Eigentlich sind Kate Hawley (Anja Antonowicz) und Dan Tate (Heio von Stetten) glücklich miteinander. Doch immer mal wieder kommt es auch zwischen den beiden zu Auseinandersetzungen. Vor allem Dan plagen zuletzt zunehmend Zweifel, vor allem da Kate 30 Jahre jünger ist und er selbst nicht sicher ist, ob das eine Zukunft hat. Während die beiden sich die Frage stellen, inwiefern überhaupt noch die Grundlage da ist für eine Beziehung, macht auch Kates Sohn Pete (Maurizio Magno) Schwierigkeiten. Der 15-Jährige, der aus einer früheren Beziehung stammt, kommt mit der drohenden Trennung der beiden nicht klar. Und dann wären da noch seine eigenen Gefühle, für die es keinen Platz zu geben scheint …
Der Liebe wegen
Bei Rosamunde Pilcher weiß man eigentlich immer woran man ist. Natürlich geht es um große Gefühle und die wahre Liebe, weshalb die Filme einer der Grundpfeiler der ZDF-Programmschiene Herzkino sind. Mehr als 150 Teile wurden bislang produziert, zuletzt warb Liebe ist unberechenbar um die Herzen der Zuschauer und Zuschauerinnen. Immer gibt es mindestens ein Paar, das noch nicht weiß, dass es ein Paar sein wird, oder vielleicht gerade in einer Krise steckt. Da müssen dann noch ein paar Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, bevor man sich zum Ende um den Hals fallen darf. Die Liebe findet schließlich immer ihren Weg, man muss nur ganz fest daran glauben. Das ist bei Raus in den Sturm, der 143. Teil der Reihe nichts anders.
Ungewöhnlich ist hier allenfalls, dass hier kein junges Paar im Mittelpunkt steht, sondern eines, das in den mittleren Jahren bzw. schon etwas reifer ist. Das Alter spielt in dem Film dann auch eine große Rolle. Nicht nur beim Hauptpaar gibt es diesen enormen Altersunterschief. Beim besten Freund des Protagonisten ist es ebenfalls so, dass der Mann deutlich älter ist. Und um beim Motiv zu bleiben, verliebt sich in Rosamunde Pilcher: Raus in den Sturm der jugendliche Sohn in seine entsprechend viel ältere Lehrerin. Dass nur letzte Beziehung keine Zukunft hat, mag angesichts der Konstellation verständlich sein – mit Schutzbefohlenen sollte man besser nichts anfangen. Trotzdem wirkt es nicht gerade progressiv, wenn der einzige erlaubte Altersunterschied zwischen einem alten Mann und einer jungen Frau besteht.
Zuspitzung statt Tiefgang
Wobei man natürlich so oder so keine größeren Ansprüche an die Inhalte dieser Filme haben sollte. Pilcher, deren Kurzgeschichte Cardboard star dieses Mal Pate stand, hatte die ja auch nicht. Dabei spricht Rosamunde Pilcher: Raus in den Sturm zwischendurch durchaus Themen an, die es wert wären, weiter vertieft zu werden. Neben dem offensichtlichen, inwiefern das Alter eine Rolle spielt oder spielen sollte, werden auch Geschlechterbilder in Frage gestellt. Wenn zum Beispiel Dan einseitig beschließt, dass der Unterschied ein Problem ist und er Kate vor vollendete Tatsachen stellt, ist das fragwürdig. Auch die Frage, ob ein 60-jähriger Mann noch Kinder kriegen sollte, darf mit Rücksicht auf den Nachwuchs diskutiert werden. Ist das Selbstsucht? Ist ein Kinderwunsch grundsätzlich eine Form der Selbstsucht?
Rosamunde Pilcher: Raus in den Sturm diskutiert diese Punkte aber nicht aus. Eigentlich spielen sie überhaupt keine Rolle. Stattdessen greift das Drama auf das billigste narrative Element zurück, das es in Filmen gibt: Eine späte Zuspitzung soll dafür sorgen, dass die Figuren ihre wahren Gefühle erkennen. Immerhin ist diese Zuspitzung mit ein paar schönen Bildern verknüpft. Davon einmal abgesehen gibt es aber keinen wirklichen Grund, warum man sich das hier anschauen sollte. Die sympathischen oder interessanten Aspekte werden kaum genutzt oder achtlos weggeworfen. Zurück bleibt eine der üblichen Wegwerfromanzen, wie man sie mit dem Namen verbindet. Das darf man natürlich trotzdem mögen und anschauen, auch wenn nie ganz klar wird, warum man das tun sollte.
OT: „Rosamunde Pilcher: Raus in den Sturm“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Helmut Metzger
Drehbuch: Andreas Bradler, Karsten Rüter
Vorlage: Rosamunde Pilcher
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Markus Selikovsky
Besetzung: Anja Antonowicz, Heio von Stetten, Sabine Bach, Liza Tzschirner, Thomas Limpinsel, Maurizio Magno, Remo Schulze
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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