Pedro De Toro (Daniel Martínez) hat genug: Er will endlich die Welt des Verbrechens hinter sich lassen und gemeinsam mit seiner Familie – Frau Francis (Lisette Morelos) sowie die beiden Kinder Maria (Ana Paola Marin) und Beto (Matias del Castillo) – ein anständiges, geregeltes Leben beginnen. Das bedeutet allerdings auch, sich mit mächtigen Verbrechern anzulegen. Um heil aus der Geschichte herauszukommen, haben sich die vier daher zusammen mit besonders kräftigen Wachen in einem Hightech-Bunker verkrochen. Doch dort bleiben sie nicht lang allein. Nicht nur dass die kränkliche Jugendliche Lina (Paulina Gil) zu ihnen stößt. Sie werden bald auch von einer seltsamen Gruppe belagert, die nicht ganz das ist, wonach sie aussieht …
Ein (un)möglicher Schwachsinn
Enemy Unknown ist einer dieser Filme, bei denen man nicht genau weiß, wie viel man bei der Beschreibung nun verraten soll. Denn auf der einen Seite könnte es dem Publikum als Warnung dienen, vorab zu sagen, was genau einen bei diesem kruden Mix der unterschiedlichsten Einflüsse und Figuren erwartet. Das ist so bescheuert, dass die meisten vorab dankend ablehnen und sich etwas anderes anschauen werden. Durchaus zurecht, zumindest wenn es um die tatsächliche Qualität des Streifens geht. Gleichzeitig ist es die Unberechenbarkeit, bei der alles Mögliche und Unmögliche zusammengeworfen wird, die dem Ganzen einen Reiz verleihen könnten, gesetzt den Fall man mag diese Form ungenierten Schwachsinn.
Das Szenario, dass eine Gruppe von Leuten sich an einem Ort verbarrikadiert, während von draußen die Gefahr unbeirrt versucht hereinzukommen, ist im Genreumfeld natürlich ein immer wieder gern gesehenes. Assault – Anschlag bei Nacht von John Carpenter zeigte bereits Mitte der 1970er, wie viel Spannung sich damit erzeugen lässt. Ein aktuelles Beispiel ist der Horrorfilm Ditched, bei dem ein mitten im Nirgendwo verunglückter Gefangenentransport zum Schutzraum gegen eigenartige Invasoren wird. Eigenartig sind aber auch die Leute, die in Enemy Unknown den Menschen im Bunker den Krieg erklärt haben. Dass es sich bei den Aggressoren um keine normalen Verbrecher handelt, wie es Pedro aus gutem Grund annimmt, das weiß das Publikum schon. Was genau los ist, wird aber erst später erklärt.
Irrfahrt zwischen den Genres
Aber es ist eben nicht nur die Identität der Angreifer, welche Enemy Unknown von anderen vergleichbaren Home-Invasion-Geschichten unterscheidet. Schon die Einteilung in ein Genre ist hier nur unter Schwierigkeiten möglich. Das Belagerungsszenario spricht für einen Thriller. Die Identität mancher Figuren kommt aus dem Horror-Bereich – ebenso eine übernatürliche Freizeitbeschäftigung. Action spielt eine große Rolle, nicht ohne Grund findet man zuweilen Martial Arts bei den Beschreibungen des Films. Ein bisschen Familiendrama darf auch nicht fehlen, wenn es bei Pedro nicht allein berufliche Probleme gibt. Und auch Mystery wäre nicht verkehrt, wenn der mexikanische Regisseur und Co-Autor Rigoberto Castañeda ganz bewusst vieles zunächst offen lässt und auf die Neugierde des Publikums setzt.
Man sollte auf die Antworten jedoch besser keinen allzu großen Wert legen. Stattdessen ist das beste Argument, sich Enemy Unknown einmal anzuschauen, dass man keinerlei Hemmungen dabei hatte, den größten Blödsinn zusammenzurühren, bis am Ende niemand mehr sagen kann, was das hier denn sein soll. Wer sich an dergleichen erfreuen kann, findet hier einen grotesken Mix, der zumindest nicht in der Masse an Horror-Filmen untergeht. Tatsächlich gut ist an dem Ergebnis aber nichts. Inhaltlich und schauspielerisch hat das nichts zu bieten. Und auch die Actionszenen leben mehr von dem Überraschungsfaktor als einer ausgefeilten Choreografie.
OT: „Sin Origen“
AT: „Origin Unknown“
Land: Mexiko
Jahr: 2020
Regie: Rigoberto Castañeda
Drehbuch: Rigoberto Castañeda, Rigoberto Castañeda
Musik: Rodrigo García Morelos, OmeWorld, Paola Treviño Todd
Kamera: Germán Lammers
Besetzung: Daniel Martínez, Lisette Morelos, Paulina Gil, Horacio Garcia Rojas, Arap Bethke, Adrià Collado
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