Das Rätsel um D. B. Cooper

Die Eröffnungssequenz von Das Rätsel um D. B. Cooper wirkt wie eine Art Gag, wenn ein paar Typen sich als Möchtegerncops gerieren, die anscheinend eine Art Heist vereiteln (oder wahlweise durchziehen, ist eigentlich auch alles egal) wollen, und das Ganze noch im Amateurstil gefilmt ist, mit der REC-Einblendung und allem Drum und Dran. Es wirkt mehr wie eine geskriptete Reality-Show im Nachmittagsprogramm von RTL II als wie eine Netflix-Dokuserie. Ein paar dazwischengeschobene Bilder verstärken erst den Eindruck, es handele sich nur um einen Scherz, der sicher in irgendeiner geistreichen Auflösung endet, aber die meinen das wirklich ernst. Ein paar Nachrichtentonausschnitte leiten dann zum eigentlichen Thema über, dem spektakulären und mysteriösen Falle der Flugzeugentführung durch D. B. Cooper (sein eigentliches Pseudonym war Dan Cooper).

Bei dem reißerischen Original-Titel D.B. Cooper: Where Are You?! hätte eigentlich schon klar sein sollen, worum es sich hier handelt, aber nachdem die Streamingplattform in letzter Zeit relativ positiv dadurch aufgefallen ist, dass sich die dort verfügbaren True-Crime-Dokus mit wenig bis kaum Dramatisierung (Der Mörder meiner Tochter) auszeichnen oder dass ein Thema nicht unnötigerweise zu einer mehrfolgigen Serie ausgedehnt wurde (Das Mädchen auf dem Bild), wog sich der Rezensent zu sehr in Sicherheit, um die Zeichen richtig zu deuten. Dass die Leerstelle im Titel fehlt, ist ja noch der geringste Mangel, aber wer sich auf eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Fall gefreut hat, sollte sich lieber anderweitig umsehen. Der Fairness halber sei gesagt, dass die Miniserie durchaus völlig Ahnungslosen einen Überblick über die Ereignisse gibt.

Die Suche nach Antworten

D. B. Cooper entführte 1971 ein Flugzeug, erpresste ein Lösegeld von zweihunderttausend US-Dollar (inflationsbereinigt wären das heute über 1,2 Millionen), sprang mit einem Fallschirm aus der Maschine und ward nicht mehr gesehen. 1980 wurden ein paar dieser Banknoten in der Nähe des Columbia Rivers ausgegraben, aber handfeste Hinweise auf die Identität oder den Verbleib des Mannes gab es nie, sodass das FBI schließlich im Jahre 2016 die Ermittlungen endgültig einstellte. Das hinderte natürlich niemanden daran, eigene Theorien über den zugegebenermaßen interessanten Fall aufzustellen. Leute, die sich hobbymäßig intensiv mit der Sache beschäftigen, werden auch Cooperites genannt, treffen sich sogar auf so genannten Cooper Cons, um Ideen und Mutmaßungen auszutauschen. Auf diesen liegt das Hauptaugenmerk der Miniserie.

Der Fall ist aber nun einmal ungelöst und wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch immer bleiben. Natürlich hat er etwas an sich, das zum Rätselraten einlädt, und obwohl einige der Theorien komplett absurder Humbug sind, gibt es doch einige solide und interessante. Das Rätsel um D. B. Cooper liefert aber keine Antworten, kann auch gar keine Antworten liefern, da es keine Antworten gibt, und will das vermutlich auch überhaupt nicht. Netflix fällt wieder zurück in das Schema, alles auszuschlachten und einen Haufen unbeantworteter Fragen zurückzulassen. Dazu noch die ganze reißerische Aufmachung, das Thema hätte eine deutlich seriösere Herangehensweise verdient. Selbst in der Marvel-Serie Loki wurden die Geschehnisse respektvoller behandelt, und da wurde das Ganze ja wirklich eher als Scherz inszeniert.