Trees of Peace Netflix
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Trees of Peace

Trees of Peace Netflix
„Trees of Peace“ // Deutschland-Start: 10. Juni 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Ruanda im April 1994: Schon länger schwelten die Konflikte zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen. Nun droht die Krise endgültig zu einem Bürgerkrieg zu eskalieren. So haben es sich Teile der Hutu in den Kopf gesetzt, die Tutsi umzubringen. Wer es wagt, dem Feind zu helfen, der muss ebenfalls dran glauben. Dennoch beschließen François (Tongayi Chirisa) und seine Frau Annick (Eliane Umuhire), bei dem Massaker nicht tatenlos zuzusehen. Während Francois loszieht, um möglichst viele Menschen zu retten, sollen sich Annick sowie die drei Frauen Peyton (Ella Cannon), Muteshi (Bola Koleosho) und Jeanette (Charmaine Bingwa) im Keller verstecken. Dort sollen sie ausharren, bis die UN sie herausholt. Doch die Rettungsmission verzögert sich, die vier bleiben eingesperrt, ohne zu wissen, ob sie noch lebend herauskommen werden …

Erinnerung an einen Völkermord

Es gehört ein wenig zur Natur des Menschen, dass er sich nur für das interessiert, was ihn unmittelbar betrifft. Das sieht man auch an der Reaktion auf die diversen Kriege. Während etwa der in der Ukraine in ganz Europa eine Welle der Solidarität ausgelöst hat und alle zumindest anfangs gebannt die Nachrichten verfolgten, werden andere gar nicht erst wahrgenommen. Eines der gravierendsten Beispiele für eine solche Missachtung war der Völkermord 1994 in Ruanda: Mehr als 800.000 Tutsi sowie gemäßigte Hutu wurden seinerzeit getötet, rund 75 Prozent der gesamten Minderheit auf diese Weise ausgelöscht. Der Westen schaute tatenlos zu, auch in den Medien war das kein Thema, zumindest nicht in der Form, wie es die Schwere der Situation erfordert hätte. Umso wichtiger ist, dass zumindest dieser Zeit gedacht wird, etwa in dem Netflix-Film Trees of Peace.

Regisseurin und Drehbuchautorin Alanna Brown setzt an einem Zeitpunkt an, als die Gewaltspirale noch relativ am Anfang steht und die Leute gar nicht genau wissen, wie ihnen geschieht. Das lässt sich etwa in der einen Szene beobachten, in der die Nonne Jeanette einen jungen Mann sieht, der immer in ihre Kirche kommt und deswegen ein guter Mensch sein muss – nur um sich dann als grausamer Mörder herauszustellen. Trees of Peace beschreibt allgemein ganz gut, wie die Welt vor den Augen der Frauen in sich zusammenbricht. Alles, was im einen Moment noch gut und richtig war, hat kurze Zeit später keine Bedeutung mehr. Damit einher geht auch ein Grundmisstrauen anderen Leuten gegenüber. Wer kann inmitten dieses Wahnsinns noch jemandem vertrauen?

Gefahren in jeder Ecke

Brown versucht, bei dem Film zweigleisig zu fahren. Zum einen will sie ganz klassisch Spannung erzeugen. So besteht immer die Gefahr, dass die vier Frauen in ihrem Versteckt entdeckt werden und selbst zum Opfer werden. Die junge Tutsi Muteshi gehört zu den Tutsi, den „Kakerlaken“, wie die Bevölkerungsgruppe von den Hutu genannt wird. Annick ist zwar selbst eine Hutu, würde aber für den Versuch bestraft, die anderen zu schützen. Die beiden anderen, eine US-Amerikanerin und die Nonne, müssten ebenfalls dran glauben. Hinzu kommen das Risiko, dass ihnen die Vorräte ausgehen oder die vorzeitige Annick vorzeitig ihr Kind bekommt. In Kombination mit der klaustrophobischen Enge des Settings kommt da schon einiges zusammen, um das Nervenkostüm des Publikums anzugreifen.

Während diese Aspekte noch einigermaßen stimmig ineinandergreifen, wirft Brown aber auch inhaltlich viel zusammen. Zu viel. Da geht es mal um den Glauben Jeannettes, der von den anderen infrage gestellt wird angesichts der aktuellen Ereignisse, sowie ihren eigenen Vater. An anderer Stelle wird eine frühere Vergewaltigung thematisiert. Auch Peyton hat eine traurige Vorgeschichte, die innerhalb der Schicksalsgemeinschaft angesprochen wird. Offensichtlich wusste die Filmemacherin nicht, wie sie in Trees of Peace das Szenario auf Spielfilmlänge ausdehnen konnte, weswegen sie auf das überwältigende Melodram setzt und lauter tragische Geschichten entwirft, die gar nichts mit der aktuellen Situation zu tun haben.

Zu viel gewollt

Das ist ebenso bedauerlich wie der späte Hang zum Pathos, wenn die Dialoge ganz groß werden sollen und dabei mächtig ins Straucheln kommen. Trees of Peace wird an diesen Stellen zu offenkundig künstlich, was durch die aufdringliche Musik noch weiter verstärkt wird. Gerade bei einem Film, der an die realen Gräueltaten erinnern will, ist das keine besonders gute Idee, sabotiert letztendlich das eigene Vorhaben. Bei der Entwicklung der Figuren mangelte es ebenso an dem nötigen Feingefühl. Brown will eine Annäherung der Protagonistinnen, auch um mit einer versöhnlich-feministischen Aussage abzuschließen. Sie will aber nicht wirklich etwas dafür tun, sondern wirft das dem Publikum einfach so vor die Füße, in der Annahme, dass das Thema so wichtig ist, dass niemand mehr so genau hinsieht. Wichtig ist es natürlich. Die Grundidee ist auch gut. Sie ist nur nicht besonders gut umgesetzt.

Credits

OT: „Trees of Peace“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Alanna Brown
Drehbuch: Alanna Brown
Musik: David Buckley
Kamera: Michael Rizzi
Besetzung: Eliane Umuhire, Charmaine Bingwa, Ella Cannon, Bola Koleosho, Tongayi Chirisa

Bilder

Trailer

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Trees of Peace
Fazit
„Trees of Peace“ hat gute Absichten und eine gute Grundidee, wenn vier Frauen in einem Keller eingesperrt den Völkermord in Ruanda erleben. Bei der Umsetzung hapert es jedoch. Anstatt sich auf die Geschichte als solche zu konzentrieren, werden reihenweise tragische Einzelschicksale zusammengeführt, die von dem eigentlichen Thema ablenken. Die aufdringliche Musik und die zu groß angelegten Dialoge führen jedoch dazu, dass der Film sehr unnatürlich wirkt.
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