Keep Sweet: Pray and Obey Sei lieb Bete und gehorche Netflix
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Sei lieb – Bete und gehorche

Keep Sweet: Pray and Obey Sei lieb Bete und gehorche Netflix
„Sei lieb – Bete und gehorche“ // Deutschland-Start: 8. Juni 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Rulon Jeffs ist der Prophet der Fundamentalistischen Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Fundamentalist Church of Jesus Christ of Latter-Day Saints, FLDS) und als solcher Gottes Repräsentant auf Erden. Als Äquivalent des Allmächtigen wird er niemals sterben, sondern vielmehr „erneuert“ und wieder jung werden. Er weiß alles, was seine Anhänger tun, denken oder träumen. Das zumindest glaubt seine Gefolgschaft und so wird es auch den Kindern der Gemeinschaft von klein auf beigebracht. Polygamie ist eines ihrer Grundprinzipien, was überhaupt erst zur Gründung der späteren FLDS führte, da diese bei den Mormonen verboten war, von Mormonischen Fundamentalisten aber gerne ausgelebt wurde. Verständlicherweise, schließlich ist ein Mann mit drei Ehefrauen nicht nur Gott nahe, sondern kann Welten, Galaxien und sogar ganze Universen erschaffen. Das liegt ja wohl auf der Hand.

Damit nun aber nicht jeder x-beliebige Möchtegernheilige daherkommt und einfach drei Frauen vom Fleck weg heiratet, konnten Ehen unter seinen Anhängern nur mit dem Segen von Uncle Rulon, wie er sich nennen ließ, geschlossen werden. Er selbst hatte dabei natürlich das Vorrecht und je nach Quelle zwischen 19 und 75 Gattinnen (darunter Minderjährige), mit welchen er insgesamt über 60 Kinder zeugte. Im Jahre 2002 geschieht dann allerdings das Undenkbare: Der gottesgleiche Sendbote stirbt im Alter von 92 Jahren. An seine Stelle tritt einer seiner Söhne, Warren Jeffs, der in mehr als nur einer Hinsicht in die Fußstapfen seines Vaters tritt …

Auf der Suche nach Verbrechen

Netflix ist stets darum bemüht, den Nachschub an True-Crime-Dokumentationen aufrecht zu erhalten. Es ist nicht das erste Mal, dass die Streamingplattform sich einer Sekte und den Verbrechen ihres Führers widmet (Colonia Dignidad: Eine deutsche Sekte in Chile), es ist aber auch nicht das erste Mal, dass sich eine Doku Warren Jeffs und der FLDS widmet. Seit mindestens 2006, also bereits fünf Jahre bevor Warren Jeffs 2011 unter anderem zu lebenslanger Haft wegen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen verurteilt wurde, weckt das Thema das Interesse von Dokumentarfilmern. Zuletzt 2021 mit dem Dokumentarfilm Keep Sweet sowie 2022 mit der Dokuminiserie Preaching Evil: A Wife on the Run with Warren Jeffs. Letztere erschien auf der Streaminganbieter Peacock, womit Sei lieb – Bete und gehorche nach John Wayne Gacy: Selbstporträt eines Serienmörders eine weitere Netflix-Serie ist, die dem Video-on-Demand-Service von NBCUniversal hinterherhinkt. Gehen denen etwa die Verbrechen aus?

In Sei lieb – Bete und gehorche kommen viele direkt und indirekt betroffene Zeitzeugen zu Wort, welche offen über das Geschehene sprechen, selbst wenn sie sich dabei vielleicht nicht unbedingt in ein ideales Licht rücken. Was innerhalb des Kultes passierte, ist sicher nichts für schwache Nerven. Vereinzelt scheint es talking heads zu geben, die eher daran interessiert sind, eine Kamera auf sich gerichtet zu wissen während sie sprechen und die Aufmerksamkeit genießen. Freilich kann das auch einfach nur so wirken. Es darf auf nicht vergessen werden, was diese Leute durchlitten haben, und unabhängig von ihrer tatsächlichen Motivation, in der Dokuminiserie aufzutreten, müssen ihre Aussagen inhaltlich ernst genommen werden. Die Regisseurinnen Rachel Dretzin und Grace McNally vermögen es allerdings nicht, dem Thema sonderlich viel Neues hinzuzufügen. Sicherlich hat es nichts von seinem Schrecken verloren, aber wer zwei oder drei der bereits existierenden und teilweise besseren Auseinandersetzungen damit gesehen hat, wird hier kaum einen Grund zum Einschalten finden. Wer von der ganzen Sache jedoch noch nie gehört hat, dem wird Sei lieb – Bete und gehorche natürlich ungeahnte Einblicke in eine gruselige Sekte und deren Oberhäupter gewähren.

Credits

OT: „Keep Sweet: Pray and Obey“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Rachel Dretzin, Grace McNally
Musik: T. Griffin
Kamera: Justin Zweifach

Bilder

Trailer

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Sei lieb – Bete und gehorche
Fazit
„Sei lieb – Bete und gehorche“ arbeitet wie so einige Dokumentationen zuvor den Fall von Warren Jeffs auf, eines Sektenführers, der 2011 wegen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen verurteilt wurde. Die vierteilige Miniserie enthält viele Zeitzeugenberichte, bietet aber kaum nennenswerte Ergänzungen zu den Vorgängern.
Leserwertung298 Bewertungen
5.2