In seiner langen Karriere als Drogenfahnder bei der Polizei in Seoul sind Jo Won-ho (Cho Jin-woong) schon einige Verhaftungen und damit Erfolge gelungen, sodass er sich bei seinen Vorgesetzten wie auch den Kollegen einen gewissen Ruf erarbeitet hat. Um jedoch seine bisher längste und damit ambitionierteste Ermittlung abzuschließen, muss er Mr. Lee zur Strecke bringen, den unbekannten Anführer eines international operierenden Drogenkartells. Dank eines Maulwurfs in der Operation Lees scheint Jo dann ein wichtiger Erfolg zu gelingen, doch als die junge Frau dann aber auf grausame Weise ermordet wird, ist er auf einmal in Ungnade bei seinem Chef, der ihn für verantwortungslos und waghalsig hält. Nach einem verheerenden Bombenanschlag stellt eine Vertraute sich den Ermittlern, doch auch diese wird auf heimtückische Weise ermordet. Als Glück im Unglück erweist sich, dass man am Ort der Explosion mit Seo Yeong-rak (Ryu Jun-yeol) noch einen weiteren Überlebenden aus den Trümmern holt, der mehr als bereit ist, gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber Mr. Lee auszusagen. Zwar kennt auch Seo die wahre Identität Mr. Lees nicht, doch da er gerade an einem Drogendeal mit einem chinesischen Gangsterboss Jin Ha-rim (Kim Joo-hyuck) arbeitet, könnte er den Ermittlern helfen, diesen zu verhindern sowie Lee zu verhaften, hat der Gangster doch auf ein persönliches Treffen mit dem Südkoreaner bestanden als Voraussetzung für jegliche Geschäfte.
Zusammen mit seinem Team will Jo sich als Partner Seos ausgeben und so Jin austricksen, doch zugleich dessen eigentlichen Partner, Park Seon-chang (Park Hae-joon) in die Irre führen, der von den Geschäft nichts mitbekommen darf. Immer mehr begeben sich die Beamten und Seo in Gefahr, denn ihr doppeltes Spiel droht aufzufallen, als nicht nur Jin, sondern auch Park misstrauisch werden. Schließlich geraten sie zudem ins Fadenkreuz des Drogenhändlers Brian (Cha Seung-won), einem der engsten Vertrauten Lees, dessen Verhaftung für Jo und sein Team ein wichtiger Erfolg wäre.
Eine freies Remake
In seiner Heimat Südkorea hat Regisseur und Drehbuchautor Lee Hae-young bereits mehrfach sein Talent fürs Genrekino sowie seine Vielseitigkeit bewiesen, denn von einer Komödie wie Foxy Festival bis hin zu dem Mystery-Thriller The Silenced hat er schon sehr unterschiedliche Projekte inszeniert. Mit Believer, der bereits 2018 in die südkoreanischen Kinos kam und von da aus in mehreren internationalen Filmfestivals lief, legte er zum ersten Mal ein Remake vor, in diesem Falle eines von Johnnie Tos Thriller Drug War. Während sich jedoch die Vorlage mehr auf die Arbeit der Ermittler konzentriert, konzentriert sich Lee auf beide Seiten, nimmt sich viele erzählerische Freiheiten und legt damit einen Film vor, der ganz eigene Wege geht.
Nicht nur bei der bereits erwähnten Vorlage bedient sich Lee Hae-young in seinem insgesamt vierten Spielfilm, sondern zugleich bei vielen anderen Vertretern des Genres, die an dieser Stelle jedoch nicht genannt werden sollen, da man sonst gefährlich nahekommt, dem Film seinen vielleicht wichtigsten Twist vorwegzunehmen. Dennoch sei gesagt, dass Lee sein Talent in der Inszenierung von Actionszenen erweist, beispielsweise bei Schusswechseln, bis hin zu dramatisch dichteren Sequenzen wie den Verhören oder den Rededuellen zwischen Jo und Seo. Insgesamt wirkt Believer im Vergleich zu anderen Vertretern des Actionthrillers aus Südkorea wie einer unter vielen: sehr solide im Aufbau, dramaturgisch dicht und mit vielen interessanten Figuren. Insbesondere der Wechsel zwischen den urbanen Strukturen Seouls in die ländlichen Regionen, wenn Seo auf der Suche nach zwei „Drogenköchen“ ist, mit denen er schon eine Weile zusammenarbeitet, sorgt dann auch für Abwechslung.
Zwischen Glauben und Lüge
Im Zentrum der Handlung steht ein Geflecht von Lügen und Halbwahrheiten, denn niemand ist, für den er sich ausgibt. Selbst der an der Wahrheit interessierten Ermittler verschlägt es in verschiedene Rollen und Identitäten, wenn dies ihm dazu dient, aus seiner Untersuchung einen Erfolg zu machen. Der aus Park Chan-wooks Die Taschendiebin bekannte Cho Jin-woong spielt solide einen Polizeibeamten, der sich immer mehr in einem Labyrinth wiederfindet, das er nicht mehr zu überblicken scheint und das immer mehr emotional wie auch physisch von ihm fordert. Ryu Jun-yeol als Seo ist jedoch der eigentliche Star dieses Films, der als undurchsichtige Figur immer wieder für dramaturgisch sehr spannende Augenblicke sorgt und darstellerisch eine seiner besten Leistungen zeigt. In einer Reihe von Rollen, die durch ihr Over-acting auffallen und jegliches Gangsterklischee bedienen, fallen die beiden Darsteller sehr positiv und als jene Figuren auf, die noch am glaubhaftesten sind.
Wie immer beim südkoreanischen Action- und Thrillerkino muss auch an dieser Stelle auf das Drehbuch, den Schnitt und die Geschichte generelle noch einmal eingegangen werden. Zwar hatte schon Drug War seine Längen, doch Believer wirkt mit seinen über zwei Stunden mehr als aufgebläht, was die Existenz einer noch längeren Schnittfassung, wie man sie aktuell auf dem von Busch Media veröffentlichten Mediabook findet, geradezu unbegreiflich macht. Allein die Masse an Figuren hätte das Drehbuch auf ein erträgliches Maß reduzieren oder sich zumindest den Epilog schenken können.
OT: „Dokjeon“
Land: Südkorea
Jahr: 2018
Regie: Hae-young Lee
Drehbuch: Seo-kyung Chung, Hae-young Lee
Musik: Dalpalan
Kamera: Tae-kyung Kim
Besetzung: Jin-woong Cho, Jun-yeol Ryu, Joo-hyuck Kim, Sung-ryung Kim, Hae-joon Park, Seung-won Cha
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