An Träumen mangelt es Devin (Aml Ameen), Noel (Martin Wallström), Leena (Georgia King) und Josh (Mark O’Brien) sicher nicht. So sind die vier fest entschlossen, mit einer geplanten App den Durchbruch zu schaffen. Bislang hält sich der Erfolg aber in Grenzen, zumal sie gerade von einem Konkurrenten ausgebootet wurden. Ein alter Spiegel, über den sie zufällig stolpern, ist es, der die Freundesclique wieder zurück auf die Erfolgsspur bringt. Kein gewöhnlicher Spiegel: Wer hindurchtritt, findet sich in einer Parallelwelt wieder, die der ihren sehr ähnelt und sich nur in wenigen Punkten unterscheidet. Auf diese Weise gelingt es ihnen, sich einen großen Vorteil bei der Arbeit zu verschaffen und auch fremdes Wissen anzuhäufen, welches sie nutzen können. Die anfängliche Euphorie ist dabei jedoch nicht von Dauer, als ihnen die Konsequenzen bewusst werden …
Erfolgsrezept Parallelwelt
Kaum ein Thema scheint derart in Filmen stärker ausgeschlachtet zu werden als das des Multiversums. Vor allem bei Marvel nutzte man die Möglichkeit gleichzeitig existierender Alternativwelten, um mit Spider-Man: No Way Home und Doctor Strange in the Multiverse of Madness die Kinocharts zu dominieren. Ganz so erfolgreich wie die Comic-Adaptionen war Everything Everywhere All At Once sicher nicht. Doch die Geschichte einer gescheiterten Mutter, die besseren Versionen nachjagt, gehört zu dem besten, was das Kinojahr 2022 hervorgebracht hat. Da wird es Parallel schwer haben, sich gegen die übermächtige Konkurrenz durchzusetzen, zumal es sich hier um eine reine DVD-Veröffentlichung handelt. Immerhin: Niemand wird hier den Vorwurf äußern können, da wolle einfach nur jemand vom Erfolg der Kollegen profitieren. Vielmehr ist der kanadische Film aus dem Jahr 2018 und wurde erst jetzt, viele Jahre später – sicher motiviert von der besagten Welle – bei uns veröffentlicht.
Auf bekannte Namen muss man dabei weitestgehend verzichten. Am ehesten dürften manche noch Martin Wallström wiedererkennen, der zuvor in Mr. Robot eine größere Rolle spielte. Regisseur Isaac Ezban steht ebenfalls noch relativ am Anfang seiner Karriere, auch wenn er einige interessante Filme zuvor gedreht hat, darunter die Science-Fiction-Komödie The Similars über sonderbare Vorkommnisse in einem Busbahnhof. Bei Parallel, seinem ersten englischsprachigen Film, hat der Mexikaner zwar nicht das Drehbuch geschrieben. Spannende Ideen gibt es in dieser Mischung aus Science-Fiction, Mystery und Thriller aber durchaus. Genügend zumindest, dass man den Film trotz der inzwischen inflationär gebrauchten Multiverse-Thematik eine Chance geben darf.
Blick in moralische Abgründe
An dem „weshalb“ und „wie“ hat Ezban dabei kein Interesse. Er versucht noch nicht einmal, eine Erklärung für das Ganze zu geben. Der einzige Kontext kommt durch die Vorgeschichte rund um die Vorbesitzerin ihres Hauses, die eines Tages spurlos verschwand. Und selbst der ist dünn. Stattdessen befasst sich Parallel in erster Linie mit den vier Figuren und wie diese mit dem unerhörten Fund umgehen. Es sind gerade die moralischen Fragen, die einen hier umtreiben, selbst vom bequemen Sofa zu Hause aus. Was bedeutet es beispielsweise, vom Alter Ego der Alternativwelt zu stehlen? Und wie sieht es mit den unfairen Vorteilen aus, die einem dieses Transportgeschenk verschafft? Die Zuschauer und Zuschauerinnen werden implizit aufgefordert, zu dem Verhalten Stellung zu beziehen. Der deutsche Untertitel „Was würdest du tun?“ kommt nicht von ungefähr.
Der Ablauf der Handlung ist hingegen ebenso simpel wie die Charakterzeichnung. Die meisten Entwicklungen werden früh angekündigt, nach der anfänglichen Entdeckung sind die Überraschungen eher rar gesät. Zum Ende hin fehlte zudem eine zündende Idee, wie sich das Szenario abschließen lässt. Dennoch ist die langsam eskalierende Geschichte unterhaltsam. Man will dann schon gern wissen, wie tief hinein in die menschlichen Abgründe es noch gehen wird, wenn die vier neue Möglichkeiten entdecken, die meist auf Kosten anderer gehen. Wem das reicht, der kann bei Parallel Spaß haben. Es hätte zwar nicht unbedingt noch einen Titel zu dem Motiv gebraucht. Er ist aber doch eigenständig genug, dass man zumindest mal einen Blick riskieren kann.
OT: „Parallel“
AT: „Parallel – Was würdest du tun?“
Land: Kanada
Jahr: 2018
Regie: Isaac Ezban
Drehbuch: Scott Blaszak
Musik: Edy Lan
Kamera: Karim Hussain
Besetzung: Aml Ameen, Martin Wallström, Georgia King, Mark O’Brien
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