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Tatort: Trittbrettfahrer

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„Tatort: Trittbrettfahrer“ // Deutschland-Start: 16. Juli 2000 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Voller Stolz hält Hans-Georg Belcher (Hans Leutenegger) die Tradition aufrecht und führt die familieneigene Kölner Brauerei so, wie sie schon vor ihm alle geführt haben. Mit Änderungen hat er es nicht so, am liebsten soll alles so bleiben wie immer. Umso größer ist der Ärger, als genau das nicht möglich ist: Irgendjemand hat es auf ihn abgesehen, fordert 200.000 D-Mark, ansonsten würde, so die Drohung, das Bier vergiftet. Obwohl ihm sein eigener Sohn Paul (Rainer Will) davon abrät, sich auf die Erpressung einzulassen, beschließt der Patriarch, das Geld zu zahlen – in der Hoffnung, dann endlich seine Ruhe zu haben. Als es dabei zu einer Katastrophe kommt, begeben sich die Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) auf die Jagd nach dem Erpresser (Martin Glade). Doch die Geschichte hat damit erst angefangen …

Viel Geld = viele Verbrecher

Meistens steht beim Tatort ein Mord im Mittelpunkt, der im Laufe der rund anderthalb Stunden aufgeklärt werden muss. Dann und wann verzichtet man bei der ARD-Krimireihe aber auf diese Königsdisziplin und wendet sich anderen Formen des Verbrechens zu. Bei Trittbrettfahrer, dem 447. Teil der sonntäglichen Endlosreihe, sind es sogar eine ganze Reihe von Verbrechen. Und auch mehrere Verbrecher, wie der Titel schon im Vorfeld etwas sorglos verrät: einer, der das Original-Verbrechen begangen hat, und einer, der das erste Verbrechen als Vorlage benutzt, um eigene Interessen durchzusetzen. Interessen heißt dabei, wie in einem Großteil anderer Krimis auch, natürlich Geld. Denn offensichtlich ist bei der Brauerei einiges zu holen.

Und wie das so ist, wenn es viel zu holen gibt: Es finden sich immer Leute, die das für sich ausnutzen wollen. Anders als bei vielen Genrekollegen ist Tatort: Trittbrettfahrer aber kein Whodunnit im klassischen Sinn. So erfahren wir beispielsweise sehr früh, wer der Erpresser ist, der Belcher um ein stolzes Sümmchen erleichtern möchte. Ein Publikum, das gerne rätseln und spekulieren möchte, wer der Täter oder die Täterin ist, bekommt hier entsprechend wenig zu tun. Durch das zweite Verbrechen, welches von dem ersten inspiriert wurde, ändert sich das ein wenig. Dennoch sollte man sich nicht zu viel davon versprechen. Die Möglichkeiten, wer es war, sind recht begrenzt, der Grübelfaktor ist überschaubar.

Verworren und wenig spannend

Das soll jedoch nicht bedeuten, dass der Fall ganz simpel ist. Im Gegenteil: Tatort: Trittbrettfahrer ist sogar recht verworren. Das hängt aber weniger mit einem ausgefeilten Verbrechen zusammen als mit einer Figurenkonstellation, die zunehmend unübersichtlich ist. Bei dem Versuch, möglichst viele Verwicklungen einzubauen, verheddert sich Regisseur und Drehbuchautor Markus Fischer irgendwann heillos. Offensichtlich wurde an der Stelle komplex mit konfus verwechselt. Da ging es gar nicht mehr darum, eine Geschichte zu erzählen, sondern darum alles irgendwie mit allen zu verbinden, ohne zu merken, dass dies einfach zu viel wird.

Wenn denn der Film wenigstens spannend wäre. Aber auch in der Hinsicht hat Tatort: Trittbrettfahrer seine Defizite. Dann und wann baute Fischer schon brenzlige Momente ein, die einen kurz zu packen wissen. Die meiste Zeit über ist das hier aber eher ein bisschen langweilig. Da die finale Auflösung, wenn dann das letzte verbliebene Rätsel gelüftet wird, auch nicht so wirklich überzeugt und diverse Punkte – darunter der Nebenstrang um Ballaufs Wohnungssuche – kaum ausgearbeitet werden, kann man sich die Folge mehr oder weniger sparen.

Credits

OT: „Tatort: Trittbrettfahrer“
Land: Deutschland
Jahr: 2000
Regie: Markus Fischer
Drehbuch: Markus Fischer
Musik: Markus Fritzsche
Kamera: Jörg H. Schmidt-Reitwein
Besetzung: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Anna Loos, Rainer Will, Eva Scheurer, Wolfgang Packhäuser, Gruschenka Stevens, Martin Glade

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Tatort: Trittbrettfahrer
Fazit
Wenn der Besitzer einer traditionsreichen Bierbrauerei erpresst wird, versprach das eigentlich viel Spannung. Stattdessen gibt es eine zugleich simple wie verworrene Geschichte, wenn in „Tatort: Trittbrettfahrer“ lauter Querverbindungen aufgebaut werden, ohne auf die notwendige Balance zu achten.
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