zweck reduziert wird. Allenfalls die Liebe zu Tieren, welche sie auch zu einer Vegetariern gemacht hat, geht als Versuch durch, so etwas wie eine Charakterisierung zu entwerfen.
Vom Humor sollte man ohnehin nichts erwarten. Zwar wird die Reihe wiederholt als Komödie bezeichnet. Wie schon die vorangegangenen Filme bleibt aber auch Meine Mutter will ein Enkelkind den Beweis schuldig, dass diese Einteilung stimmt. Klar sind die Figuren zum Teil überspitzt. Das allein reicht aber nicht aus, wenn drumherum nichts geschieht, um diese Figurenzeichnung auszunutzen. Das soll nicht heißen, dass der vierte Teil der Reihe eine Katastrophe ist. Er ist nur wie die anderen Filme auch eher langweilig und nichtssagend. Wem die Geschichten um das kochende Paar zuvor gefallen haben, wird dafür auch hier auf seine Kosten kommen. Dass die erneut von Margarita Broich gespielte Mutter trotz des Titels nicht wirklich viel zu tun hat, enttäuscht aber.
OT: „Meine Mutter will ein Enkelkind“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Jurij Neumann
Drehbuch: Christian Pfannenschmidt
Musik: Michael Beckmann, Tom Stöwer
Kamera: Harald Cremer
Besetzung: Diana Amft, Stephan Luca, Margarita Broich, Linda Stockfleth, Nikolaus Benda, Eva Verena Müller, Stephan Bieker, Ramona Kunze-Libnow
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