Men – Was dich sucht, wird dich finden
© Men Film Rights LLC./Koch Films/Kevin Baker

Men – Was dich sucht, wird dich finden

Men – Was dich sucht, wird dich finden
„Men – Was dich sucht, wird dich finden“ // Deutschland-Start: 21. Juli 2022 (Kino) // 27. Oktober 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Ein bisschen Ruhe kann Harper Marlowe (Jessie Buckley) gut gebrauchen, hat sie kürzlich doch eine traumatische Erfahrung gemacht, die sie erst einmal verarbeiten muss. Zu diesem Zweck hat sie sich ein Ferienhaus in dem kleinen Dorf Cotson gemietet, wo sie sich entspannen und wieder zu sich finden will. Den Vorschlag ihrer besten Freundin, vielleicht gemeinsam in Urlaub zu fahren, lehnt sie daher ab. Sie braucht jetzt erst einmal etwas Zeit für sich. Dafür scheint Cotson wie gemacht. Nach einer kurzen Begrüßung und Einführung von Geoffrey (Rory Kinnear), dem Besitzer des Hauses, macht sie sich dran, ein wenig die Gegend zu erkunden und die Natur zu genießen. Ganz so allein wie erhofft ist sie jedoch nicht, wie sie bald herausfindet …

Der gelegentliche Weltenwanderer

So wahnsinnig groß ist die Filmografie von Alex Garland bislang ja noch nicht, zumindest in Bezug auf seine Arbeiten als Regisseur. So dauerte es jeweils vier Jahre, bis ein neuer Film des Briten das Licht der Welt erblickte. Dafür haben es die wirklich in sich. So nahm er sich, nachdem mehrere Drehbucharbeiten angenommen hatte, in seinem Regie-Debüt Ex Machina des Themas künstliche Intelligenz an und stellte bekannte, aber noch immer faszinierende Fragen zu Wesen und Wert eines Lebens. In seinem zweiten Science-Fiction-Ausflug Auslöschung überschritt er gleich in mehrfacher Hinsicht Grenzen, indem er eine Rettungsmission der etwas anderen Art startete. Und auch in Men – Was dich sucht, wird dich finden, seinem dritten selbst inszenierten Spielfilm, wandert Garland zwischen den Welten.

Dabei ist der Anfang noch mehr oder weniger klassisch. Wenn die Hauptfigur in ein abgelegenes, größeres Haus mitten im Nirgendwo zieht, dann bedeutet das meistens Ärger. Statt Entspannung und Idylle ist dann Terror angesagt, sei es in Form eines übernatürlich heimgesuchten Haunted Houses oder als Home Invasion Thriller. Bei Men sieht es zunächst nach Letzterem aus. So endet ein früher Ausflug von Harper in die umgebende Waldlandschaft damit, dass sie einem unheimlichen Mann begegnet, der ihr zu folgen scheint. Doch wer ist dieser Mann? Und was genau beabsichtigt er? Garland begnügt sich an der Stelle damit, eine wenig greifbare ominöse Gefahr heraufzubeschwören. Das Gefühl einer Bedrohung, weniger die Bedrohung an sich.

Real oder eingebildet

Men geht daher stärker in die Psycho-Thriller-Richtung, zumal Harper – auch das wird gleich zu Beginn verraten – ein Trauma mit sich herumschleppt, welches sie bislang nicht ablegen konnte. Garland spielt hier mit dem immer wieder beliebten Element, dass die Hauptfigur psychisch angeknackst ist, weshalb nie ganz klar ist, was nun real ist oder nicht. Bis das Blut gefriert, einer der großen Klassiker des Haunted House Horrors, stellte beispielsweise gezielt eine labile Alleinstehende mit Mutterkomplex in den Mittelpunkt, was zusammen mit dem Verzicht auf eine wirklich objektiv demonstrierte Gefahr viel Raum für Interpretationen ließ.

Das ist bei Men ganz ähnlich, nur dass hier die Wahrnehmung sehr viel deutlicher visualisiert wird. Tatsächlich ist es gerade diese audiovisuelle Umsetzung, welche den Film sehenswert macht. Da treffen geradezu surreal schöne Naturaufnahmen auf ein unheimliches Sound Design, welches nie einen Zweifel daran lässt: Hier stimmt etwas nicht. Vor allem aber ein Einfall Garlands, die wiederkehrenden Erfahrungen von Harper zu verdeutlichen, sind ebenso simpel wie genial – und letztendlich verstörend. Zusammen mit einer gewohnt stark auftretenden Jessie Buckley (I’m Thinking of Ending Things) und eines schrecklich wandelbaren Rory Kinnear (Penny Dreadful) verspricht das hier, ein Meisterstück des Genrekinos zu werden.

Eindrucksvoll, aber etwas dünn

So ganz wird dieses Versprechen aber nicht eingelöst. Ein Problem ist, dass Garland zwar durchaus wichtige Themen anspricht, gerade im Bereich Schuldgefühl und toxische Männlichkeit, dem aber bald nichts mehr wirklich hinzuzufügen hat. Men dreht sich da lange im Kreis. Und auch das Finale, wenn es so richtig grotesk wird, ist letztendlich zu wenig, da diese eine Idee mehrfach wiedergeboren wird. Das ist zwar irgendwie schon ein eindrucksvoller Anblick, letztendlich aber nicht so tiefsinnig, wie es der Filmemacher wohl für sich in Anspruch nahm. Aber auch wenn nach der langen Wartezeit auf Spielfilm Nummer drei das Ergebnis nicht richtig mit den Erwartungen mithalten kann, so darf man doch froh sein, dass es diesen Film überhaupt gibt. Viele hätten sich wohl nicht getraut, etwas Derartiges zu drehen oder auch zu veröffentlichen.

Credits

OT: „Men“
Land: UK
Jahr: 2022
Regie: Alex Garland
Drehbuch: Alex Garland
Musik: Ben Salisbury, Geoff Barrow
Kamera: Rob Hardy
Besetzung: Jessie Buckley, Rory Kinnear, Paapa Essiedu, Gayle Rankin

Bilder

Trailer

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Men – Was dich sucht, wird dich finden
Fazit
„Men – Was dich sucht, wird dich finden“ beginnt fantastisch, wenn klassische Horror- und Thrillerelemente audiovisuell faszinierend umgesetzt werden. Zusammen mit der starken schauspielerischen Leistung kommt da einiges zusammen, wofür es sich hier vorbeizuschauen lohnt. Inhaltlich ist der Film trotz der unbestreitbaren Ambitionen und wichtigen Themen jedoch ein wenig dünn.
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