Snowflake Mountain Netflix
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Snowflake Mountain – Staffel 1

Snowflake Mountain Netflix
„Snowflake Mountain – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 22. Juni 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Die Idee, Teilnehmer mit einer falschen Prämisse hinters Licht zu führen, um sie dazu zu bringen, an einer Reality-Show teilzunehmen, gab es auf Netflix beispielsweise schon in Insiders. Dort bestand der größte Unterschied zwischen der Fake-Show und dem realen Unterfangen allerdings hauptsächlich darin, dass die Kandidaten angeblich ohne ihr Wissen gefilmt wurden, bevor es für sie offiziell losging. In Snowflake Mountain sieht die Sache schon anders aus, wenn einem Haufen verwöhnter Kidults in Aussicht gestellt wird, Teilnehmer einer glamourösen Reality-Show zu sein, welche in einem 5-Sterne-Ressort gefilmt wird. Stattdessen werden sie in eine Survivalsituation geschmissen und müssen sehen, wie sie damit zurechtkommen. Da gibts nur ein Problem: Es ist ziemlich sicher illegal, jemanden unter Vortäuschung falscher Tatsachen in die Wildnis zu locken und dort auszusetzen. Nicht weniger strafbar ist es, dann dessen Gepäck in die Luft zu jagen.

Typische Reality-TV-Gestalten

Die Teilnehmer in Snowflake Mountain sind genau die Gestalten, die sich in einer Reality-Show mit solch einem Titel erwarten lassen, obwohl lange nicht so schlimm ist, wie es zunächst klingen mag. Weniger des Aussehens wegen, obwohl sich auch da schon so einiges vorhersagen lässt, sondern vielmehr aufgrund ihres Verhaltens. Einer der Kandidaten, ein 26-jähriger Mann aus Fairfax, gibt pro Woche 500 Dollar aus, um sich unter anderem die Fingernägel blau anzumalen, damit er sich wie ein König fühlen kann. Dabei handelt es sich natürlich nicht um sein sauer verdientes Geld, sondern um das seiner wohlhabenden Eltern, die es lieber sähen, wenn er einen richtigen Job annimmt, statt seinem Traum nachzuhängen, Influencer zu werden. Derselbe Typ fällt später aus allen Wolken, als die Gruppe ein Reh häuten und zerlegen muss, und hat anscheinend die Epiphanie seines Lebens, als die Rippen herausgenommen werden und nicht viel gefehlt hätte, dass ein einzelner Sonnenstrahl durch die Wolken bricht und, untermalt von Engelschören, in sein Gesicht scheint, als es sich ihm offenbart und er sein neues Leben mit dem ekstatischen Ausruf „[the] ribs [you eat] are actually ribs!“ beginnt.

Wiederum einige Zeit später wird die Gruppe gefragt, wo Norden sei, und unser Held hebt sofort selbstbewusst den Arm, allerdings nicht um anzuzeigen, dass er gerne aufgerufen werden möchte, um die Frage zu beantworten – das Armheben war bereits die Antwort, da er mit dem Finger gen Himmel zeigt. Immerhin hat er das Herz am rechten Fleck. Eine der Teilnehmerinnen, eine gerade 20 Jahre alt gewordene Veganerin, rennt ins Camp zurück, als das Reh zerlegt werden soll, wohl weil sie noch nicht verstanden hat, was „überleben in der Natur“ bedeutet. Statt sie hungern zu lassen, schleicht er sich am Abend zu ihr und gibt ihr etwas von den Nahrungsmitteln, die er früher heimlich gestohlen hat (darunter ganz zufällig auch vegane Schokolade). Im Gegenzug verrät sie ihn an den Rest der Gruppe – Undank ist der Welten Lohn.

Das darf nicht wahr sein …

Die kognitive Dissonanz des Rezensenten erlaubt es ihm nicht, in Erwägung zu ziehen, dass Snowflake Mountain nicht geskriptet ist. Während es in der Theorie möglich ist, dass es Leute gibt, die sich so verhalten wie hier gezeigt, ist da immer noch die Sache mit der de facto Entführung am Anfang, die keinen groß zu stören scheint. Selbst als die Teilnehmer ausgesetzt und von den Fahrern alleine gelassen werden, kommt keiner von ihnen auf die Idee, die eindeutig anwesenden Kameraleute anzusprechen und um Hilfe zu bitten. Die sich im weiteren Verlauf der Show entwickelnde Gruppendynamik wirkt teilweise forciert, um das Ganze interessanter zu gestalten. Einige der Dialoge wirken einstudiert, manchmal scheint sich der ein oder andere auch ein Lachen nicht verkneifen zu können dabei.

Vor allem in den mittleren Episoden lässt gerade das Editing darauf schließen, dass einiges mehrmals gedreht oder geändert wurde. Sind die Teilnehmer in der ersten und dem Großteil der zweiten Folge noch recht unsympathisch, kann der Zuschauer nach einigen Folgen doch warm mit ihnen werden, insbesondere weil sie sich tatsächlich ein wenig am Riemen reißen und zusammenarbeiten können. Die Hosts Joel Graves und Matt Tate machen anfangs auch keinen sonderlich sympathischen Eindruck, kümmern sich aber gut um ihre Schützlinge, motivieren sie und helfen auf ihre Weise beim Bewältigen der Aufgaben. Letzten Endes ist Snowflake Mountain aber nichts anderes als eine der zahllosen Survivalshows, von denen es deutlich bessere gibt.

Credits

OT: „Snowflake Mountain“
Land: UK
Jahr: 2022
Regie: Gareth Birkett
Kamera: Sam Ardley
Mitwirkende: Joel Graves, Matt Tate, Cat Bigney

Bilder

Trailer

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Snowflake Mountain – Staffel 1
Fazit
Abgesehen davon, dass die Mitwirkenden unter falschen Vorwänden zur Teilnahme bewogen wurden, unterscheidet sich „Snowflake Mountain“ kaum von anderen Survivalshows. Wirken anfangs alle noch unsympathisch und weltfremd, raufen sich die meisten im Laufe der Zeit zusammen. Bestimmte Ereignisse, Dialoge und Schnitte lassen allerdings kaum einen anderen Schluss zu, als dass hier alles geskriptet ist.
Leserwertung24 Bewertungen
5.1