St. Andreasberg ist nicht unbedingt ein Ort, der für seine hohe Kriminalitätsrate bekannt ist. Tatsächlich geschieht in der kleinen Bergstadt im Harz so wenig, dass darüber diskutiert wird, ob nicht die Polizeistation eingespart werden kann. Während Ministerialbeamtin Susanne Kramer (Nadja Bobyleva) die Sache unter die Lupe nimmt, kommt es unerwartet doch noch zu einem verdächtigen Vorfall: Ein Mann ist durch einen Sturz vom Dach zu Tode gekommen. Bei seinen Ermittlungen stößt Dorfpolizist Frank Koops (Aljoscha Stadelmann) auf Anna Sorenko (Katharina Heyer), die gerade Urlaub hier macht und mit der etwas nicht zu stimmen scheint. Und dann wäre da noch Don Moretti (Anatole Taubman), der mit seinen Männern für Ärger sorgt. Plötzlich haben Koops, seine Kollegin Mette Vogt (Anna Fischer) und Postbote Heiner Kelzenberg (Moritz Führmann) alle Hände voll zu tun, um das beschauliche Dorfleben wiederherzustellen …
Der Reiz ländlicher Verbrechen
Provinz ist Trumpf! Zumindest in deutschen Krimis zieht man sich ganz gern in ländliche Gebiete zurück, um das Publikum mit ein bisschen lokalem Flair erfreuen zu können. Neben den Eberhofer-Krimis (Dampfnudelblues), welche jedes Jahr mehr als eine Million Menschen in die Kinos locken, wimmelt es gerade im Fernsehen von Reihen, die das Dörfliche zelebrieren, gern auch mit ein wenig Humor verbunden. Eine dieser Reihen ist die ARD-Produktion Harter Brocken, die 2015 an den Start gegangen ist und seither in unregelmäßigen Abständen fortgesetzt wird. Bei Die Fälscherin, der fünfte Teil der Reihe, ist das nicht anders. Verbrechensbekämpfung und Humor gehen hier immer Hand in Hand.
Der Auftakt erinnert dabei an den einige Monate zuvor veröffentlichten Kinofilm Faking Bullshit. In beiden Fällen beginnt die Geschichte damit, dass eine Polizeistation aus Kostengründen wegrationalisiert werden soll, da ohnehin nicht genug Verbrechen begangen werden. Die Folge: Die Bevölkerung fingiert Verbrechen, um die drohende Schließung zu verhindern. Und noch eine Gemeinsamkeit ist bei Harter Brocken: Die Fälscherin zu entdecken, wenn es mit der Zeit wider Erwarten doch zu wahren Verbrechen kommt, die sich um verschwundene Bilder drehen. Da darf man sich schon fragen, ob sich Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt (Ramstein – Das durchstoßene Herz) nicht hat von Kopps inspirieren lassen, der schwedischen Actionkomödie, welche die Vorlage für Faking Bullshit bildete.
Genre-Mix zum Schmunzeln
Wobei es durchaus noch Unterscheide gibt. Zum Beispiel hat Harter Brocken: Die Fälscherin einige ganz nette Westernanleihen, wenn es auf einen großen Showdown zwischen der Dorfbevölkerung und den Verbrechern hinausläuft. Verbunden wird dies mit Motiven des Mafiafilms – ein weiteres Genre, das hier im Laufe der anderthalb Stunden kräftig zitiert wird. Das bedeutet zwangsläufig, dass die einzelnen Bestandteile nie ganz konsequent verfolgt werden. Die brenzligen Szenen fallen recht kurz aus, werden zudem nie so richtig spannend. Wie auch, wenn man hier kaum jemanden findet, den man tatsächlich ernst nehmen kann oder auch soll?
Aber es ist doch ganz unterhaltsam, was hier abgeliefert wurde. Vor allem die diversen kauzigen Figuren tragen dazu bei, dass man bis zum Ende dranbleibt. Koops als nicht aus der Ruhe zu bringender Dorfpolizist macht ebenso Spaß wie die Mafia-Karikaturen. Der Fall an sich wird dabei aber schnell zur Nebensache. Bei Harter Brocken: Die Fälscherin gibt es kaum etwas zu rätseln. Zusammen mit der angesprochenen geringen Spannung wird daraus ein Film, der sich nur bedingt an die übliche Zielgruppe solcher TV-Krimis richtet. Wer tatsächlich mitfiebern will, ist da eher falsch. Stattdessen ist zurücklehnen und schmunzeln angesagt.
OT: „Harter Brocken: Die Fälscherin“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Anno Saul
Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
Musik: Stephan Massimo
Kamera: Martin L. Ludwig
Besetzung: Aljoscha Stadelmann, Moritz Führmann, Anna Fischer, Nadja Bobyleva, Katharina Heyer, Anatole Taubman, Stefano Cassetti, Emilio De Marchi, Heide Simon
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