Seit ihrer Jugend kennen sich Nola (Sophie Passmann), Mads (Tim Oliver Schultz), Hennie (Leonie Brill), Tia (Zeynep Bozbay) und Hugo (Antonije Stankovic) bereits. Damals besuchten sie dieselbe Gruppentherapie, zu der sie ihre jeweiligen Eltern verdonnert hatten. 15 Jahre sind seither vergangen, doch noch immer sind die fünf eng miteinander befreundet, gehen zusammen durch dick und dünn, haben immer ein offenes Ohr für die Sorgen der anderen. Diese gegenseitige Unterstützung können sie auch gut gebrauchen. Denn obwohl ihnen die Sitzungen seinerzeit viel gebracht haben, so ganz hat die Clique das aktuelle Leben nicht im Griff. Immer wieder treten Probleme auf, die Nola heimlich in ihrem anonymen Podcast „Damaged Goods“ verarbeitet …
Eine angeknackste Freundschaft
Serien über Freundschaften gibt es natürlich nicht wenig. Friends oder How I Met Your Mother wurden weltweit zu Phänomenen, die bis heute treue Fans haben. Dass es einen Markt für solche humorvoll aufbereiteten Alltagsgeschichten gibt, ist deshalb bekannt. Ein Markt, den viele gern für sich nutzen würden. Nur braucht es natürlich schon auch etwas, wodurch man sich von der zahlreichen Konkurrenz abheben sollte, um auch tatsächlich von der Zielgruppe ahrgenommen zu werden. Bei der deutschen Produktion Damaged Goods ist das Alleinstellungsmerkmal bereits im Titel mehr oder weniger vorweggenommen. Die Amazon Prime Video Serie handelt von fünf Freunden und Freundinnen, die alle irgendwo einen Knacks in sich tragen, weshalb sie sich ausgerechnet bei einer Therapiesitzung kennengelernt haben. Eine weniger alltägliche Situation, um Freundschaft zu schließen.
Anders als aber etwa die Sitcom Anger Management, die ebenfalls von den Leuten einer Gruppentherapie erzählte, liegen die Sitzungen hier schon Jahre zurück. Sie werden auch nur gelegentlich angesprochen oder in kurzen Flashbacks gezeigt. Hauptaugenmerk liegt auf der Gegenwart, wo alle fünf noch immer ein wenig zu kämpfen haben. Nola ist von der Uni geflogen, Hennie plagt sich mit ihrem Kinderwunsch herum, Tia versucht sich mehr schlecht als recht als Künstlerin, Mads geht mit jeder Frau ins Bett, Hugo kämpft mit seiner Homosexualität und dem damit verbundenen Lebensstil. Da ist nichts dabei, was sich nach einer gravierenden Verrücktheit anhört. Aber darum geht es in Damaged Goods auch nicht. Hier sollen keine großen Psychosen abgearbeitet werden. Vielmehr stehen vergleichsweise gewöhnliche Alltagsprobleme auf dem Programm, mit dem sich das Publikum identifizieren kann und soll.
Überspitzt, bekannt, sympathisch
Diese werden dafür – die Zuschauer und Zuschauerinnen sollen ja unterhalten werden – gern mal ein bisschen überspitzt dargestellt. Und natürlich gibt es immer wieder Situationen, in denen die Figuren zielsicher etwas falsch machen, damit am Ende auch ja das angestrebte Chaos entsteht, über das wir lachen sollen. Zum Teil ist das ein bisschen formelhaft. Dass beispielsweise Nolas Podcast, in dem sie ungefragt das Leben der anderen behandelt, irgendwann auffliegt, ist derart obligatorisch, dass das nicht mehr unter Spoiler fällt. Damaged Goods will dann eben doch Mainstreamunterhaltung sein und möglichst viele ansprechen. Kleinere Denkanstöße lassen sich natürlich immer mal wieder finden, wenn es um Punkte wie Selbstfindung, Freundschaft oder auch Diversität geht. Die ganz großen neuen Erkenntnisse sollte man aber nicht erwarten.
Dafür macht die Serie, die auf dem Filmfest München 2022 Premiere feierte, Spaß. Man stellte hier eine sympathische Clique auf, die manchmal natürlich etwas anstrengend sein kann, wenn sie immer wieder Probleme aus dem Nichts schafft. Aber man verbringt doch gern Zeit mit der Chaostruppe, sieht zu, wie sie hinfällt, sich dabei wieder aufrappelt, mal allein, oft mit Unterstützung der anderen. Damaged Goods ist damit eine Serie, welche die Bedeutung von Freundschaft betont, gleichzeitig dafür appelliert, offener durchs Leben zu gehen, ohne sich dabei zu moralisch geben zu wollen. Das wird sicher nicht für ein weltweites Phänomen wie die obigen Beispiele reichen, wohl aber, um sich daheim eine gute Zeit zu machen – sei es solo oder mit der eigenen Clique.
OT: „Damaged Goods“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Anna-Katharina Maier
Drehbuch: Jonas Bock, Lene Pottgießer, Frederick Schofield , Claudia Seibl, Chris Hödl, Paul M. Feldmann, Isabella Oliveira Parise Kröger
Musik: David Reichelt
Kamera: Nathalie Wiedemann
Besetzung: Sophie Passmann, Tim Oliver Schultz, Leonie Brill, Zeynep Bozbay, Antonije Stankovic
Was ist das Geheimnis guter Freundschaften? Und ist es für ihn, in der Öffentlichkeit zu leben? Diese und weitere Fragen haben wir Tim Oliver Schultz in unserem Interview zu Damaged Goods gestellt.
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