Als Eloise (Anna Kendrick) von ihrer besserer Hälfte Teddy (Wyatt Russell) sitzengelassen wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Dass sie zwei Jahre später von der ehemaligen Stiefschwester eine Einladung zu ihrer Hochzeit erhält, macht es nicht besser – im Gegenteil. Obwohl sie erst alles hinter sich lassen will, beschließt sie trotzdem zur Hochzeit zu fahren, obgleich sie von den Pflichten als Trauzeugin entbunden wurde. Dabei kommt sie an den letzten Gästetisch – den sogenannten Table 19, in ihren Worten ein Tisch, der besser hätte absagen sollen. Dort trifft sie unter anderem auf das unglückliche Paar Jerry (Craig Robinson) und Bina (Lisa Kudrow) sowie den jungen Renzo (Tony Revolori) und den merkwürdigen Gefängnisinsassen Walter (Stephen Merchant). Während an anderen Tischen Harmonie herrscht, staut sich hier der typische Frust als auch eine zunehmende Traurigkeit auf. So ergibt sich eine Geschichte voller Eifersucht und jede Menge Risikopotential, um die Hochzeit in ein Fiasko zu stürzen. Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis die Tränen fließen. Und dann ist da noch der mysteriöse Huck (Thomas Cocquerel), der Eloise um den Finger wickelt.
Am Tisch der Ungewollten
Dass an Hochzeiten die Oberflächen poliert und alle Falten geglättet werden, ist nichts Neues. Die ungewollten Gäste jedoch, die tragen das Leid in sich, was früher oder später nach außen dringt. So kapseln sie sich von der Hochzeit ab – dies ist eh der falsche Ort für sie. Stattdessen kommen sie sich untereinander näher – eine zugegeben überraschende Entwicklung, wenn man erwartet, dass sich bei einem Hochzeitsfilm alles um das Brautpaar dreht. So kommt irgendwann der Punkt, an dem es gar nicht mehr um die Hochzeit an sich geht, sondern um die Zwischenmenschlichkeit der einzelnen Leidtragenden, wobei jeder ein anderes Laster zu tragen hat. Während man in jedem anderen Film ein regelrechtes Fiasko der Hochzeit erwarten würde, so schlägt Table 19 eine andere Richtung ein.
Individualismus
Stattdessen verbündet sich die sechsköpfige Gruppe und arbeitet sogar daran, die Hochzeit vor dem Chaos zu bewahren. Während sie einander gegenseitig helfen und zusammen wachsen, treten die persönlichen Charakterzüge an die Oberfläche. Dadurch ergibt sich ein zuweilen recht gelungener Film, der sich von anderen Produktionen abhebt. Statt Friede-Freude-Eierkuchen gibt es eine dezente Melancholie – statt klassischem Drama eine frische Geschichte, die so viel mehr enthält als in einem reinen Unterhaltungsfilm. Dies zeigt sich schon allein bei dem mysteriösen Huck, bei dem man fast Geld gewettet hätte, dass dieser mit Eloise am Ende zusammenkommt. Table 19 hält sich jedoch nicht an Konventionen auf, sondern bricht mit diesen. Dies sorgt sogar dafür, dass man am Ende, bei den doch recht kurz gehaltenen 85 Minuten, gern noch mehr gesehen hätte.
Relativ gelungen
Zu sagen Table 19 ist ein hochkarätiger Film, wäre aber definitiv übertrieben, da auch dieser einige Ecken und Kanten aufweist und die meisten negativen Kritiken sich darauf stürzen. Hier hätte es an der einen oder anderen Stelle also schon mehr Fingerspitzengefühl gebraucht – besonders was den doch recht einfachen Humor anbelangt. Betrachtet man das romantische Comedy-Drama aber in Relation zu vergleichbaren Produktionen wie beispielsweise 27 Dresses, so macht sich hier schon mehr Ernsthaftigkeit und ein genereller filmischer Anspruch bemerkbar. Dies mag an der bereits erwähnten Unkonventionalität und Erwartungshaltung liegen, aber auch die Schauspieler tragen dazu durchaus mit bei – ganz vorn dran Kendrick und Robinson. Durch zusätzliche Sympathiepunkte bei den Charakteren stellt sich Table 19 somit als ein guter Pick für einen regnerischen Sonntag heraus.
OT: „Table 19“
Land: USA
Jahr: 2017
Regie: Jeffrey Blitz
Drehbuch: Jeffrey Blitz
Musik: John Swihart
Kamera: Ben Richardson
Besetzung: Anna Kendrick, Craig Robinson, June Squibb, Lisa Kudrow, Stephen Merchant, Tony Revolori, Wyatt Russell
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