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Als der Sportlehrer Sportlehrer Hans Ziemann beim Verlassen der Schule durch eine Bombe getötet wird, fällt der Verdacht rasch auf dessen Schülerin Kathrin Stein (Katharina Schüttler). Schließlich hatte die ihn wegen Vergewaltigung angezeigt – erfolglos, kurz vor dem Mord wurde er freigesprochen. Hat jemand das Gesetz in die eigenen Hände nehmen wollen? Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) versuchen daraufhin, Licht ins Dunkle zu bringen. Das bedeutet nicht nur herauszufinden, wer die fatale Bombe gebaut hat, an der deutlich mehr dran ist als zunächst gedacht und die den Lehrer das Leben gekostet hat. Es gilt darüber hinaus zu klären, was tatsächlich an dem Vorwurf der Schülerin dran war …
Der Zeit voraus
Dass der Tatort zuweilen Entwicklungen in der Welt da draußen aufnimmt und über gesellschaftliche Phänomene spricht, das ist nichts Neues. Von rechter Gewalt über Technikwahn bis zu einer zunehmenden Vereinsamung in den Städten ist so ziemlich alles dabei, was einem bei dem Blick nach draußen so begegnet. Bombenstimmung ist jedoch gleich in zweifacher Hinsicht geradezu prophetisch. Der 372. Teil der ARD-Krimireihe nahm 1997 einige Themen vorweg, die rund 20 Jahre später weltweit die Nachrichten beherrschen würden. Tatsächlich ist es erstaunlich, wie aktuell dieser Film noch immer ist, ohne dass das dies damals so beabsichtigt war.
Das offensichtlichere Element ist natürlich das der sexuellen Belästigung. Tatsächlich ist es nahezu unmöglich, bei den Vorwürfen, welche die Schülerin ihrem Lehrer gegenüber machte, nicht an die #MeToo-Bewegung zu denken, bei der zahlreiche überwiegend weibliche Opfer von ihren Erfahrungen berichteten. Gleichzeitig ist Tatort: Bombenstimmung noch ein eindeutiges Produkt seiner Zeit, wenn das Thema erstaunlich schnell wieder fallen gelassen wird. Wo heutige Filme stärker Stellung Beziehung würden und das grundsätzliche Problem einer schwierigen Beweisführung, da interessiert sich hier niemand wirklich dafür. Für Drehbuchautor Peter Zingler ist das nur ein Mittel zum Zweck, um einen Mörder jagen zu können.
Die Lüge der Bilder
Der zweite vorausschauende Aspekt ist der von einer medialen Berichterstattung, die sich nicht unbedingt der Wahrheit verpflichtet fühlt. Natürlich, geschummelt wurde schon früher zuweilen, wenn es der Quote oder der Auflagenstärke nutzte. In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für die Manipulation durch Wort und Bild aber noch einmal deutlich gewachsen. Ob nun gezielte Verfälschungen mittels sozialer Medien oder der Skandalfall Claas Relotius, der seine Reportagen und Interviews zum Teil dreist fälschte, erschreckende Beispiele gibt es genug. Tatort: Bombenstimmung ist da schon auch eine Art Vorläufer von France, das vor einigen Monaten auf bissig-genüssliche Weise die Medienlandschaft auseinandernahm.
Während diese beiden größeren Themen durchaus zu Diskussionen einladen und ein spannendes Umfeld bieten, ist der Kriminalfall als solcher recht langweilig. Zum einen wurde da mal wieder recht umständlich zusammengeschustert, damit auch ja alle irgendwie miteinander in einem Bezug stehen. Glaubwürdigkeit sollte man bei Tatort: Bombenstimmung also besser nicht erwarten. Auch die Auflösung ist nicht so wirklich befriedigend. Da gab es im Laufe der langen Karriere von Ballauf und Schenk, die hier ihren zweiten Fall bearbeiten, schon deutlich interessantere und überraschendere Werke. Die historische Komponente und Katharina Schüttler, die hier in einer frühen Rolle zu sehen ist, einmal ausgenommen, hat der Krimi nicht so viel zu bieten.
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