Als Giacomo Casanova (Heath Ledger) im malerischen Venedig den leidenschaftlichsten Verführungskünstler des Jahrhunderts abgibt, rechnet er noch nicht mit der römisch-katholischen Kirche, die es auf ihn abgesehen hat. Staatsoberhaupt Francesco Loredan (Tim McInnerny), der es noch gut mit ihm meint, stellt dem Frauenheld daher ein Ultimatum: entweder eine Hochzeit mit einer ehrenwerten Dame, noch bevor der alljährliche Karneval in der Stadt zu Ende ist, oder eine Verbannung. Nachdem sich der Charmeur kurze Hand später in die verwitwete Wissenschaftlerin Francesca Bruni (Sienna Miller) verliebt, ergibt sich fortan die Herausforderung, diese für sich zu gewinnen. Unterdessen sitzen ihm dabei die Zeit, der Mitbuhler Paprizzio (Oliver Platt) und der vom Papst ausgesandte Bischof Pucci (Jeremy Irons) im Nacken.
Klassische Ausstattung
Ein virtuoses Musikstück von Johan Helmich Roman verrät schon in den ersten Minuten, in welchem Genre man sich befindet. Das Repertoire des Geschichtsfilms erfüllt dabei alle Kriterien: Fantastische historische Kleidungsstücke und Perücken sowie optisch tolle Setpieces und ein passgenauer Soundtrack sorgen für ein sehr authentisches Venedig um 1750. Regisseur Lasse Hallström (Gottes Werk & Teufels Beitrag) macht jedoch keinen Hehl daraus, dass sich die historische Nachzeichnung nur lose am Leben von Casanova orientiert. Stattdessen fokussiert sie sich auf eine gleichermaßen lustige wie dramatische Inszenierung über den Herzensbrecher. Statt historischer Detailliertheit wird hier daher alles so zurechtgebogen, wie es passt. Durch leicht übertriebene Charaktere, allen voran Jeremy Irons als schrulliger Bischof, ergibt sich jede Menge Humor, den Hallström gut auszuspielen weiß.
Fiktion trifft Authentizität
Dadurch, dass nicht einmal Francesca Bruni als bessere Hälfte von Casanova eine reale Person war, sondern eigens für den Film erfunden wurde, jongliert Hallström mit historischen wie auch fiktionalen Figuren. Dass keine Figur herunterfällt, sondern alle gleichermaßen gut geschrieben sind, stellt sich dadurch als die größte Stärke der Historienkomödie heraus. Ledger und Miller geben dabei ein hervorragendes Paar ab. Dass direkt in Venedig gedreht wurde und Gewänder von vier unterschiedlichen italienischen Modehäusern geliefert wurden, beschert der Komödie zudem eine hervorragende Authentizität, wie man sie im historischen Kino gern sieht. Von einem herausragenden Kunstfilm wie beispielsweise Amadeus oder Barry Lyndon ist Hallströms Werk jedoch noch ein gutes Stück entfernt, auch wenn diese die Messlatte sehr hoch gesetzt haben und sicherlich zurecht als die besten in diesem Bereich gelten.
Geschichte im Mainstream-Format
Da sich Casanova wie ein echtes Kapitel im Leben des Frauenhelds anfühlt, macht die Komödie das meiste goldrichtig. Indem Hallström weitere Zutaten integrierte, beispielsweise den Konflikt zwischen katholischer Kirche und dem Oberhaupt Venedigs, gibt es dennoch das ein oder andere, was leicht überzeichnet wirkt und man aufgrund dessen kritisieren könnte. Sprüche wie „Wir sind die katholische Kirche, wir können alles!“ kompensieren dies jedoch wiederum auf perfekte Art und Weise, wodurch sich ein in der Gesamtheit durchaus sehenswerter Film ergibt. So hat jeder etwas zum Lachen, angefangen vom seichten Humor, über skurrile Figuren bis hin zu scharfen Gags in den Betten der vielen Damen. Fans von hervorragend ausgestatteten Werken und Historienfilmen sollten sich die Komödie also nicht entgehen lassen.
OT: „Casanova“
Land: USA
Jahr: 2005
Regie: Lasse Hallström
Drehbuch: Michael Cristofer, Jeffrey Hatcher
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Oliver Stapleton
Besetzung: Heath Ledger, Sienna Miller, Jeremy Irons, Oliver Platt, Lena Olin, Omid Djalili
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