Nach seinem Einsatz im Vietnamkrieg kehrt Oberst Kim Jin-pyeong (Song Seung-heon) in seine Heimat zurück als ein gefeierter Kriegsheld und Anwärter auf den Posten eines Generals. Als Schwiegersohn eines amtierenden Generals gilt er als ambitionierter Aufsteiger unter den anderen Offizieren, die sich ihm mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neid nähern. Was jedoch keiner weiß: Kim leidet an Albträumen und denkt immer wieder an jene Zeit in Vietnam zurück. Mit seiner Frau Lee Sook-jin (Jo Yeong-jeong) kann er ebenso wenig über seine Probleme sprechen wie mit den anderen Soldaten. Auch sein Hausarzt weiß nichts mit den Geschichten seines Patienten anzufangen. Ihm unterstellt ist Offizier Kyung Woo-jin (On Joo-wan), ein ebenfalls ambitionierter, aber grausamer junger Mann, der seine Pflichten innerhalb der Militärpolizei ausnutzt. Eigentlich kann Kim mit seinem Kollegen nicht viel anfangen, doch zu dessen Frau, der Chinesin Jong Ga-heun (Lim Ji-yeon), spürt er bereits bei ihrem ersten Zusammentreffen eine besondere Verbindung. Es dauert nicht lange, bis die beiden sich ihre Gefühle füreinander eingestehen und schließlich eine Affäre beginnen.
Jedoch intensivieren sich nicht nur die Gefühle der beiden Liebenden, auch die Gerüchte in der kleinen Militärsiedlung drehen sich um den Oberst, der zurückgezogen lebt und dessen Gattin, trotz vieler Anläufe, immer noch nicht schwanger ist. Auch Jong, die ebenso kinderlos ist, gilt als Außenseiterin, wird von den anderen Ehefrauen gemieden und daher zunehmend isoliert. Als dann aus der Affäre eine tiefe Liebe der beiden füreinander wird, müssen sie sich der Realität stellen und der Frage, ob es für sie beide eine Zukunft geben kann.
Geschicktes Marketing
Als im April 2014 die ersten Fotos von Obsessed – Im Feuer der Lust im Internet erschienen, war dies ein besonders geschickter PR-Zug, da das südkoreanische Publikum nicht nur neugierig auf den Film war, sondern zudem auf Hauptdarsteller Song Seung-eon, der bis dahin noch in keinem Erotikdrama mitgespielt hatte. Entsprechend groß war die Resonanz, als der Film von Regisseur Kim Dae-woo dann in den Kinos anlief und speziell die Darsteller in der Folge mit zahlreichen Ehrungen bedacht wurden. Vor kurzem veröffentlichte Busch Media den Film auch in Deutschland im Heimkino, sodass nun auch das hiesige Publikum der Geschichte um Liebe und Leidenschaft folgen können, die sich besonders durch ihren historischen Kontext von der Flut ähnlich gelagerter Produktionen aus Südkorea abheben kann.
Bereits mehrfach in seiner Karriere, als Regisseur wie auch als Drehbuchautor, hat sich Kim Dae-woo dem Liebesdrama gewidmet, insbesondere wenn es um eine Geschichte geht, die in einem historischen Kontext spielt. Entsprechend detailgetreu ist dann die Produktion in Aspekten wie den Kostümen und den Kulissen, die ein Bild eines Landes und dessen Bürger vermitteln, welche das Trauma eines Krieges durchleiden und damit umgehen müssen. In den Hauptrollen spielen Song Seung-heon und Lim Ji-yeon beispielhaft zwei Figuren, die in einer solchen Zeit so etwas wie eine Normalität aufbauen wollen, ihr Trauma verarbeiten wollen und den ersten Schritt zu Heilung in den Armen des jeweils anderen finden. Hierbei geht es nicht nur um die Heftigkeit, mit der sie ihre Gefühle ausleben, denn das Drehbuch von Kim Dae-woo und Oh Tae-kyung betont zudem die Aufrichtigkeit, mit der sie ihre Gefühle und ihre Biografien dem anderen mitteilen, in einer Zeit, in der ihr Umfeld mehr als deutliche Signale gibt, man wolle dies vergessen oder verschweigen. Auch Details spielen eine Rolle, wenn beispielsweise der Militärarzt bei einer Vielzahl seiner Patienten „grippaler Infekt“ notiert, obwohl deren Probleme weit darüber hinaus und auf psychologischer Ebene anzutreffen sind.
Zwischen Heuchelei und echten Gefühlen
Konsequenterweise muss man Obsessed als ein Gemälde jener Zeit sehen. Das Korea des Jahres 1969 wirkt eher wie eine Kopie der USA aus den 1950er Jahren, samt seiner Geschlechterrollen und toxischer Männerbilder. Neben dem bereits erwähnten Verschweigen des Traumas kommt über Aspekte wie die Kostüme der Trend hin zum Konformismus zum Tragen, immer wieder mit scharfer Ironie gezeigt an den Tratschrunden der Haus- und Ehefrauen der Offiziere, die sich nicht nur ähnlich kleiden, sondern auch ähnlich denken und entsprechend abfällig über alles urteilen, was nicht ihrer Norm entspricht. Kims Inszenierung entlarvt diese Zeit und die Figuren wiederholt als Heuchler, die sich insgeheim am Unglück des anderen erfreuen, dann aber wieder ihr Mitleid bekunden, was an ähnlich gelagerte Geschichten wie den großartigen Zeiten des Aufruhrs von Sam Mendes erinnert.
Bei all dem Lob, was der Film für seine Darsteller, seien Themen und seine Ausstattung verdient hat, ist jedoch anzumerken, dass Obsessed mit seiner Laufzeit von über zwei Stunden es bisweilen etwas zu gut meint. Viele Nebenhandlungen verlaufen im Sande oder spielen für die Gesamthandlung keine Rolle, sodass die Geschichte immer wieder etwas zäh wird. Zudem bewegt sich der Film, besonders gegen Ende hin, auch gefährlich nahe in Richtung Kitsch.
OT: „In-gan-jung-dok“
Land: Südkorea
Jahr: 2014
Regie: Dae-woo Kim
Drehbuch: Dae-woo Kim, Tae-kyung Oh
Musik: Jae-jin Lee
Kamera: Bong-seon Byun
Besetzung: Seung-heon Song, Ji-yeon Lim, Yeo-jeong Jo, Joo-hwan On, Hae-jin Yoo, Hyuk-kwon Park
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