Gracie Hart (Sandra Bullock) war schon als Kind nie das „typische Mädchen“, war sie doch immer wieder in Wortgefechte und Raufereien verwickelt. Mittlerweile ist sie Agentin beim FBI und gefährdet durch ihre aufbrausende und impulsive Art Einsätze und Operationen. Als durch ihr Fehlverhalten plötzlich ein Kollege zu Schaden kommt, wird Gracie in den Innendienst versetzt. Gleichzeitig hält der berüchtigte Bombenleger „Citizen“ die Stadt in Atem und droht, bei der bald anstehenden Wahl zur Miss America erneut zuzuschlagen. Der zuständige Agent Eric Matthews (Benjamin Bratt) plant nun, eine Undercover-Agentin in die Veranstaltung einzuschleusen und entscheidet sich nach einigem Zögern für Gracie. Doch das Vorhaben klingt leichter als getan – weder ihr Aussehen noch ihr Verhalten sind mit einer richtigen Miss gleichzusetzen, wodurch der Modeberater Victor Melling (Michael Caine) auf den Plan tritt, um das Unmögliche möglich zu machen.
Äußerlichkeiten
Schönheitswettbewerbe sind so eine Sache. Sie werden für die verschiedensten Dinge unter den verschiedensten Aspekten und Kategorien veranstaltet. Wer hat den hässlichsten, wer den schönsten Hund? Wer hat den am besten gezwirbelten und wer den längsten Bart? Wer ist die schönste Frau der Welt? Vor allem die Miss-Wahlen, sei es die Wahl zur Miss America, zur Miss World oder zur Miss Universe, sind am populärsten. In Zeiten von Body-Positivity, in denen Models nicht mehr einheitliche Körperbauten haben müssen und gesellschaftlich konstruierte Geschlechterbilder immer weiter aufgebrochen werden, stellt sich allerdings die Frage, wie zeitgemäß diese Wettbewerbe noch erscheinen. Gerade die momentan aufkommende Kritik zu Sendungen wie Germany’s Next Topmodel über geheuchelte Diversität und veraltete Strukturen zeigen, dass sich Schönheitswettbewerbe eigentlich nicht mehr nur auf Äußerlichkeiten, sondern auch auf andere Werte erweitern müssen. Inwiefern Schönheit überhaupt als objektiv gewertetes Kriterium gesehen werden kann, ist da dann nochmal ein ganz anderer Streitpunkt.
Im Hinblick auf diese Diskussionen schneidet Miss Undercover mit seinem eingeschränkten Weltbild an der ein oder anderen Stelle nicht sonderlich gut ab. Allein die Prämisse des Filmes, mit dem Mädchen, das nie wirklich „typisch Mädchen“ war und durch ihre Kleidung und ihr Verhalten auch im Erwachsenenalter nie als richtige Frau angesehen wird, zeugt von veralteten Geschlechterrollen. Die hier neu verarbeitete Geschichte vom hässlichen Entlein, das erst nach einer ausführlichen Modeberatung und Generalüberholung beachtet und geschätzt wird, fügt sich dabei nahtlos an die genannte Kritik an. Logische Konsequenz ist dabei natürlich auch, dass Gracie den Job als Undercover-Agentin nur bekommt, weil sie die einzige Frau ist, die die erforderliche Bikinifigur erfüllt. Miss Undercover ist dabei keineswegs ein sexistische Feuerwerk, zeigt allerdings einmal mehr, wie rückschrittlich das Frauenbild vor 22 Jahren war.
Keine Produkte
Doch neben all der negativen Kritik schafft es der Film doch auch an der ein oder anderen Stelle den richtigen Ton und die passenden Aussagen zu treffen. Gracie Hart macht in ihrer Zeit als Miss New Jersey nämlich doch auch den ein oder anderen Gesinnungswandel durch. So betrachtet sie ihre vermeintlichen Konkurrenten zunächst als eingebildete und erfolgsorientierte Maschinen, die von den verschiedenen Beratern zu Produkten geformt und vermarktet werden. Doch nach und nach entpuppt sich jede der Kandidatinnen als individuelle Person mit eigenen Kniffen und Charaktereigenschafften. Frauen sind eben keine Produkte, die zur Schau gestellt und bewertet werden müssen. In dieser Hinsicht dreht Miss Undercover also an den richtigen Stellschrauben.
Alles rund um die Thematik der Schönheitswettbewerbe ist dann allerdings nur müdes bis langweiliges Beiwerk. Die wenigen Witze zünden nicht, die Schauspielleistungen sind nicht unbedingt nennenswert und auch die aufgezogene Kriminalgeschichte ist schrecklich vorhersehbar und weiß nicht zu überzeugen.
OT: „Miss Congeniality“
Land: USA
Jahr: 2000
Regie: Donald Petrie
Drehbuch: Marc Lawrence, Katie Ford, Caryn Lucas
Musik: Ed Shearmur
Kamera: László Kovács
Besetzung: Sandra Bullock, Benjamin Bratt, Michael Caine, Candice Bergen, Ernie Hudson, William Shatner, Heather Burns, John DiResta, Melissa De Sousa, Steve Monroe, Deirdre Quinn
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Golden Globes | 2001 | Beste Hauptdarstellerin (Komödie oder Musical) | Sandra Bullock | Nominierung |
Bestes Lied | „One in a Million“ | Nominierung |
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