Familienfest DVD arte TV Fernsehen Mediathek
© NFP

Familienfest

Familienfest DVD arte TV Fernsehen Mediathek
„Familienfest“ // Deutschland-Start: 15. Oktober 2015 (Kino) // 17. März 2016 (DVD)

Inhalt / Kritik

Der 70. Geburtstag des Konzertpianisten Hannes Westhoff (Günther Maria Halmer) steht bevor. Für seine zweite Frau Anne (Michaela May) steht fest, dass dieses Ereignis groß gefeiert werden muss. Und so kommen nicht nur seine drei Söhne aus erster Ehe vorbei: Max (Lars Eidinger), Frederik (Barnaby Metschurat) und Gregor (Marc Hosemann). Auch deren Mutter Renate (Hannelore Elsner) ist auf Drängen von Anne mit dabei. Die Freude des Zusammentreffens währt jedoch nur kurz, da viele langjährige Probleme ihren Weg an die Oberfläche finden. Hinzu kommen noch einige neue Herausforderungen, welche rasch zu erbitterten Auseinandersetzungen führen und zahlreiche Eskalationen nach sich ziehen …

Familienfeiern als Kriegsschauplätze

Dass ein Familienzusammentreffen bei aller Freude auch eine Herausforderung sein kann, das ist eine Erfahrung, welche die meisten wohl machen. Gerade Feiern zu Weihnachten, wenn plötzlich alle weit verstreuten Angehörige zusammenkommen und auf engstem Raum sind, bergen ein gewisses Konfliktpotenzial. In Filmen darf dieses bekanntlich noch einmal ein wenig größer ausfallen, dürfen Streitigkeiten zu regelrechten Kleinkriegen auswachsen. Dramen wie der Dogma-Beitrag Das Fest oder auch Blackbird – Eine Familiengeschichte zwangen jeweils Familien dazu, sich mit alten Gräben und Wunden auseinanderzusetzen. Aber auch in deutschen Familien liegt einiges im Argen, zumindest wenn es nach Familienfest geht.

Das Szenario ist klassisch. So klassisch, dass es fast schon wieder langweilig ist: Das Familienoberhaupt hat Geburtstag, alle kommen sie aus den unterschiedlichsten Richtungen angelaufen, nur damit kurze Zeit später die Fetzen fliegen. Familienfest wählt hierfür eine Mischung aus alten und neuen Reibepunkten. So muss sich beispielsweise Frederik, der mit seinem Partner Vincent (Daniel Krauss) anreist, homophobe Kommentare anhören. Überhaupt spart der große Künstler Hannes nicht mit kleinen schäbigen Angriffen. Freude scheint ihm ein Fremdwort zu sein, von Liebe ganz zu schweigen. Weshalb der Misanthrop zwei Frauen und drei Kinder hat, wird nie wirklich klar, wenn er doch offensichtlich jeden anwesenden Menschen als Zumutung empfindet.

 

Überhaupt verzichtet das Drehbuch darauf, allzu viel erklären oder vertiefen zu wollen. Das zeigt sich gerade auch an den Figurenzeichnungen, die oft ein wenig schematisch bleiben. In Familienfest treffen einige Archetypen aufeinander, bei denen drumherum nur wenig Geschichte oder auch Charaktereigenschaften herrschen. Bei den diversen Problemen, welche die Familie mit sich herumträgt, ist ebenfalls nichts dabei, was einen groß aufhorchen ließe. Ob es nun die finanziellen Schwierigkeiten von Gregor sind oder die schwere Krankheit von Max, die gleich zu Beginn des Dramas verdeutlicht wird: Regisseur Lars Kraume (Das schweigende Klassenzimmer) erzählt nichts, was man nicht schon in zahlreichen anderen Filmen gesehen hat.

Aber das muss ja nicht unbedingt verkehrt sein. Vieles von dem, was hier vorgetragen wird, ist so universell, dass sich praktisch alle Zuschauer und Zuschauerinnen darinnen wiederfinden können. Außerdem geben diese Alltäglichkeiten dem Ensemble die Möglichkeit, diese Leerstellen mit eigenem Talent zu füllen. Und davon gibt es hier reichlich: Ob Günther Maria Halmer (Enkel für Anfänger) in der Rolle des bösartigen Patriarchen oder Hannelore Elsner (Hannes), die mit Vergnügen zusieht, wie alles um sie herum zusammenbricht, es macht einfach großen Spaß, dem mit vielen bekannten Darstellern und Darstellerinnen gefüllten Horrorkabinett zuzusehen, wie es sich gegenseitig auseinandernimmt. Dass vieles hier etwas überzogen ist und man zuweilen das Gefühl hat, einer Theatervorstellung zuzusehen, wird nicht zum Nachteil. Man darf vielmehr voller Ehrfurcht Zeuge werden, wie immer mehr in Flammen aufgeht, und dabei dankbar sein, dass die eigenen Familienfeiern im Vergleich dann doch harmlos sind.

Credits

OT: „Familienfest“
Land: Deutschland
Jahr: 2015
Regie: Lars Kraume
Drehbuch: Andrea Stoll, Martin Rauhaus
Musik: Julian Maas, Christoph M. Kaiser
Kamera: Jens Harant
Besetzung: Günther Maria Halmer, Michaela May, Hannelore Elsner, Lars Eidinger, Barnaby Metschurat, Marc Hosemann, Daniel Krauss, Nele Mueller-Stöfen, Jördis Triebel

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.



(Anzeige)

Familienfest
Fazit
In „Familienfest“ soll ein runder Geburtstag groß gefeiert werden, stattdessen fliegen rasch die Fetzen. Geschichte und Figurenzeichnung sind nichts Besonderes, halten sich an die Standards. Dafür begeistert das entfesselt auftretende Ensemble.
Leserwertung98 Bewertungen
4.4
7
von 10