Tatort Schattenleben TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
© NDR/O-Young Kwon

Tatort: Schattenleben

Tatort Schattenleben TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
„Tatort: Schattenleben“ // Deutschland-Start: 12. Juni 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als Ela Erol (Elisabeth Hofmann), die als verdeckte Ermittlerin in der linken Szene unterwegs war, spurlos verschwindet, macht sich deren Freundin und Kollegin Julia Grosz (Franziska Weisz) auf die Suche. Eine erste Spur führt sie dabei zu Nana Leopold (Gina Haller), einer linken Aktivistin, die als gewaltbereit gilt. Zeitgleich ermitteln Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Thomas Okonjo (Jonathan Kwesi Aikins) bei einer Anschlagsserie auf Polizisten. Handelt es sich dabei um Beispiele linker Gewalt? Und warum hat man es ausgerechnet auf sie abgesehen? Je tiefer die beiden graben, umso mehr müssen sie erkennen, dass auch innerhalb der Polizei einiges nicht mit rechten Dingen vor sich zu gehen scheint …

Linke Gewalt vs. Polizeigewalt

Dass beim Tatort immer mal wieder auch gesellschaftliche Themen angeschnitten werden, ist kein Geheimnis. So hat es in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Filmen gegeben, die mehr sein wollten als ein bloßer Unterhaltungskrimi. Da kann es mal um Missstände in den Sozialsystemen gehen, #MeToo wurde aufgegriffen, rechte Gewalt sowieso. Bei Schattenleben ist es nun die linke Gewalt, die angesprochen wird. Zwar ist anfangs nicht klar, ob die autonome Szene tatsächlich für den Brandanschlag auf einen Polizisten und dessen Frau verantwortlich ist. Ganz auszuschließen ist es aber nicht, zumal gerade Nana als skrupellose Kämpferin porträtiert wird, die so von ihrem Tun überzeugt ist, dass unschuldige Opfer in Kauf genommen werden.

Drehbuchautorin Lena Fakler reichte das aber nicht und eröffnet deshalb in Tatort: Schattenleben noch eine zweite Front und fasst das heikle Thema der Polizeigewalt an. Diese war in den letzten Jahren bekanntlich immer wieder in den Medien, vor allem im Zusammenhang mit den Übergriffen in den USA. Hier ist diese zwar nicht rassistisch motiviert, ist aber mit den üblich befremdlichen Loyalitätsbekundungen verknüpft, denen zufolge kein Polizeiverbrechen geahndet werden darf. Der Film verknüpft diese zwei Phänomene auf eine Henne-und-Ei-Weise. Sind die Linken gewalttätig als Reaktion auf brutale Polizisten? Oder ist die Polizeigewalt die Reaktion auf Angriffe? Auf eine eindeutige Antwort verzichtet Fakler. Sie weckt lieber Zweifel an beiden Seiten, ohne dabei Position beziehen zu wollen. Das kann man dann lobenswert finden im Hinblick auf den beabsichtigten Denkanstoß. Oder auch feige, gerade zum Ende hin, wenn sich der Film offensichtlich vor einem Standpunkt drücken will.

Trotz wichtiger Themen langweilig

Erschwerend kommt hinzu, dass Tatort: Schattenleben trotz der wichtigen Themen keine interessante Geschichte zu erzählen hat. Zwischenzeitlich darf man sich sogar fragen, ob es hier überhaupt noch eine Geschichte gibt, wenn über einen längeren Zeitraum hinweg Stillstand angesagt ist. Da geht einfach nichts voran. Inszenatorisch fand man ebenfalls kein Mittel, um den Inhalt ein bisschen aufzupeppen. Klar, es muss nicht jeder Teil so experimentell sein wie zuletzt Liebeswut und Das kalte Haus. Aber ein bisschen mehr Flair als das hier wäre da schon drin. Der 1204. Fall der ARD-Krimireihe versucht nicht einmal, einen eigenen Fußabdruck zu hinterlassen. In einer Zeit, die überschwemmt wird von TV-Krimis ist das zu wenig.

Am ehesten ist es noch Gina Haller (Zum Tod meiner Mutter) in der Rolle der wütenden Aktivistin, die Eindruck hinterlässt, zumal bei ihr zumindest versucht wurde, etwas mehr Tiefe zu erzeugen. Wenn sie durch die Gegend tobt, sorgt das punktuell mal für ein bisschen Aufregung. Ansonsten ist Tatort: Schattenleben ein recht langweiliger Film, der weder den eigenen gesellschaftlichen Ansprüchen genügt, noch dem eines Publikums, das einfach nur ein bisschen grübeln will. So richtig viele Optionen gibt es nicht, wer hinter dem Brandanschlag stecken könnte. Die Auflösung überzeugt zudem kaum, ist sogar irgendwie dämlich. Da wäre bei den Themen deutlich mehr drin gewesen.

Credits

OT: „Tatort: Schattenleben“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Mia Spengler
Drehbuch: Lena Fakler
Musik: Marc Fragstein
Kamera: Zamarin Wahdat
Besetzung: Wotan Wilke Möhring, Franziska Weisz, Gina Haller, Elisabeth Hofmann, Jonathan Kwesi Aikins, Jana Julia Roth, Robert Höller, Christian Kerepeszki, Matti Krause

Bilder

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Tatort: Schattenleben
Fazit
„Tatort: Schattenleben“ nimmt sich gleich zwei wichtiger Themen an, wenn linke Gewalt und Polizeigewalt aufeinandertreffen. Das klingt spannend, ist jedoch im Gegenteil ein ziemlich langweiliger Film. Weder hat er etwas als Krimi zu bieten, noch als Gesellschaftsporträt, zumal er sich vor eindeutigen Antworten drückt.
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