Der Hass zwischen den Rathcarts und den Gibbons hat eine lange Tradition. Seit mehr als 150 Jahren sind die beiden Familien schon miteinander verfeindet. Als sich ausgerechnet Mary Rathcart (Alexandra Daddario) und Benjamin Gibbon (Diego Boneta) ineinander verlieben, hängt der Haussegen erwartungsgemäß schief. Nachdem ein Verbot der Beziehung nicht fruchtete, beschließt ihr Vater William (John Ralston) daher, sie nach Paris zu schicken, wo sie auf eine Privatschule gehen soll, unter den wachsamen Augen von Terrence Uberahl (Justin Chatwin). Erst Jahre später werden sie sich wieder begegnen, zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt, stecken die Rathcarts doch mitten in einem Whistleblower-Skandal, der sie alles kosten könnte …
Romeo und Julia der Neuzeit
Seit 2005 bereits wird die sogenannte Black List veröffentlicht: eine Liste der beliebtesten bislang nicht verfilmten Drehbücher. Als Idee ist das ganz interessant, gerade auch im Hinblick auf Entstehungsprozesse. Die Filme, die am Ende entstehen, sind zuweilen aber so ernüchternd, dass man sich fragen darf: Was genau haben die alle in dem Drehbuch gesehen? So wurde beispielsweise Lass mich nicht gehen kürzlich allein durch die schauspielerische Klasse gerettet, während der Inhalt zwischen banal und fragwürdig wechselte. Und auch bei Die in a Gunfight, das schon 2010 auf der besagten Black List stand, ist die Verwunderung im Anschluss groß, wie es die Geschichte seinerzeit auf die Liste schaffte.
Die Grundidee kann es nicht gewesen sein. Warum sollte im 21. Jahrhundert jemand noch wirklich eine neue Fassung von Romeo und Julia erzählen wollen? Und warum sollte man das als Zuschauer und Zuschauerin sehen wollen? Wobei es natürlich schon Unterschiede gibt zwischen Shakespeares berühmten Stück und Die in a Gunfight. Da wäre zum einen das Alter der Figuren. Bei Jugendlichen im 16. Jahrhundert nimmt man es noch etwas leichter ab, wenn sie mit dem Druck der Familien zu kämpfen haben. Bei der Neuinterpretation sind die beiden verhinderten Liebenden jedoch bereits Anfang 30, was die Sache mit der mangelnden Selbstverwirklichung ein bisschen schwerer zu schlucken macht.
Viel Lärm um Nichts
Dessen bzw. der insgesamt geringen Glaubwürdigkeit war man sich in Die in a Gunfight jedoch bewusst. Sinngemäß wird dann auch an einer Stelle in einer Mischung aus Spott und Verwunderung gesagt, dass das Konzept einer Familienfehde nicht mehr zeitgemäß ist. Allgemein finden sich in den anderthalb Stunden immer wieder humorvolle Passagen. Vor allem das Mittel der Übertreibung wird gern immer wieder herangezogen, um die wenig interessante Geschichte aufzupeppen. Das kann in Form völlig überzogener Figuren geschehen, von denen es hier jede Menge gibt. Alternativ wird auch immer wieder bei der Präsentation herumgebastelt. Die – viel zu lange – Einführung etwa erfolgt mittels Animationssequenzen. Auch später ist der Wille zur stilvollen Inszenierung spürbar. Regisseur Collin Schiffli hat da schon einiges versucht.
Überzeugend ist das Ergebnis jedoch nicht. So sind die Unternehmungen, möglichst cool und stilvoll zu sein, schon recht bemüht. Gleiches gilt für den Humor, der immer mehr sein will, als er letztendlich ist. Von den romantischen Gefühlen, um die es ja eigentlich gehen sollte, ist ohnehin nichts zu spüren. Die in a Gunfight wirkt an vielen Stellen dann doch eher wie die Kopie einer Kopie, bei der unterwegs zu viel verloren gegangen ist. Tatsächlichen Grund zum Ärgern bietet die Mischung aus Action, Romanze und Thriller zwar nicht. Dafür aber dürften sich nicht wenige hier langweilen, wenn bis zum Schluss praktisch nichts Spannendes passiert.
OT: „Die in a Gunfight“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Collin Schiffli
Drehbuch: Andrew Barrer, Gabriel Ferrari
Musik: Ian Hultquist
Kamera: Magdalena Górka
Besetzung: Alexandra Daddario, Diego Boneta, Justin Chatwin, Wade Allain-Marcus, Emmanuelle Chriqui, Travis Fimmel
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