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Der Schock ist groß bei Dr. Véronique Gilbert (Friederike Linke), als sie von ihrer Mutter Thérèse (Sabine Vitua) erfährt, dass nicht Serge ihr Vater war, wie man ihr zeit ihres Lebens weisgemacht hatte. Stattdessen ist dessen Bruder Franck (Peter Benedict), der ebenfalls als Arzt arbeitet, der wahre Vater. Während Véro noch ganz außer sich ist, fährt sie versehentlich Sarah Simon (Barbara Schöne). Dabei stellt sie fest, dass es sich bei ihr ausgerechnet um die demenzkranke Mutter ihres Kollegen Hugo (Nico Rogner) handelt. Und das sind nicht die einzigen Schwierigkeiten, mit denen sich die beiden befassen müssen …
Unterwegs im falschen Frankreich
Am Sonntag Abend stehen im ZDF bekanntlich gerne mal Reisen auf dem Programm. Genauer laden die diversen Herzkino-Filmreihen dazu ein, es sich auf der Couch gemütlich zu machen und gemeinsam mit den Figuren andere Länder zu erkunden, so als sei man selbst mit von der Partie. Während Traumschiff und Ein Sommer in… jedes Mal woanders Halt gemacht wird, steht bei Ein Tisch in der Provence Südfrankreich auf dem Programm. Zwar spielen die Filme selbst nicht in der Provence, wie laut Titel behauptet wird. Ansonsten gibt man sich aber viel Mühe, französisches Flair zu verbreiten. Bei Unverhoffte Töchter klappt das schon ein bisschen besser als das Mal zuvor in Zwei Ärzte im Aufbruch. Neben den ganzen französischen Namen und Begrüßungen gibt es hier hin und wieder auch französische Chansons zu hören.
Und auch inhaltlich stellt der vierte Teil der Reihe eine kleine Verbesserung zum direkten Vorgänger dar. Zumindest gibt es hier keine auch nur annähernd so schlimme Entgleisung wie das Selbstmord-Thema, das auf befremdliche Weise instrumentalisiert wurde. Das heißt aber nicht, dass Ein Tisch in der Provence: Unverhoffte Töchter durch die Vermeidung eines ähnlichen Fauxpas auf einmal gut wäre. Tatsächlich ist selbst Durchschnitt ein weit entfernter Traum für dieses Drama. Aber manchmal muss man sich mit wenig zufrieden geben. In dem Fall heißt „wenig“ das kleinere Übel. Immerhin muss man sich dieses Mal nicht ganz so sehr ärgern.
Das ganze Leben ein einziges Drama
Gründe um mit den Augen zu rollen findet man hingegen nicht zu knapp. Schon die Enthüllung, dass Véro einen anderen Vater hat, als sie immer dachte, ist übelstes Seifenoper-Niveau. Dass sie ausgerechnet die Mutter ihres Kollegen anfährt, kann auch nur einem Drehbuchteam einfallen. Und weil das alles noch nicht genug ist, werden noch eine Reihe weiterer Dramen, Schicksale und Unglücke eingeführt. Offensichtlich war das Motto in Ein Tisch in der Provence: Unverhoffte Töchter, dass man bloß keine der rund 88 Minuten dafür verschwendet, auch mal so etwas wie einen Alltag zu zeigen. Alternativ scheinen Barbara te Kock und Valentin Holch, die gemeinsam die Geschichte geschrieben haben, eine sehr eigentümliche Vorstellung davon zu haben, was Alltag bedeutet.
Das ist dann auch eines der Hauptprobleme der Reihe: Solche lokal verwurzelten Geschichten leben eigentlich maßgeblich davon, dass man den Eindruck hat, Teil einer Gemeinschaft zu werden und einen Einblick in ihr Leben zu gewinnen. Ein Tisch in der Provence: Unverhoffte Töchter ist jedoch dermaßen absurd und plump überkonstruiert, dass von diesem Gefühl nichts mehr übrig bleibt. Das ist schade um die schöne Gegend, die tatsächlich dafür geeignet wäre, Daheimgebliebenen ein wenig Urlaubsstimmung zu bescheren. Aber in der Form fühlt man sich so, als habe man gleichzeitig die Realität verlassen.
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