Der Schock ist groß bei Emily van Garden (Nadja Bobyleva), als sie nur wenige Tage vor ihrer Hochzeit ihren Verlobten Frank Steinberg (Nicholas Reinke) mit einer anderen im Bett erwischt. Und das ist nur die erste von zwei Hiobsbotschaften: Ihre beste Freundin Paula Atkinson (Henriette Richter-Röhl) hat einen lebensbedrohlichen Aneurysma im Kopf. Zwar gibt es die Möglichkeit, diesen zu operieren. Doch ganz gefahrlos ist das nicht. Dabei wird ihr bewusst, dass im Falle eines Falles niemand da wäre, der sich ihrer neunjährigen Tochter Linda (Petra Zieser) annehmen würde. Um rechtlich abgesichert zu sein, beschließen die beiden daher zu heiraten – was im Umfeld der Freundinnen auf jede Menge Unverständnis stößt …
(Fast) wie immer
Auch wenn sie nicht ganz mit ihren berühmten Kolleginnen Rosamunde Pilcher und Inga Lindström mithalten kann, welche die Vorlagen für mehr als 150 bzw. mehr als 90 Filme lieferte, zumindest eine Zeit lang war auch Katie Fforde festes Mitglied der Herzkino-Reihe im ZDF. Inzwischen scheinen zwar keine weiteren Verfilmungen mehr zu folgen, im Januar 2021 erschien das letzte Drama im Sonntagabend-Segment. Fans können aber immerhin aus 42 Filmen auswählen, die auf Werken der britischen Autorin basieren. Da die meisten dieser Filme ziemlich austauschbar sind, merkt man ohnehin nicht, ob es ein neuer Teil ist oder doch eine Wiederholung. Zumindest das haben die drei Schriftstellerinnen gemeinsam.
Wobei es schon Ausnahmen gibt. Eine davon ist Katie Fforde: Ziemlich beste Freundinnen, der 35. Film innerhalb der Reihe. Das ist in dem Fall aber nicht unbedingt als Kompliment aufzufassen. Stattdessen ist das Drama um zwei Freundinnen, die aus einer Notsituation heraus heiraten, so idiotisch, dass man sich fast wünschen würde, es hätte nur den üblichen Kitsch gegeben. Nicht dass man auf diesen verzichten müsste. Wer am Sonntagabend einschaltet, um große Gefühle zu sehen, der kommt wie gewohnt auf seine Kosten. Zumindest wird behauptet, dass es große Gefühle sind, selbst wenn sich das nur bedingt auf die Bilder überträgt.
Eine Freundschaft, die keine ist
Dabei hatte die Geschichte durchaus Potenzial. Zum einen sind im Herzkino Geschichten über Freundschaften relativ selten – vom offensichtlichen Freunde sind mehr einmal abgesehen. Auch die sehr schwierige Entscheidung, ob eine mit großen Risiken verbundene Operation durchgeführt werden sollte, wäre es wert, weiter vertieft zu werden. Insbesondere wenn diese Entscheidung auch einen weiteren Menschen betrifft, der in einer direkten Abhängigkeit steht. Stattdessen befasst sich Katie Fforde: Ziemlich beste Freundinnen aber über lange Strecken mit der falschen Hochzeit, die für alle so plötzlich kommt, dass man eigentlich größere Diskussionen erwarten würde. Alternativ könnte man auch die Wahrheit sagen. Dann wäre der Film aber sofort vorbei, man braucht hier sich idiotisch und umständlich verhaltende Figuren, um überhaupt vom Fleck zu kommen.
Dafür fehlt es mal wieder an einer weitergehenden Charakterisierung besagter Figuren. Wenn Frank seine Verlobte kurz vor der Hochzeit betrügt, mag das abscheulich sein. Immerhin hat man bei ihm aber den Eindruck, es mit einem Menschen zu tun zu haben. Im Gegensatz zum Rest. Anstatt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und vielleicht etwas Arbeit in das Zwischenmenschliche zu investieren, gibt es bei Katie Fforde: Ziemlich beste Freundinnen mal wieder nur billige Wendungen und tragische Schicksale. Aber nicht so tragisch, dass man am Ende nicht doch glücklich in den Rest des Abends startet. Der Zielgruppe wird es reichen. Mit wahrer Freundschaft hat das Drama aber nur wenig zu tun.
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