Lass mich nicht gehen Dont Make Me Go Amazon Prime Video
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Lass mich nicht gehen

Lass mich nicht gehen Dont Make Me Go Amazon Prime Video
„Don’t Make Me Go“ // Deutschland-Start: 15. Juli 2022 (Amazon Prime Video)

Inhalt / Kritik

Für Max (John Cho) bricht eine Welt zusammen, als er die Diagnose hört: Er leidet an einer schweren Krankheit, die ihm nicht mehr viel Zeit lässt. Zwar gäbe es die Möglichkeit einer Operation. Doch die Risiken sind groß, es besteht eine reelle Gefahr, dass er die Prozedur nicht überstehen wird. Dabei sorgt sich der alleinerziehende Vater vor allem um seine Tochter Wally (Mia Isaac). Was soll mit ihr geschehen, wenn er nicht mehr da ist? Ohne ihr zu verraten, wie die Situation ist, überredet er die 16-Jährige, ihn auf ein Klassentreffen zu begleiten. Im Gegenzug will er ihr auf dem Weg von Kalifornien nach New Orleans die ersehnten Fahrstunden geben, damit sie in Zukunft selbständig ist. Der eigentliche Zweck dieser Reihe ist jedoch ein anderer …

Ein strittiges Ende

Wenn ein Film mit den Worten beginnt, dass das Publikum das Ende nicht mögen wird, dann klingt das zunächst nach Koketterie. Nach einer Herausforderung, der sich die Zuschauer und Zuschauerinnen stellen sollen, um dann festzustellen, dass das alles doch ganz anders ist. Im Fall des Amazon Prime Video Films Lass mich nicht gehen darf man diese Einführung aber auch als Warnung verstehen, die man besser ernst nehmen sollte. Tatsächlich dürfte es niemanden geben, der im Anschluss an das Drama nicht in erster Linie darüber reden wird, was das jetzt genau sollte, und ob man nicht eben gerade kräftig verhöhnt wurde. Umstrittene Enden gab es in der Filmgeschichte natürlich nicht wenige, gerade M. Night Shyamalan sorgte mit seinen Twists für reichlich Gesprächsstoff – siehe etwa The Village – Das Dorf. Kaum eines wird jedoch derart heftige Reaktionen auslösen wie dieses hier.

Dabei ist Lass mich nicht gehen über weite Strecken eigentlich ein recht herkömmliches und bekömmliches Drama. Mal wieder geht es um zwei Menschen, die sich gemeinsam auf eine längere Reise begeben und sich dadurch näherkommen – einer der Grundpfeiler des Roadmovie-Genres. Das Motiv wurde in den unterschiedlichsten Konstellationen bereits angewendet. Oft sind es entfremdete Familienangehörige, manchmal dreht sich die Geschichte auch um Freundschaften, die wiederbelebt werden müssen. Hier sind es eben ein Vater und seine Tochter. Anders als bei vielen anderen Filmen ging hier aber keine große Tragödie voraus. Vielmehr wird hier anschaulich geschildert, wie jemand den Zugang zum eigenen Nachwuchs verliert, der mitten in der Pubertät und Selbstfindungsphase steckt. Klassisches Coming-of-Age-Material also.

Gut harmonierendes Duo

Und doch ist das hier anders. Lass mich nicht gehen mischt eine Reihe von Themen und Elementen. So gibt es durchaus die sonderbaren Begegnungen, welche einen Roadmovie auszeichnen. Gleichzeitig muss sich Max mit seiner Krankheit auseinandersetzen. Später kommt doch noch eine tragische Vorgeschichte hinzu, welche aber nicht das Verhältnis zwischen den beiden Hauptfiguren betrifft, sondern das zu einem anderen Menschen. Der Mix, der auf dem Tribeca Film Festival 2022 Premiere feierte, schlägt so viele Haken, bis man irgendwann gar nicht mehr weiß, welche Richtung das hier eigentlich sein soll – und das bereits vor der fragwürdigen großen Wendung, die alles noch einmal auf den Kopf stellt.

Das kann man natürlich gut finden. Tatsächlich befand sich das Drehbuch von Vera Herbert schon 2012 auf der berühmten Blacklist der besten noch nicht verfilmten Drehbücher. Warum, das lässt sich aber nur spekulieren. Die besten Szenen in Lass mich nicht gehen sind gar nicht die, bei denen der Inhalt maßgeblich ist. Vielmehr ist es das Zusammenspiel von John Cho (Searching) und Newcomerin Mia Isaac, welches das Publikum immer wieder mit schönen Momenten belohnt. Die währenddessen erzählte Geschichte ist nichts Besonderes, besteht aus den üblichen Bestandteilen solcher Filme. Die Umsetzung ist aber so gut, dass der Film zumindest eine ganze Weile doch sehenswert ist. So sehenswert, dass man den beiden ein Drehbuch gewünscht hätte, das ihrem Talent besser gerecht wird.

Credits

OT: „Don’t Make Me Go“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Hannah Marks
Drehbuch: Vera Herbert
Musik: Jessica Rose Weiss
Kamera: Jaron Presant
Besetzung: John Cho, Mia Isaac, Kaya Scodelario, Jen Van Epps

Trailer

Interview

Wer mehr über den Film erfahren möchte: Wir durften zum Start von Lass mich nicht gehen ein Interview mit Regisseurin Hannah Marks führen und befragten sie zu ihrer Arbeit an dem Drama.

Hannah Marks [Interview]

Filmfeste

Tribeca Film Festival 2022

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Lass mich nicht gehen
Fazit
Wenn in „Lass mich nicht gehen“ ein todkranker Vater und seine 16-jährige Tochter eine gemeinsame Reise starten, dann weiß man schon ungefähr, wohin der Weg geht. Diese sehr typischen Szenen werden jedoch mit sehr unerwarteten verbunden, die für Diskussionen sorgen werden. Das tolle Zusammenspiel des Duos entschädigt dabei für die diversen Schwächen.
Leserwertung64 Bewertungen
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von 10