Mit Indische Serienmörder: Der Schlächter von Delhi widmet sich Netflix nach Crime Stories: India Detectives wieder einmal dem tropischen Subkontinent. Erneut spielt die Polizei hier eine große Rolle, ist diesmal zwar nicht Protagonistin, steht in gewissem Sinne aber doch prominent im Mittelpunkt. Es handelt sich wie etwa in Dig Deeper: Das Verschwinden von Birgit Meier um eine weitere True-Crime-Produktion, in welcher die Inkompetenz der Exekutive zur Schau gestellt wird. Daraus nun eine versteckte Agenda konstruieren zu wollen, wäre natürlich Quatsch. Aber diese ganzen Dokumentationen sind sicher nicht dazu geeignet, das Vertrauen in die dritte Gewalt zu stärken, und können bei leichter zu beeinflussenden Menschen wahrscheinlich noch zu Schlimmerem führen. Die indische Polizei hat sowieso schon nicht den besten Ruf, aber es ist doch ziemlich betrüblich, hier Zeuge davon zu werden, wie ein Serienmörder sie komplett vorführte. Indische Serienmörder: Der Schlächter von Delhi untersucht in drei Folgen zu je ungefähr einer Dreiviertelstunde den Fall des Chandrakant Jha, welcher Anfang dieses Jahrtausends sein Unwesen in der subkontinentalen Megastadt trieb. Er begnügte sich nicht damit, seine Opfer nach deren Ermordung zu verstümmeln, sondern platzierte Überreste seiner Taten vor der Eingangstüre des berüchtigten Tihar-Gefängnisses, der größten Haftanstalt Indiens. Auch das allerdings reichte ihm nicht, er versah die leblosen Körper mit Notizen, in welchen er die Polizei aufforderte, ihn doch zu schnappen, wenn sie denn könnte. Das gelang letzten Endes irgendwann dann zwar auch, aber bis dahin war es ein weiter, teilweise peinlicher Weg, und es ist kaum zu begreifen, wie die Beamten in manchen Aspekten so komplett versagen konnten. Fast wirkt es so, als wollten sie Chandrakants Übermut und seine Ansichten über die Inkompetenz der Behörden bewusst untermauern. Der Begriff „Schlächter“ im Titel ist angemessen gewählt und impliziert bereits, dass Indische Serienmörder: Der Schlächter von Delhi keine Dokuserie für schwache Nerven ist. Die blutigen Szenen in den ersten beiden Episoden sind eine Sache, in der dritten aber gibt es eine ganz andere Art von Horror zu sehen. Formal ist die Produktion recht standardmäßig aufgezogen, talking heads, Reenactments, nie zuvor gezeigtes Archivmaterial – das Übliche. Die narrative Struktur ist jedoch nicht so richtig geglückt, die ganze Sache hätte sich – wieder einmal, liebes Netflix – in einen 90-minütigen Film packen lassen, außerdem wirken die präsentierten Informationen so manches Mal ein wenig wild durcheinander gewürfelt. Auch ist der Wahrheitsgehalt der ein oder anderen Zeitzeugenaussage, insbesondere der damals beteiligten Polizisten, anzuzweifeln. Der Plural im deutschen Titel legt auf den ersten Blick die Vermutung nahe, dass hier eine Reihe geplant sei, der Singular Indian Predator im Original lässt jedoch nicht darauf schließen. Allerdings ist die Produktion auch nicht als Miniserie gekennzeichnet, weshalb weitere Staffeln nicht zwingend ausgeschlossen werden können. Weiter oben war die Rede davon, dass die Verbrechen zu Beginn dieses Jahrtausends stattfanden, das liegt allerdings nur daran, dass sich die Polizei von Delhi zunächst auf die Mordserie von 2003 bis 2006 konzentrierte – vornehmlich, weil sie davon ausging, dass das Ganze erst 2003 anfing. Tatsächlich handelte es sich um eine deutlich längere Zeitspanne, mit mehr Opfern als zunächst angenommen, auch wenn Chandrakant letzten Endes wegen Mord in lediglich drei Fällen verurteilt wurde. Dass er seine lebenslange Haftstrafe in ebenjenem Tihar-Gefängnis absitzt, entbehrt nicht einer gewissen poetischen Gerechtigkeit. OT: „Indian Predator: The Butcher of Delhi“ Ihr seid mit Indische Serienmörder: Der Schlächter von Delhi schon durch und braucht Nachschub? Dann haben wir vielleicht etwas für euch. In unserem Netflix-Themenbereich sind alle Original-Produktionen gelistet, unterteilt nach Spielfilm, Serie, Doku und Comedy. Unten findet ihr alle Netflix-Titel, die wir auf unserer Seite besprochen haben. Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.Nichts für schwache Nerven
Land: Indien
Jahr: 2022
Regie: Ayesha Sood
Kamera: Linesh Desai
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