Web of Make Believe: Tod, Lügen und das Internet Death Lies and the Internet Netflix
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Web of Make Believe: Tod, Lügen und das Internet – Staffel 1

Web of Make Believe: Tod, Lügen und das Internet Death Lies and the Internet Netflix
„Web of Make Believe: Tod, Lügen und das Internet – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 15. Juni 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Nachdem sich Netflix bereits mit Don’t F**k with Cats – Die Jagd nach einem Internet-Killer und kürzlich mit In der Cyber-Hölle: Schrecken im Netz jenen Verbrechen widmete, welche sich auf diese oder jene Weise online abspielen, taucht Web of Make Believe: Tod, Lügen und das Internet erneut in die Untiefen des weltweiten Netzes ab, um nach ein paar mehr kriminellen Aktivitäten zu fischen und diese an (Neu)Land zu ziehen. Auf dem Regiestuhl nahm Brian Knappenberger (Wendepunkt: 9/11 und der Krieg gegen den Terror) Platz, der kein Fachfremder ist. Bereits 2012 mit We Are Legion – Die Geschichte der Anonymous-Hacker beziehungsweise 2014 mit The Internet’s Own Boy – Die Geschichte des Aaron Swartz setzte er sich mit WWW-bezogenen Themen auseinander.

Tödlicher Fehlanruf

Die Serie besteht aus sechs Episoden, welche generell eine Laufzeit von etwa einer Stunde haben. Die erste Folge, Tod durch SWAT, beschäftigt sich mit dem Phänomen des so genannten Swattings in den Vereinigten Staaten, einer Praktik, bei welcher ein falscher Notruf abgesetzt wird, um Rettungskräfte, die Polizei oder eben ein SWAT-Team zu einer bestimmten Person zu schicken. In gewisser Weise handelt es sich dabei um eine Weiterentwicklung der leeren Bombendrohungen, nur dass dabei nun Straftaten wie Geiselnahmen, Morde oder Ähnliches vorgegaukelt werden. Oft finden diese Anrufe nur aus Langeweile oder Rachegelüsten statt.

Es geht in Tod durch SWAT allerdings nicht nur um das Phänomen an sich, sondern um einen ganz bestimmten Fall, wahrscheinlich den signifikantesten zu dem Thema: Das so genannte Wichita Swatting aus dem Jahre 2017. Zwei Videospieler gerieten sich während einer Call of Duty: WWII-Session verbal in die Haare, was letzten Endes darin mündete, dass der eine dem anderen mit einem Swatting drohte und dieser ihm daraufhin scheinbar seine Adresse gab. Daraufhin beauftragte der erste Gamer eine dritte Person, welche sich in bestimmten Onlinekreisen bereits einen Namen als Swatter gemacht hatte, damit, einen gefälschten Notruf abzusetzen. Als die Beamten an der genannten Adresse in Wichita, Kansas, eintreffen, erschießt einer davon den heraustretenden Bewohner.

Bei diesem handelte es sich jedoch nicht um den vorlauten Gamer, welcher seinem Gegenüber schlicht die Adresse eines völlig Unbeteiligten mitteilte, welcher die ein-Dollar-fünfzig-Wette der beiden mit seinem Leben bezahlte – das erste Mal, dass jemand bei einem Swatting starb. Die Medien scheinen oft ein gewisses Interesse daran zu haben, Videospieler in ein ganz bestimmtes Licht zu rücken, Web of Make Believe: Tod, Lügen und das Internet hält davon glücklicherweise Abstand. Swatting ist zwar in neuester Zeit eher in der Gaming- beziehungsweise Livestreamingszene verbreitet, das hat aber nichts mit den Videospielen selbst zu tun. Dennoch scheint die Dokuserie nicht ganz neutral zu sein.

Radikalisierung durch das Internet

Die zweite Episode, Ein Mord in Washington, D. C., widmet sich dem gewaltsamen Tod von Seth Rich, Mitarbeiter des Democractic National Committee, um den sich viele haltlose rechte Verschwörungstheorien ranken. Gemeinsam mit der dritten Folge, Ich bin kein Nazi, wird aufgezeigt, wie Menschen über das Internet radikalisiert werden. Das ist unbestritten wahr, es gibt aber in der Serie keinen Gegenpol dazu, was – auch wenn es nie explizit so erwähnt wird – den Eindruck erweckt, Extremisten im beziehungsweise durch das Internet gäbe es nur auf der einen Seite des Spektrums. Es ist sicher möglich, dass sich das für eine eventuelle zweite Staffel aufgehoben wurde, dennoch wäre etwas mehr Balance hier angebracht gewesen, denn dadurch kann dem Titel Web of Make Believe ganz schnell eine andere Bedeutung angedichtet werden.

Die letzten beiden Episoden haben eine Gesamtlaufzeit von 98 Minuten und sind sicher das Highlight der Serie; die Doppelfolge behandelt auch sicher das Thema, mit welchem Knappenberg aufgrund seiner früheren Arbeiten wohl am besten vertraut sein dürfte. Zu viel soll nicht verraten werden, aber wer mit dem Begriff Stingray, welcher zudem als Episodentitel dient, etwas anfangen kann, wird bereits erahnen können, was hier auf den Zuschauer zukommt.

Credits

OT: „Web of Make Believe: Death, Lies and the Internet“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Brian Knappenberger
Musik: John Dragonetti
Kamera: Jay Visit, Andrew Schwartz, Matthew Nauser, Sean-Michael Smit, Andrew Claycomb, Sean Bagley, Neil Barrett, Axel Baumann, Marten Kaufman, Scott Sinkler, Yamit Shimonovitz, Michael Epple

Bilder

Trailer

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Web of Make Believe: Tod, Lügen und das Internet – Staffel 1
Fazit
„Web of Make Believe: Tod, Lügen und das Internet“ beschäftigt sich in sechs Episoden mit fünf verschiedenen Kriminalfällen, bei welchen das Internet eine signifikante Rolle spielte – nicht immer als Auslöser, aber doch jedes Mal als Katalysator. Während die einzelnen Folgen überwiegend für sich stehen, könnte bei einigen Zuschauern der Eindruck entstehen, die Serie als solche wäre in ihrer Themenauswahl nicht ganz ausbalanciert.
Leserwertung20 Bewertungen
5.1