Trio Infernal
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Trio Infernal
„Trio Infernal“ // Deutschland-Start: 30. August 1974 (Kino) // 27. Mai 2022 (Mediabook)

Inhalt / Kritik

Im Marseille Anfang der 1930er Jahre hat der Legionär und Rechtsanwalt Georges Sarret (Michel Piccoli) gesellschaftlich bereits einiges erreicht, unterhält er doch eine eigenes, gut laufendes Anwaltsbüro und wurde zudem mit zahlreichen Orden als Soldat geehrt. Doch nachdem er in die Ehrenlegion aufgenommen wurde, scheint alles erreicht zu sein, ohne aber nur ansatzweise an den finanziellen und politischen Zielen des Karrieristen angekommen zu sein. Da kommt ihm die Affäre mit der jungen Deutschen Philomene Schmidt (Romy Schneider) wie gerufen, denn auch sie ist nach dem Tode einer alten Frau, für deren Pflege sie viele Jahre verantwortlich war, nicht nur ohne Arbeit, sondern zudem noch ohne ein festes Einkommen. Ohne jedoch eine Heirat oder einen baldigen Geldsegen wird sie Frankreich wohl bald verlassen müssen, gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Catherine (Mascha Gonska), mit der Sarret kurze Zeit später ebenfalls eine Affäre hat.

Gemeinsam mit dem findigen Anwalt werden beide zum Schein mit etwas älteren französischen Männern verheiratet, die Sarret mit der Begründung ködert, sie würden den beiden deutschen Frauen etwas Gutes tun oder sie würden nun nicht mehr länger alleine sein. Mit der Unterstützung seines Komplizen Chambon (Philippe Brizard) gelingt dem Anwalt noch ein ganz anderer Coup, denn indem sich sein Gehilfe als Catherines Mann beim Amtsarzt ausgibt, sodass seine neue Gemahlin eine hohe Lebensversicherung auf ihren frisch gebackenen Gatten ausstellen kann, der dann auch schon bald das Zeitliche segnet. Als dann das Trio sich voneinander verabschiedet, beschließen sie jedoch, noch weiter auf Raubzug zu gehen, ist das Geld doch bestimmt schnell wieder ausgegeben.

Zwischen Horror und Komödie

Gleich mit seinem ersten Film gelang dem französischen Regisseur Francis Girod in vielerlei Hinsicht ein großer Wurf, denn zum einen konnte er einen handfesten Skandal auslösen, was Trio Infernal bis heute die rote „ab 18“ Plakette einbringt, und zugleich seiner Darstellerin Romy Schneider dabei helfen, ihre „Sissi“-Image abzulegen, was von der Kritik oftmals erwähnt wurde. Die Mischung aus Horror und Komödie basiert jedoch, auch wenn man es vielleicht kaum glauben mag als Zuschauer, auf einem wahren Fall, nämlich dem des Mörders Georges-Alexandre Sarrejani, der 1934 hingerichtet wurde. Über die Geschichte einer Mordserie hinaus geht es Girod um ein Porträt einer Menschengattung und einer Lebenshaltung, die als Spiegel eben jener Charaktere verstanden werden kann, die egal unter welchem politischen System, immer überleben und dabei über Leichen gehen.

Nur ein Jahr zuvor hatte die Filmwelt mit Marco Ferreris Das große Fressen bereits einen Spielfilm gesehen, der die beiden bereits genannten Elemente, Horror und Komödie, miteinander verknüpfte und zu einer Groteske vereinigte. Selbst in seinen blutigsten Momenten changiert Girods Film gekonnt zwischen diesen beiden Extremen, baut eine Szene ein, die eine der Figuren beim Essen zeigt, während nur wenige Zimmer weiter die durch Säure zersetzen Überreste eines Menschen in Eimer gegossen werden. Auch die Taktiken des großen Verführers Sarret sind nicht ohne eine gewisse Ironie, erscheinen sowohl Männer als auch Frauen nicht nur einem aalglatten Charme zu erliegen, sondern ebenso seinen halbseidenen Versprechungen, was in gewissen Sinne ein exzellentes Training für die von ihm angestrebte politische Karriere ist. Der Anwalt hat, besonders durch das tolle Spiel Michel Piccolis, der eine ganze Reihe solcher Rollen während seiner langen Karriere gespielt hat, eher etwas von einem Patrick Bateman aus American Psycho, dessen Maske der Zivilisation ebenso eine Fassade ist, hinter der sich ein mörderischer Geist verbirgt.

Eine Zeit der Halsabschneider

Allgemein verbindet Girods Film mit den bereits genannten Beispielen den zeitgeschichtlicher Kontext, kann man ihn doch als das überhöhte Porträt einer Zeit betrachten. Sarret, ebenso wie die Geschwister Schmidt, sind Überlebenskünstler, doch während der eine danach strebt die gesellschaftliche Leiter noch weiter nach oben zu steigen, ist es bei den beiden Schwestern zunächst nur der reine Überlebenswille, der sich genauso dadurch auszeichnet, dass dabei jede moralische Grenze überschritten werden kann. Schneider und Gonska spielen zwei Frauen, in deren Entwicklung sich widerspiegelt, welche Spuren jene Grenzüberschreitungen bei ihnen hinterlassen und welche Verwandlung beide durchmachen, bis sie immer näher jenem Monster kommen, zu dem Sarret schon seit langer Zeit geworden ist. Girod inszeniert eine Welt der Halsabschneider, in der sich jeder selbst der Nächste ist und ethische Grenzen keine Relevanz mehr haben.

Neben der Inszenierung und dem Schauspiel sind es zudem die Bilder von Kameramann Andréas Winding sowie die brillante Filmmusik Ennio Morricones, welche die Atmosphäre der 1930er Jahre sowie den Ton des Filmes treffend hervorheben und ihren Beitrag zu jener Mischung von Lachen und Erschrecken leisten.

Credits

OT: „Le Trio Infernal“
Land: Frankreich, Deutschland, Italien
Jahr: 1974
Regie: Francis Girod
Drehbuch: Francis Girod, Jacques Rouffio
Musik: Ennio Morricone
Kamera: Andréas Winding
Besetzung: Michel Piccoli, Romy Schneider, Mascha Gonska, Philippe Brizard, Jean Rigaux, Monica Fiorentini, Hubert Deschamps

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Trio Infernal
Fazit
„Trio Infernal“ ist eine Groteske über Halsabschneider, Mörder und Opportunisten. Francis Girod gelingt ein intelligenter erster Film als Regisseur, dessen Darsteller sowie Inszenierung überzeugen, und dessen Fähigkeit, seine Zuschauer zu schockieren keinesfalls nur Selbstzweck ist, sondern die moralische Fallhöhe des Menschen versucht auszuloten.
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