In der auf einer wahren Geschichte beruhenden Serie In With The Devil spielt Taron Egerton einen jungen Mann namens James Keene, dem die Welt scheinbar zu Füßen liegt, bis er wegen seiner Drogengeschäfte für zehn Jahre ins Gefängnis soll. Dort lässt er sich nach einigem Zögern auf einen besonderen Deal ein: Gelingt es ihm, den mutmaßlichen Mädchen- und Frauenmörder Larry Hall (Paul Walter Hauser) zu überführen, kommt er vorzeitig frei. Doch dafür muss er sich erst in ein berüchtigtes anderes Gefängnis für Schwerverbrechen verlegen lassen. Anlässlich des Starts am 8. Juli 2022 auf Apple TV+ unterhalten wir uns im Interview mit Taron über seine Rolle, die Arbeit an der Serie und wie es war, mit Ray Liotta zu drehen.
Es gibt eine Szene in der Serie, in der sich James und Larry über das Geschichtenerzählen unterhalten. Deine Figur sagt, dass wir Geschichten erzählen, um gemocht zu werden. Was war deine Motivation, In With The Devil zu erzählen?
Unsere Geschichte ist weder sexy und glamourös. Es ist die düsterste Geschichte, an der ich bislang beteiligt war. Ich glaube, das war es, was mich letztendlich angezogen hat. Wir beschäftigen uns mit den Abgründen der menschlichen Natur, auf eine Weise, die ich bisher nicht kannte. Das betrifft natürlich vor allem Larry. Aber auch meine Figur James hat Ansichten, die er ablegen muss, um ein funktionierender Teil der Gesellschaft zu werden. Das war für mich eine sehr spannende Erfahrung. Es gibt Drehbücher, bei denen ich zum Zuschauer werde, während ich sie lese. Bei anderen, darunter jetzt In With The Devil, ist es so, dass ich schon beim Lesen zu meiner Figur werde und ihre Wörter zu meinen werde. Das sind die Drehbücher, die mich vor allem interessieren und die spannende Themen ansprechen.
Was sind denn die Hauptthemen von In With The Devil?
Ein wichtiges Motiv ist das der Wiedergutmachung, wenn meine Figur während der Haft ihr Leben noch einmal neu angeht. Was kannst du hinter dir lassen? Wozu wärst du bereit, um dein Leben zu ändern und besser zu machen? Außerdem sprechen wir das Thema der toxischen Männlichkeit an. Beide Hauptfiguren haben auf ihre jeweilige Art Schwierigkeiten damit, die Veränderungen der Gegenwart zu verstehen. Wir erzählen bei In With the Devil keine typische Heldengeschichte um einen Mann, der den Schurken zur Strecke bringt. Meine Figur muss selbst erkennen, was sie falsch gemacht hat. Das macht aus ihm aber keinen Sieger. Es gibt in unserer Geschichte keine Sieger, dafür ist sie einfach zu tragisch.
Du hast auch schon vor In With the Devil immer wieder reale Persönlichkeiten gespielt, zum Beispiel in Eddie the Eagle – Alles ist möglich oder Rocketman. Was interessiert dich so sehr an biografischen Geschichte?
Ich weiß gar nicht, ob ich tatsächlich ein größeres Interesse an realen Geschichten habe als andere. Letztendlich sind es immer die Drehbücher, die mich dazu verleiten, eine Rolle anzunehmen oder nicht. Wobei du bei Geschichten über reale Ereignisse oder Menschen schon immer auch das Gefühl hast, etwas für andere zu dokumentieren, was ein nettes Gefühl ist. Damit ist immer eine Form der Verantwortung verbunden, ein kultureller Zeitgeist. Das kann auch einschüchternd sein, gerade wenn du jemanden spielst, der noch lebt und vielleicht involviert ist in der Produktion. Bislang habe ich aber Glück gehabt und es hat mir noch keiner übelgenommen, wie ich ihn gespielt habe.
In der Serie spielt der vor einigen Wochen verstorbene Ray Liotta deinen Vater. Wie war es mit ihm zusammenzuarbeiten?
Ich habe eine ganze Reihe schöner Erinnerungen mit Ray. Ich erinnere mich noch, wie ich mit ihm zusammengesessen habe und ihm mein Leid klagte über die Sachen, die ich als Schauspieler so tun muss. Er wusste, wovon ich spreche, beugte sich zu mir herüber und sagte dieses berühmte Zitat aus Der Pate: „Fuck you pay me.“ Er hatte diesen großartigen Sinn für Humor und es war fantastisch und inspirierend, mit ihm arbeiten zu dürfen. Das war eine dieser Erfahrungen, für die ich bezahlt werde, obwohl ich bereit wäre, selbst dafür zu bezahlen, nur um sie machen zu können.
Wenn du in der Situation von Jimmy wärst und eine zehnjährige Haftstrafe verbüßen müsstest, würdest du denselben Deal wie er annehmen?
Anfangs will Jimmy diesen Deal ja gar nicht, weil damit eine zu große Gefahr verbunden ist. Erst später entschließt er sich dazu, weil da mehrere Faktoren in seinem Leben zusammenkommen, die es für ihn unmöglich machen, den Deal nicht anzunehmen. Ich hoffe, dass das die Figur auch für das Publikum greifbar macht. Jimmy ist zwar nicht unbedingt ein liebenswürdiger Mensch. Aber er liebt seinen Vater über alles und hat Angst, dass er ihn verlieren könnte, wenn er im Gefängnis ist. Das wird für ihn zur Motivation. Ob ich selbst den Deal annehmen würde, kann ich gar nicht sagen, da meine Situation eine völlig andere wäre. Ich bin auch nicht annähernd so tough wie Jimmy und weiß nicht, ob ich der Situation gewachsen wäre.
Du warst bei In With The Devil auch als Produzent beteiligt. Ist das etwas, das du dir grundsätzlich vorstellen könntest, mit einer eigenen Produktionsfirma?
So weit bin ich noch nicht. Es gab natürlich andere Schauspieler und Schauspielerinnen, die mit eigenen Produktionsfirmen sehr erfolgreich waren. Meine Ansprüche sind da aber bescheidener. Ich habe schon Interesse daran, in Zukunft auch als Filmemacher immer mal wieder involviert zu sein, wenn ich das Gefühl habe, dass ich etwas dazu beitragen kann. Die Erfahrungen, die ich bei In With The Devil gesammelt habe, waren sehr gut und als kreativer Prozess lohnend. Aber das hängt immer vom Projekt ab. Gerade bin ich im Gespräch bei einem weiteren, wo das passen könnte. Genauso wird es aber auch in Zukunft Projekte geben, bei denen ich nur als Schauspieler auftrete.
Vielen Dank für das Gespräch!
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