China in den frühen 1930ern: Die beiden Paare Xianchen (Yi Zhang) und Yu (Hailu Qin) sowie Chuliang (Yawen Zhu) and Lan (Haocun Liu) werden mit der Mission betraut, einen Mann aus dem von den Japanern besetzten Teil herauszuschmuggeln. Mit dessen Aussagen, so die Hoffnung, sollen die Gräueltaten der Besatzer öffentlich gemacht werden und so den Rest der Welt aufrütteln. Doch zuvor müssen es die vier schaffen, unbemerkt an ihren Zielort zu gelangen. Einfach ist das nicht: Nicht nur dass sie dem Feind aus dem Weg gehen müssen, der überall auf sie lauert. Auch innerhalb der eigenen Reihe scheint es Leute zu geben, die in Wahrheit für die Gegenseite arbeiten und alles dafür tun, damit die Mission scheitert. Nur wer könnte sie verraten haben?
Zwischen Kunst und Kommerz
Yimou Zhang ist ohne Zweifel einer der bekanntesten chinesischen Regisseure der letzten zwei, drei Jahrzehnte. Kaum jemandem gelang derart gut der Spagat zwischen Arthouse und Blockbuster-Kino. So gewann er auf den drei großen Filmfestivals Venedig, Cannes und Berlin Preise, war für mehrere Oscars nominiert. Er hatte aber auch kein Problem damit, reine Mainstreamtitel wie sein englischsprachiges Debüt The Great Wall abzuliefern, bei dem eine Reihe von Hollywood-Stars mitspielten. Zuletzt wurde es etwas ruhiger um den Ausnahme-Filmemacher, woran die chinesischen Zensoren ihren Anteil hatten. So verschwand sein Eine Sekunde, in dem ein Verbrecher einer Filmrolle hinterherjagt, um sein Kind wiedersehen zu können, plötzlich aus dem Berlinale-Programm.
Bei Cliff Walkers waren die Behörden wieder etwas gnädiger. Kein Wunder: Der Feind ist hier Japan, dessen Überfall auf das Reich der Mitte in nicht überwundenes Trauma darstellt und immer wieder in Filmen thematisiert wird. Nichts schweißt die Menschen schließlich so gut zusammen wie ein gemeinsamer Feind. Um reine Propagandaarbeit handelt es sich hierbei jedoch nicht. Zwar vollbringen die vier Hauptfiguren hier eine Heldentat, zumindest dem Plan nach. Dabei stellt sich jedoch heraus, dass inmitten der vermeintlich Guten jemand mit schändlichen Absichten ist, der die Gemeinschaft verraten hat. Nur wer war es? Ist es jemand aus dem engeren Umfeld? Steckt womöglich sogar jemand der vier selbst hinter dem Verrat?
Freund oder Feind?
Ein nationalistisches Heldenepos, wie man sie bei solchen historischen Settings oft und gern erzählt, ist das hier deshalb auf keinen Fall. Gleichermaßen sollte man nicht zu viele Actionszenen erwarten. Cliff Walkers ist vielmehr ein klassischer Spionagethriller, bei dem es zum einen um die Frage geht, ob die Mission erfolgreich ist, aber auch, wer denn nun wen hintergeht. Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Das Drehbuch arbeitet gern mit Wendungen und Unsicherheiten. Man soll hier, anders als bei Agenten-Thrillern um Bond, Hunt & Co., gar nicht wissen, wer der Held ist. Das macht es umgekehrt ein bisschen schwierig für ein Publikum, das gern Daumen drückt und mitfiebert. Denn da ist immer ein Restzweifel, ob es nicht vielleicht doch alles ganz anders ist.
Da kann es zuweilen schon mal passieren, dass man unterwegs die Orientierung verliert oder sich allgemein schwer damit tut, der Handlung zu folgen. Aber selbst dann bleibt noch die sehr schöne Atmosphäre. Zhang hat schon früher immer wieder bewiesen, dass ihm gerade im Hinblick auf die visuelle Umsetzung niemand so leicht etwas vormacht. Werke wie Hero oder Shadow sind jeweils ein Fest fürs Auge. Cliff Walkers mag vielleicht nicht ganz so kunstvoll sein wie die genannten Filme, ist für sich genommen aber ebenfalls optisch ansprechend und versteht es, die Landschaften zu einem eigenen Charakter zu machen, durch die wir zusammen mit den Figuren herumirren, mal auf der Suche, mal verzaubert von den Anblicken, die sich uns bieten.
OT: „xuányá zhīshàng“
Land: China
Jahr: 2021
Regie: Yimou Zhang
Drehbuch: Yongxian Quan
Musik: Yeong-wook Jo
Kamera: Xiaoding Zhao
Besetzung: Yi Zhang, Hewei Yu, Hailu Qin, Yawen Zhu, Haocun Liu
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