Keep Breathing Netflix
© Netflix/Ricardo Hubbs

Keep Breathing

Keep Breathing Netflix
„Keep Breathing“ // Deutschland-Start: 28. Juli 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Das hat Liv (Melissa Barrera) gerade noch gefehlt: Ihr Flug wurde gestrichen. Dabei wollte sie unbedingt nach Inuvik. Als sie zufällig mitanhört, dass zwei Männer ohnehin dorthin fliegen, überzeugt sie die beiden, sie als Passagierin mitzunehmen. Zu dem Zweck ist sie bereit, jede Menge Geld zu zahlen. Erleichtert geht sie an Bord, nur um später festzustellen, dass dies ein großer Fehler war. Auf dem Weg zu ihrem Ziel stürzt das Flugzeug ab, mitten in der Wildnis Kanadas. Auf Hilfe braucht die junge Frau nicht zu zählen, niemand wird sie kommen holen. Und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich allein durch die Natur zu schlagen. Dabei muss sie nicht nur gegen die äußeren Gefahren bestehen. Sie wird zudem immer wieder von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt …

Überlebenskampf in der Natur

Auch wenn sie im Vergleich zu anderen Genres nicht so wahnsinnig oft gedreht werden, so haben Survival-Abenteuer doch unzweifelhaft einen ganz eigenen Reiz. Meistens beobachten wir dort, im Gegensatz zu Actionfilmen, ganz normale Leute, die plötzlich aus ihrem normalen Leben gerissen werden und in einer für sie feindlichen Landschaft ums Überleben kämpfen müssen. Immer wieder beliebt sind dabei einsame Inseln wie in Cast Away – Verschollen. Auch Schnee und Eis sind dankbare Settings, wie etwa Arctic vorgemacht hat. Die Netflix-Serie Keep Breathing ist da in Relation noch recht gnädig, wenn es hier „nur“ ein endloser Wald ist. Aber was heißt das schon, wenn man es – wie bei den meisten der Fall – nie gelernt hat, in der Natur zu überleben?

Die Probleme, mit denen sich Liv während ihrer Odyssee durch das Niemandsland Kanadas herumplagt, sind die, die man in solchen Geschichten immer findet. Mal taucht ein wildes Tier auf. Die Suche nach Nahrung ist ein großes Thema, vor allem wenn nicht klar ist, welche Pflanzen essbar sind. Manchmal ist es auch das Terrain an sich, welches vor Herausforderungen stellt. Nette Wanderwege darf man hier nicht erwarten, ein falscher Schritt kann in den Abgrund führen – wortwörtlich. Keep Breathing schlägt sich in dieser Hinsicht ganz gut. Die US-amerikanische Serie zeigt ihre Protagonistin als zwar unerfahren. Die bringt aber den Willen und den Einfallsreichtum mit, den es zum Überleben braucht, ohne aus ihr eine strahlende Superheldin zu machen, der alles sofort gelingt.

Verfolgt von der Vergangenheit

Stattdessen geben sich Martin Gero und Brendan Gall, die gemeinsam die Serie konzipiert haben, jede Menge Mühe, Liv als einen Menschen mit Makeln zu zeichnen. Diese wiederum sind das Ergebnis ihrer Vergangenheit, wie uns Keep Breathing vor Augen führt. So erfahren wir mit der Zeit mittels Flashbacks mehr über die Vorgeschichte, sowohl die Kindheit wie auch kürzliche Erfahrungen werden mit dem Publikum geteilt. Auf diese Weise entsteht mit der Zeit das Bild einer verkorksten Person, die ihren Survivaltrip nur dann erfolgreich hinter sich bringen kann, wenn es ihr gelingt, sich mit eben dieser Vergangenheit zu beschäftigen und einen Schlussstrich zu zeihen. Nur wer die Dämonen von früher besiegt, kann in der Welt bestehen.

Als Idee ist das ganz brauchbar, wenn wie bei Roadmovies die äußere Reise mit einer inneren einhergeht. Bei der Umsetzung hapert es jedoch. Zum einen ist das hier alles andere als subtil, wenn mit der Brechstange jede Querverbindung in den Film geprügelt wird. Gleiches gilt für die Lektionen, die Liv lernen muss. Richtig schlimm ist aber, wie exzessiv die besagten Flashbacks verwendet werden. Solche Rückblenden sind oft eine recht faule und unkreative Art, um Hintergründe zu schaffen. In Maßen eingesetzt, ist das jedoch erträglich. Hier nicht. Von Anfang an wimmelt es in Keep Breathing von diesen Flashbacks, es wird im Verlauf der sechs Folgen auch nicht besser. Tatsächlich sind die Verweise auf die Vergangenheit derart aufdringlich, dass der Survival-Aspekt völlig in Vergessenheit gerät und die Geschichte kaum vorankommt. Da stimmt einfach die Balance nicht. Das ist schade um die schönen Aufnahmen und eine engagiert auftretende Melissa Barrera (Scream), die trotz großer Anstrengungen im Therapiemorast untergeht.

Credits

OT: „Keep Breathing“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Maggie Kiley, Rebecca Rodriguez
Drehbuch: Martin Gero, Brendan Gall, Iturri Sosa
Idee: Martin Gero, Brendan Gall
Kamera: Jon Joffin, Alicia Robbins
Besetzung: Melissa Barrera, Jeff Wilbusch, Florencia Lozano, Juan Pablo Espinosa, Austin Stowell

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Keep Breathing
Fazit
Wenn in „Keep Breathing“ eine Frau mit dem Flugzeug abstürzt und sich anschließend durch die kanadische Wildnis kämpfen muss, geht das mit einigen guten Survival-Szenen einher. Diese werden jedoch von den exzessiven Flashbacks zunichte gemacht, die aus der Serie eine zähe Therapiesitzung machen.
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