Für James Keene (Taron Egerton) bedeutet das Leben eine einzige Überholspur. Er macht Geld ohne Ende, nennt eine schicke Wohnung sein eigen, die Frauen liegen ihm zu Füßen. Dummerweise hat aber auch das FBI großes Interesse an dem jungen Mann, der mit Drogengeschäften zu Reichtum gekommen ist. Zehn Jahre soll er hinter Gittern, die Chance auf eine frühzeitige Entlassung sind mager. Doch dann macht man ihm einen Vorschlag: Wenn es ihm gelingt, den in einem anderen Gefängnis einsitzenden Larry Hall (Paul Walter Hauser), der des vielfachen Mordes an Mädchen verdächtigt wird, ein Geständnis zu entlocken, ist er ein freier Mann. Nach anfänglichem Zögern lässt er sich auf den Deal ein, wohl wissend, dass dies seine einzige Chance ist, seinen sterbenskranken Vater (Ray Liotta) noch einmal lebend wiedersehen zu können. Während James versucht, das Vertrauen des vermeintlichen Serienkillers zu erlangen, sind Lauren McCauley (Sepideh Moafi) und Brian Miller (Greg Kinnear) selbst auf der Suche nach Spuren …
Verkaufsschlager True Crime
Sie gehören zu den absoluten Publikumslieblingen der letzten Jahre: Geschichten, die auf wahren Verbrechen basieren. Mal ist es der Horror, der mit dem Wissen einhergeht, dass jemand derart brutale oder unglaubliche Morde begangen hat, der die Menschen anzieht. Mal ist es das gemeinsame Rätseln, wenn Frage bis heute ungeklärt geblieben sind. So oder so, sogenannte True Crime Filme und Serien haben Hochkonjunktur, vor allem Netflix ist mit den unzähligen Dokus bei der Zielgruppe beliebt. Offensichtlich möchte man jetzt auch bei Apple TV+ etwas von diesem saftigen Kuchen abhaben. Und so nahm man sich bei In With The Devil, welches im Original noch Black Bird hieß, des Falls Larry Hall an, von dem vermutet wird, er habe zahlreiche Frauen und Mädchen vergewaltigt und ermordet. Der ist zwar nicht annähernd so populär wie „Kollegen“ à la Charles Manson oder Jeffrey Dahmer. Für ein bisschen Schauerunterhaltung reicht es aber.
Dennis Lehane war es, der die Idee für die Umsetzung entwickelte. Der Autor, auf dessen Romanen unter anderem die Filme Mystic River oder Shutter Island basieren, nahm sich hierfür das Buch In With The Devil: A Fallen Hero, A Serial Killer, and A Dangerous Bargain for Redemption von James Keene. In diesem hatte er festgehalten, wie es war, sich dem Mörder anzunähern und Freundschaft mit ihm schließen zu wollen. Die Serie behält dieses Element bei und erzählt seine Geschichte durch die Augen von James. Als wir ihn kennenlernen, steht er bereits mit einem Bein im Knast. Seinen Werdegang zum Kriminellen erfahren wir nur beiläufig in Gesprächen. Er ist aber auch nicht wirklich wichtig. Wichtiger war es Lehane aufzuzeigen, was es für den Protagonisten bedeutete, sich auf den Mann einzulassen.
Annäherung an ein Monster
Parallel erzählt In With The Devil zwar, wie McCauley und Miller an einem aktuellen Fall ermitteln. Die spannendere Geschichte ist aber die einer Männerbeziehung, bei der nie ganz klar ist, wo die Grenze zwischen Zweckgemeinschaft und echter Freundschaft liegt. Nach und nach nähern sich die beiden Männer an, wodurch vor allem Hall seine menschliche Seite zeigt. Wir erfahren nicht nur, welche Taten er begangen hat und was in seinem Kopf vor sich geht. Wir lernen zudem mehr über seine Vorgeschichte und bekommen kleine Einblicke in eine Entwicklung, die aus ihm ein Monster machte. Die Serie behält dabei die Balance, sucht einerseits eine Erklärung, ohne ihn deshalb gleich entschuldigen zu wollen. Hall ist dabei in mehrfacher Hinsicht ein Opfer, ist das Ergebnis seines Aufwachsens sowie toxischer Männlichkeitsbilder.
Das wird gerade in den späteren Folgen eindrucksvoll, wenn nach einem langen Drumherum es doch mal ans Eingemachte geht. Vorher verliert sich die Serie immer mal wieder in Nebenschauplätzen, wenn beispielsweise die Gefängniserfahrungen von James thematisiert werden und dabei nur die üblichen Klischees abgearbeitet werden. Dabei ist es vor allem Paul Walter Hauser (I, Tonya, Der Fall Richard Jewell), der sich für ein paar Auszeichnungen im Serienbereich empfiehlt. Wie er es schafft, eine Figur lebendig werden zu lassen, die gleichzeitig lächerlich und furchteinflößend ist, das ist schon große Schauspielkunst. Die auch eine tragische Gestalt ist, wenn Hall in seinem eigenen Kopf gefangen ist und gar nicht wirklich realisiert, was er da getan hat. Ein Teufel, der nicht weiß, dass er einer ist.
OT: „Black Bird“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Michaël R. Roskam, Jim McKay, Joe Chapelle
Drehbuch: Dennis Lehane
Idee: Dennis Lehane
Vorlage: James Keene, Hillel Levin
Musik: Mogwai
Kamera: Tristan Tortuyaux
Besetzung: Taron Egerton, Paul Walter Hauser, Sepideh Moafi, Greg Kinnear, Ray Liotta
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