Die längste Nacht Baruca Netflix
© Netflix/Carla Oset

Die längste Nacht

Die längste Nacht Baruca Netflix
„Die längste Nacht“ // Deutschland-Start: 8. Juli 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Skrupel kennt Simón Lago (Luis Callejo) keine. Zahlreiche Menschen hat er bereits brutal ermordet und anschließend verstümmelt, er denkt nicht einmal daran aufzuhören. Doch dann wird der gefürchtete Serienkiller doch noch von der Polizei geschnappt und in eine Gefängnispsychiatrie Baruca gebracht. Eben dort arbeitet auch der Wärter Hugo (Alberto Ammann), bei dem privat gerade alles drunter und drüber geht und der deshalb zwei seiner Kinder mit zu seiner Arbeit nehmen muss. Doch das ist nur der Anfang einer wahren Schreckensnacht: Jemand hat seine Tochter Laura (Maria Caballero) entführt und eine von Lennon (José Luis García Pérez) angeführte Gruppe taucht schwer bewaffnet bei dem Gefängnis auf, um Lago mitzunehmen …

Düsteres aus Spanien

Spanische Serien erfreuen sich auf Netflix immer wieder größerer Beliebtheit. Vor allem wenn es darum geht, sich mit düsteren, spannenden oder auch actionreichen Geschichten die Zeit zu vertreiben, stehen Produktionen aus dem südosteuropäischen Land Hoch im Kurs. Die berühmteste ist dabei natürlich Haus des Geldes, welches seinerzeit zu einem Phänomen wurde. Aber auch Deine letzte Stunde, Die Schergen des Midas, High Seas oder Kein Friede den Toten brachten in den letzten Jahren gute Einschaltquoten. Insofern ist bei jeder neuen spanischen Serie aus diesem Segment die Neugierde groß, on der Streamingdienst den nächsten Hit an Land gezogen hat. Die Chancen stehen bei Die längste Nacht nicht schlecht, da doch einiges für sie spricht. Gleichzeitig werden nicht wenige am Ende frustriert sein.

Ein Grund hierfür ist das erstaunlich offene Ende. Zwar werden schon einige der Fragen beantwortet, die hier im Laufe der sechs Folgen aufgeworfen werden. Aber eben nicht alle, die Geschichte bricht recht unvermittelt ab. Das ist bei Netflix-Serien zwar keine Seltenheit: Beim Streamingdienst werden fast immer neue Produktionen auf mehrere Staffeln hin ausgelegt, die dann mal kommen, mal auch nicht. Die längste Nacht wurde offiziell aber als Miniserie angekündigt, die damit in sich geschlossen sein sollte. Auch das muss letztendlich nichts heißen: So manche Serie wurde später doch fortgesetzt, obwohl sie eigentlich gar nicht als Fortsetzungsgeschichte anvisiert war. Am Ende entscheidet dann doch nur der Erfolg und die Abwägung, ob das Publikum noch ein weiteres Mal einschalten würde.

Belagerung von außen

Daran darf hier gezweifelt werden. Das Szenario an sich ist grundsätzlich schon reizvoll. Die Belagerung eines Ortes ist immer dazu geeignet, um für kräftig Spannung zu sorgen. Der Klassiker Assault – Anschlag bei Nacht fällt einem hier zwangsläufig ein, damals wurde eine Polizeistation von außen angegriffen, während sich eine Schar Leute darin verbarrikadierte. Zuletzt griffen auch Filme wie Ditched oder Enemy Unknown auf solche Szenarien zurück. Bei Die längste Nacht wird das auf interessante Weise variiert, indem ein Gefängnis zum Ort der Belagerung wird. Das bedeutet dass draußen Verbrecher sind, drinnen sind Verbrecher, nur eine kleine Schar von Helden und Heldinnen können als letzte Bastion die Katastrophe noch verhindern. Kommt es zu einem Aufeinandertreffen, ist ein Blutbad kaum zu verhindern, bei dem nicht nur die Polizei und die Gefängniscrew ihr Leben verlieren kann, sondern auch die Kinder des Protagonisten.

Doch so richtig überzeugend ist diese Vermischung der beruflichen und privaten Ebene nicht. Die längste Nacht versucht, viel zu viele Elemente einzubauen, die dann irgendwie zusammen funktionieren sollen. Dafür reicht aber die Laufzeit nicht aus. Während es einerseits angenehm ist, mit sechs Folgen à 45 Minuten mal ohne die gefürchteten Netflix-Längen auszukommen, geht dies doch zu Lasten des Inhalts. Entweder hätte die Serie länger sein müssen, um einige der Figuren und Themen tatsächlich auch mal vertiefen zu können. Oder man streicht einiges von dem raus, was die Geschichte hätte komplexer machen sollen, dabei letztendlich aber nur ablenkt. Da wäre weniger doch mehr gewesen, eine Konzentration auf das Wesentliche.

Eine doppelte Bedrohung

Das bedeutet aber nicht, dass man hiermit nicht seinen Spaß haben kann. Die ständige Gefahr, die mit diesem Szenario verbunden ist, sorgt für wohlige Anspannung. Das Gefängnis selbst entwickelt durch die doppelte Bedrohung von außen und innen klaustrophobische Qualitäten. Und natürlich ist da auch der moralische Faktor: Darf man einen Serienmörder opfern, um das eigene Leben zu retten? Und was macht das mit einem, eine solche Entscheidung zu treffen? In Kombination mit dem hohen Tempo kommt dadurch bei Die längste Nacht genügend zusammen, wofür man hier einmal reinschauen kann. Man sollte sich nur eben darauf einstellen, dass das hier letztendlich irgendwie unbefriedigend ist und vieles zu halbherzig abgearbeitet wird. Da wäre bei der Ausgangssituation doch einiges mehr drin gewesen.

Credits

OT: „La noche más larga“
Land: Spanien
Jahr: 2022
Regie: Óscar Pedraza
Drehbuch: Xosé Morais, Victoriano Sierra Ferreiro
Besetzung: Alberto Ammann, Luis Callejo, Bárbara Goenaga, José Luis García Pérez, Roberto Álamo, Daniel Albaladejo, Cecilia Freire, Maria Caballero

Bilder

Trailer

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Die längste Nacht
Fazit
Wenn eine Gefängnispsychiatrie von bewaffneten Männern belagert wird, verspricht das Szenario eigentlich doppelt Spannung. Das klappt allerdings nur zum Teil. Das Tempo ist bei „Die längste Nacht“ hoch. Vieles wird aber nicht so richtig genutzt, zumal die Geschichte auf unnötige Weise erweitert wird – bis sie ganz abrupt endet.
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