Im brasilianischen Dschungel will ein Filmteam im Namen von National Geographic eine Expedition begleiten, deren Zweck es ist, den Stamm der Shirishama, auch bekannt als die „Menschen aus dem Nebel“, zu finden. Die Regie führt Terri Flores (Jennifer Lopez), die mit ihren vorherigen Arbeiten den Leiter der Expedition, Dr. Steven Cale (Eric Stoltz), überzeugen konnte und mit dem sie in der Vergangenheit eine Beziehung hatte. Zudem gehören zum Team noch ihr Kameramann Danny Rich (Ice Cube) sowie Produktionsmanagerin Denis (Kari Wuhrer) sowie deren Freund und Toningenieur Gary (Owen Wilson). Moderiert wird die Dokumentation von Warren Westridge (Jonathan Hyde), der wenig überzeugt ist von den Talenten Flores’, aber auf das Wort Cales vertraut. Unter der Leitung eines Kapitäns, der sich auf dem Amazonas auskennt, geht es schon bald los. Doch schon nach wenigen Stunden auf dem Fluss stößt die Truppe auf Paul Serone (Jon Voight), dessen Boot gesunken ist und der um Mitnahme zur nächsten Siedlung bittet. Er ist ein erfahrener Jäger, der sich auf das Fangen exotischer Schlangen spezialisiert hat und zudem eine besseren, schnelleren Weg zu den Shirishama kennt, wie er behauptet. Mit der Zeit gelingt es dem Jäger, Teile der Crew für sich zu gewinnen, besonders als sie von seinem Plan hören: Er hat vor, eine legendäre Anaconda zu finden, zu betäuben und für einen hohen Preis zu verkaufen, was bislang noch keinem Jäger oder Wilderer gelungen ist.
Mehr ein Cartoon als ein Horrorfilm
Als der österreichische Drehbuchautor Hans Bauer nach Los Angeles zog, war für ihn klar, dass er es weit bringen wollte in der Traumfabrik und als dann schon bald ein Kollege von ihm aus seiner Wohnung ausziehen konnte, sah er sich darin bestätigt, alles zu geben, damit sein Traum in Erfüllung gehen konnte. Nach vielen Versuchen wurde es ausgerechnet die Geschichte um eine Riesenschlange, die den erhofften Durchbruch brachte, auch wenn das Drehbuch mehrere weitere Versionen durchmachen musste, sodass der finale Film, wie Bauer beschreibt, mehr einem Cartoon gleicht und weniger jener Geschichte, die er im Kopf hatte. Dennoch hat gerade wegen dieses Tons oder dieses Ansatzes Anaconda einen bis heute unerreichten Kultstatus unter vielen Filmfans und darf in gewisser Weise als Vorbereiter von so Phänomen wie dem Sharknado-Franchise gelten.
Während Bauer mit seinem Roman Anaconda: The Writer’s Cut letztlich seine Version veröffentlichen durfte, verwirklichte der peruanische Regisseur Luis Llosa seine Version des Stoffes, unter Mitwirkung der Drehbuchautoren Jim Cash und Jack Epps Jr., die bereits die Vorlage zu Tony Scotts Top Gun geschrieben hatten. Bei aller Kritik, die der Film zur Zeit seiner Kinoauswertung erfuhr, muss man diesem Ansatz zugutehalten, dass er versteht, worum es sich bei diesem Stoff handelt, denn Anaconda ist, wie viele der Creature-Horror-Streifen der 90er Jahre, in erster Linie B-Movie-Unterhaltung, komplett mit allem, was dazu gehört. Dass den Beteiligten vor und hinter der Kamera mehr als bekannt war, in was für einer Art von Film sie mitspielen, sieht man an Elementen wie dem albernen CGI der Anaconda selbst, die schon damals eher aussah wie ein angemalter Gartenschlauch und weniger wie eine furchteinflößende Kreatur, sowie der schauspielerischen Leistung einiger Beteiligten, allen voran Jon Voight, dessen sudamerikanischer Akzent eher wirkt, als würde er versuchen Al Pacinos Tony Montana zu imitieren (und dabei sichtlich Freude hat).
Leise Killer
Dennoch ist Anaconda durchaus nicht ohne seine spannenden Momente. Sofern man nicht gerade die Schlange an sich dabei sieht, nutzt Llosa die Kamera aus der Sicht des leisen Killers, der sich in Windeseile seinem ahnungslosen Opfer nähert. In seinen besten Momenten erinnert dies an ähnliche Aufnahmen aus beispielsweise Der weiße Hai und folgt der Logik eines Slasherfilms, sodass man am Ende sogar sagen kann, dass hier zwei Genre bedient werden sollen, die sich als wahre Kassenschlager erwiesen hatten in den 1990er Jahren. Konsequent ist dabei, wenn die Opfer der Schlange, ebenso wie die von Michael Myers oder Ghostface-Killer, keiner besonderen Tiefe erfreuen, sondern eher wie ein Konglomerat aus Klischees anmuten, die man als im Genre erfahrener Zuschauer ziemlich schnell durchschaut hat. Vielleicht liegt aber genau hier der nicht unwesentliche Unterhaltungswert von Anaconda, dieses Bewusstsein der eigenen Grenzen und der eigenen Berechenbarkeit, sowie die übertriebenen, over-the-top-Momente, von denen besonders Voights Figur so einige auf Lager hat.
OT: „Anaconda“
Land: USA
Jahr: 1997
Regie: Luis Llosa
Drehbuch: Hans Bauer, Jim Cash, Jack Epps Jr.
Musik: Randy Edelman
Kamera: Bill Butler
Besetzung: Jennifer Lopez, Ice Cube, Jon Voight, Eric Stoltz, Jonathan Hyde, Owen Wilson, Kari Wuhrer
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