Als Arlene (Corrinne Wicks) den Tod ihres Sohnes verschuldet, ist es für sie so, als sei sie gleich selbst dabei gestorben. Immer wieder wird sie von Schuldgefühlen überwältigt. Ruhemomente gibt es in ihrem Leben keine mehr, zumal andere sie immer wieder an den Vorfall erinnern und ihr große Vorwürfe machen. Doch dann kommt irgendwann ein unbekannter Mann auf sie zu und bietet ihr an, in die Vergangenheit zu reisen und alles ungeschehen zu machen. Außerstande, das Unglück zu verarbeiten, lässt sich Arlene auf die Prozedur ein, ohne zu ahnen, was dies für sie bedeuten wird. Denn so einfach lässt sich die Vergangenheit nicht abschütteln …
Nur einmal die Zeit zurückdrehen können
Es ist nur zu menschlich, nach einem großen Unglücks alles ungeschehen machen zu wollen. Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, die Zeit zurückdrehen zu können und sich in Schlüsselsituationen anders zu verhalten oder zu entscheiden? Wenn wir zu Beginn von No Way Back – Tödliche Vergangenheit eine Frau kennenlernen, die mit dem Tod ihres Sohnes alles verloren hat, dann sind ihr die Sympathien des Publikums sicher. Dass sie sich auf die Zeitreise einlässt, die ihr eines Tages angeboten wird, dürfte ebenfalls auf viel Verständnis stoßen, selbst wenn das Drumherum mindestens dubios ist. Viel schlimmer als ihre Gegenwart kann das alles ja nicht mehr werden.
Gleichzeitig weiß man als einigermaßen erfahrener Zuschauer bzw. Zuschauerin, dass dieses Vorhaben nicht gut ausgehen kann. Dafür hätte es nicht einmal den reißerischen „deutschen“ Titel No Way Back – Tödliche Vergangenheit gebraucht, der schon vorab verrät, dass man sich auf kein Happy End einstellen sollte. Der tatsächliche Originaltitel You Might Get Lost war da schon etwas ambivalenter. Er passte auch besser zum Geschehen, als es einem der hiesige Verleih weismachen wollte. Auch wenn der Film immer mal wieder als Horror verkauft wird, in Verbindung mit dem zwangsläufigen Science-Fiction-Element der Zeitreise: Eigentlich ist das hier mehr ein Drama über eine Frau, die sich vor der eigenen Verantwortung davonstehlen will und sich nach dem alten Leben zurücksehnt.
Nicht wirklich durchdacht
Das ist an manchen Stellen interessant, wenn Arlene von ihren Erinnerungen geplagt wird, sich auf diese Weise Erlebnisse, die letztendlich nicht mehr stattgefunden haben, und die alternative Wirklichkeit überlappen. Leider gelingt es Regisseur und Drehbuchautor James Eaves aber nicht, diese Idee auch wirklich zu einem interessanten Film auszuarbeiten. Ein Problem ist, dass er eben doch irgendwie den Schockfaktor einzubauen versucht. Das Ergebnis sieht in No Way Back – Tödliche Vergangenheit aber immer ziemlich billig aus. Dass die britische Produktion nicht unbedingt das größte Budget hatte, kann man ihr zwar kaum vorwerfen. Dennoch wäre da mehr drin gewesen als diese trashigen Aussetzer.
Hinzu kommt, dass bei No Way Back – Tödliche Vergangenheit nie so wirklich viel Sinn ergibt. Wenn im Leben von Arlene dauernd etwas schief geht, dann ist das weniger die Folge des Experiments oder bösartiger Kräfte, vor denen sie zu fliehen versucht. Vieles geschieht, weil die Protagonistin offensichtlich nichts auf die Reihe bekommt. Das ist im Horrorgenre zwar nicht ungewöhnlich. Kaum ein Genre lebt mehr davon, dass sich Figuren dauernd irgendwie falsch verhalten. Hier ist es aber schon recht frustrierend, weil der Ablauf so willkürlich ist. In einem humorvolleren Kontext, wie es etwa die Zeitschleifen-Massaker von Happy Deathday getan haben, hätte das noch unterhaltsam sein können. So ist der Mix nur frustrierend und letztendlich auch langweilig.
OT: „You Might Get Lost“
Land: UK
Jahr: 2021
Regie: James Eaves
Drehbuch: James Eaves
Musik: Brian L.H. Gunter
Kamera: Megan Gordon
Besetzung: Corrinne Wicks, Colin Baker, Samuel Clemens, Chris Ryle Wright, Jolyon Young, Harrison Trent
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