Regie Andrej Tarkowski

Regie: Andrej Tarkowski

Regie Andrej Tarkowski
„Regie: Andrej Tarkowski“ // Deutschland-Start: 30. Mai 2008 (DVD)

Inhalt / Kritik

Wenn man sich heute das Programm eines Multiplexkinos ansieht, kommt man schnell zu der Ansicht, dass Kino lediglich zur Unterhaltung gedacht ist. Ähnlich sieht es bei den Seiten von Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime aus, bei denen es nicht nur um den Unterhaltungsaspekt geht, sondern schon viel eher um die Erfahrung des „Sich-Berieseln-Lassens“, bei dem es weniger auf den Inhalt ankommt und mehr darauf, dass man einfach irgendwas hört oder sieht, während man eigentlich mit einer anderen Tätigkeit beschäftigt ist. Immer mehr, erst recht während der Pandemie, wurde nochmals betont, dass Kunst für viele zu einem Konsumgut geworden ist, dessen Anspruch im selben Maße gesunken ist wie die Fähigkeit des Zuschauers ein Bild oder eine Aufnahme zu verstehen.

Diese Punkte mögen sich auf den ersten Blick wie Probleme anhören, über die man hinweggehen kann oder die einfach eine Entwicklung widerspiegeln, die sowieso nicht mehr aufzuhalten ist, jedoch lohnt es sich gerade dann, den Fokus darauf zu legen, was das Medium kann und damit auch der Zuschauer, wenn man nur etwas Mut und Leidenschaft für das Visuelle hat. Dies geht einher mit einem Verständnis des Regisseurs als Künstler (sofern er oder sie sich ebenso als solcher versteht), der aus dem Material etwas schafft, was einzigartig ist, was etwas einfängt, was gleich wieder verschwunden ist und dessen Besonderheit er/sie dem Publikum deutlich machen will. Es ist das Angebot zu einer ganz speziellen und reizvollen Interaktion, die weit über den Unterhaltungsaspekt hinausgeht und ein anderes Selbstverständnis des Mediums und des Regisseurs voraussetzt.

Diese Ansichten sind, verkürzt wiedergegeben, jene, die Regisseur Andrei Tarkjowski in seinem Essayband Die versiegelte Zeit beschriebt, wenn er davon spricht, dass man als Filmschaffender eine Art Bildhauer sei, dessen Material die Zeit sei. Für jene, die sich mit Film als Kunstform befassen, aber ebenso mit Feldern wie Medientheorie, sind die Aussagen des Russen eine sehr wichtige Lektüre, ging es Tarkowski nämlich nicht nur um eine Definition der eigenen Tätigkeit, sondern ebenso um Aspekte wie die Beziehung zwischen Regisseur und Publikum. Es ist eine Philosophie, die sein leider viel zu kurzes Werk ausmacht und die nicht zuletzt dazu beitrug, dass er bis heute einen hohen Status bei vielen Filmschaffenden und Filmfans genießt. Bereits in den 1980er, als er dabei war seinen Film Opfer vorzubereiten, den er in Schweden drehen wollte, hatte sich dieser Ruf schon verbreitet, sodass Michal Leszczylowski, der zuvor am Schnitt eines TV-Films und einer Dokumentation gearbeitet hatte, unbedingt mit Tarkowski arbeiten wollte, der ihm nach den eigentlichen Dreharbeiten angesichts der schlimmen gesundheitlichen Verfassung, die Aufgabe übertrug „seinen Film fertigzustellen“. Dieser Aufgabe kam Leszczylowski schweren Herzens nach und hat in der Folge einige Dokumentation über das Werk, das Leben und die Kunstphilosophie Tarkowskis gedreht, unter anderem Regie: Andrei Tarkowski, für den er unter anderem auf Aufnahmen der Dreharbeiten zu Opfer zurückgriff.

„Alles ist vergänglich“

Über anderthalb Stunden zeigt Leszczylowski in Regie: Andrei Tarkowski zum einen die Dreharbeiten zu dem Werk, welches das letzte des Russen werden sollte, sowie einige Eindrücke aus dem Leben des Regisseurs, begleitet von einem Voice-over des Schauspielers Brian Cox. Als Ergänzung zu seinen eingangs wiedergegebenen Äußerungen zur Kunst und dem „Versiegeln von Zeit“ beobachtet man einen Menschen, der um diesen einen Moment zu kämpfen scheint, dem jedes Detail, von der Bewegung eines Darstellers bis hin zur Position einer Requisite, wichtig ist und der jedes unwichtige Detail entfernt haben will für dieses eine Bild, was es dann in den fertigen Film schafft. Man erhält einen Eindruck davon, was es für eine Aufgabe und Verantwortung für jemanden wie Leszczylowski gewesen sein muss, als ihm der sterbenskranke Tarkowski auftrug, Opfer in seine endgültige Fassung zu bringen.

Darüber hinaus sieht man Tarkowski bei verschiedenen anderen Anlässen, während zugleich Eindrücke aus seinem Leben wiedergegeben werden. Immer wieder wird er auf seine Philosophie angesprochen, sein Verständnis der Kunst und deren Beziehung zum Zuschauer, wobei er stets Erklärungen gibt, die sich so ähnlich auch in Die versiegelte Zeit wiederfinden. Leszczylowski zeigt Tarkowski dabei nicht als eine Art Missionar, der eben jene Gedanken als „Poetik des Films“ verstanden haben will, sondern eher als einen Künstler, der etwas verkörpert, was man heutzutage, in der hauptsächlich von kommerziellen Interessen geprägten Filmlandschaft wenig sieht, nämlich einen Regisseur, den ein Verständnis seiner Kunst und der Bilder, die er schaffen will, mehr als alles andere leitet.

Credits

OT: „Regi Andrej Tarkowskij“
Land: Schweden
Jahr: 1988
Regie: Michal Leszczylowski
Drehbuch: Michal Leszczylowski
Kamera: Arne Carlsson

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Regie: Andrej Tarkowski
Fazit
„Regie: Andrei Tarkowski“ ist eine Dokumentation über das Leben und das Werk des russischen Regisseurs Andrei Tarkowski. Michal Leszczylowski greift auf eine Reihe von Archivmaterialien zurück sowie auf Eindrücke von den Dreharbeiten zu Tarkowskis letztem Film Opfer, welche die Arbeitsweise, aber auch die Philosophie dieses Künstlers zeigen und eindrücklich betonen, dass diese nicht nur leere Worte für ihn waren.
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