Als Annie (Sandra Bullock) erfährt, dass ihr Freund Alex (Jason Patric) nicht wie angenommen Streifenpolizist, sondern Teil einer Spezialeinheit ist, hängt der Haussegen schief. Immerhin wollte sie nie wieder in einer Beziehung mit jemandem stecken, dessen Job ihn in gefährliche Situationen bringt. Da Alex allerdings bereits eine Kreuzfahrt gebucht hatte, legen sie den Streit fürs Erste beiseite. An Bord zu gehen stellt sich allerdings als keine gute Entscheidung heraus: Das Schiff wurde von John Geiger (Willem Dafoe) gekapert und mit Bomben versehen. Zwar lässt er die Passagiere evakuieren, aufgrund technischer Schwierigkeiten eines Rettungsbootes können sich jedoch nicht alle in Sicherheit bringen, darunter auch Annie und Alex …
Eine überflüssige Fortsetzung
Diese Rezension enthält Spoiler zu Speed. Solch ein Hinweis ist bei Fortsetzungen normalerweise nicht vonnöten, da die Kenntnis des oder der Vorgänger/s nicht nur erwartet werden kann, sondern oft Voraussetzung dafür ist, der neuen Handlung überhaupt folgen zu können. Aber der Reihe nach.
Es ist eine alte Hollywoodtradition, welche sich heutzutage noch stärker zeigt als früher: Ist ein Film erfolgreich, wird (mindestens) eine Fortsetzung produziert, auch wenn er ursprünglich vielleicht als Standalone konzipiert war. Seit Jahren beschränkt sich dieses Prinzip natürlich nicht mehr nur auf Filme, sondern auch auf Serien und generell alles, was irgendwann einmal irgendetwas war. Hauptsache, es wird produziert und konsumiert. Vor allem in (vergleichsweise) jüngerer Zeit ist es nicht einmal mehr erforderlich, dass etwas erfolgreich ist, es scheint beinahe ein gewisses Interesse daran zu bestehen, Flop um Flop auf den Markt zu werfen und das Publikum zu verprellen.
Im Jahre 1997 sah die Sache aber noch etwas anders aus, auch wenn Geldgier natürlich damals schon ein großer Motivator war. Es gibt fraglos gute Sequels, nicht wenige sind aber enttäuschend, kommen nicht ans Original heran oder ruinieren es in den Augen mancher Zuschauer gar. Unabhängig erst einmal davon, ob Speed 2: Cruise Control eine schlechte Fortsetzung ist, handelt es sich dabei um etwas Schlimmeres: eine überflüssige Fortsetzung. Es gibt Fortsetzungen, denen mit Spannung entgegen gesehen wird und die dann auf ganzer Linie enttäuschen. Sobald der Nachfolger erschienen ist, kann bewertet werden, ob er gut oder schlecht ist, aber das ändert nichts daran, dass mit Vorfreude auf den neuen Film gewartet wurde. Diese liegt darin begründet, dass das Original bestimmte Dinge offen ließ, Lust auf mehr machte. Speed ist ein in sich völlig abgeschlossener Actionstreifen, der Bus explodiert, der Bösewicht ist eliminiert, und das wars. Der Film ist auserzählt; die Charaktere sind für das was er ist ganz brauchbar, aber wecken eben auch nicht groß das Bedürfnis, unbedingt mehr über sie erfahren zu wollen.
Wie damals, nur schlechter
Nachdem nun etabliert wurde, dass es keinen zwingenden Grund für die Existenz der Fortsetzung gab, können wir uns endlich anschauen, ob sie denn wenigstens gut geworden ist. Kurze Antwort: Natürlich nicht. Sandra Bullock kehrt in Speed 2: Cruise Control für ihre Rolle der Annie zurück und ist wahrscheinlich das beste Element des gesamten Films, und für einige vielleicht sogar ein Grund, einzuschalten. Jason Patric verkörpert zwar einen neuen Charakter, es ist aber schon ziemlich offensichtlich, dass er als eine Art Keanu Reeves 2.0 fungieren soll, auch wenn er eher wie eine Art Keanu Reeves 0.2 wirkt. Das Wortspiel im Titel ist das zweitbeste Element des Films, und das allein ist eventuell wirklich schon alles an Information die benötigt wird, um das Ding hier richtig einzuordnen. Auf dem Regiestuhl nahm erneut Jan de Bont Platz, welcher mit dem ersten Teil sein Regiedebüt absolvierte und als Paradebeispiel dafür dienen kann, dass eine Filmschwalbe noch keinen Filmographiesommer macht.
Mit gutem Willen kann der Film Hardcorefans von Sandra Bullock und/oder Willem Dafoe empfohlen werden. Auch für einen Trashabend stellt er eine passable Wahl dar und hat, zumindest in dieser Hinsicht, durchaus einiges an Entertainment zu bieten. Dieses liegt aber nicht an der gut durchdachten Handlung, welche die Drehbuchautoren Randall McCormick und Jeff Nathanson (Rush Hour 2) kreiert haben, sondern einfach an der Absurdität des Ganzen. Der Film benötigte nicht einmal eine eigene Inhaltsangabe, es ist schlicht Speed mit einem Boot auf offenem Wasser statt einem Bus in der belebten Stadt, aber ohne die intensive Spannung oder sonst irgendeinen der Punkte, welche den ersten Film so großartig machten. Abgesehen davon, dass Bullock dieselbe Rolle wie im Vorgänger spielt und ihre Vergangenheit mit als Konfliktauslöser in der Beziehung dient – zwei Elemente, die für die Handlung ersatzlos hätten gestrichen werden können – hat Speed 2: Cruise Control nichts mit dem Vorgänger zu tun und hätte genau so gut ein eigenständiger Film mit anderem Titel und anderer Hauptrolle sein können, der dann freilich als billiges Ripoff verschrien worden wäre. So ist es eben nur ein Cashgrab.
OT: „Speed 2: Cruise Control“
Land: USA
Jahr: 1997
Regie: Jan de Bont
Drehbuch: Randall McCormick, Jeff Nathanson
Musik: Mark Mancina
Kamera: Jack N. Green
Besetzung: Sandra Bullock, Jason Patric, Willem Dafoe, Temuera Morrison, Brian McCardie
https://www.youtube.com/watch?v=gf8rmdP68K8
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