Tatort Verraten und verkauft
© WDR/Michael Böhme

Tatort: Verraten und verkauft

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„Tatort: Verraten und verkauft“ // Deutschland-Start: 19. September 2004 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Zunächst scheint der Fall klar zu sein: Verkehrsunfall mit Todesfolge. Doch bei der Obduktion stellt sich heraus, dass Sven Uwe Schütze zunächst erschlagen und dann überfahren wurde, um den Mord zu vertuschen. Als Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) den Fall übernehmen, finden sie in der Wohnung des Opfers einen Zettel auf dem drei Namen stehen. Doch welche Verbindung gibt es zwischen den Jugendlichen Marc Landauer (Kostja Ullmann), Daniela Paulke (Anna Maria Mühe) und Thomas Loebelt (Adrian Topol), die alle auf das Albertus Magnus Internat gehen, und dem verstorbenen ostdeutschen Monteur? Was könnte dieser von ihnen gewollt haben? Die Ermittlungen gestalten sich dabei nicht ganz einfach, da offensichtlich alle etwas zu verbergen haben …

Mörderisches Internat

Internate sind immer ein dankbarer Schauplatz für einen Krimi. Meist befinden die sich in alten, düsteren, gern etwas verwinkelten Gebäuden. Es laufen Menschen herum, die durch den ständigen Umgang mit Geld Bodenhaftung und Skrupel verloren haben. Einen anderen zu töten gelingt nun einmal leichter, wenn man sich für etwas Besseres hält. Und so finden auch beim Tatort immer wieder Morde in diesem Umfeld statt. Beeindruckend war etwa Herz aus Eis (2009) über ein besonders menschenverachtendes Jugendtrio. Tyrannenmord (2022) nahm uns mit in eine Schule, an der Diktatoren ihren Nachwuchs parken, in der Hoffnung, dass noch was Vernünftiges aus ihnen wird. Ein wenig älter ist das Beispiel Verraten und verkauft aus dem Jahr 2004. Auch dort scheint die Lösung auf die Probleme in einem Internat zu warten.

Wobei die Figuren hier in eine etwas andere Richtung gehen. Wo es bei den obigen Titeln vor lauter Arroganz kein Vorankommen mehr gab, da zeigt sich Tatort: Verraten und verkauft etwas zurückhaltender. Ganz frei von verstörenden Momenten ist zwar auch der 573. Teil der ARD-Krimireihe nicht, wenn etwa junge Männer mittels Geld festlegen wollen, wer denn nun die Mitschülerin bekommt. Ansonsten gestalten sich die Figuren aber über weite Strecken vergleichsweise normal und alltäglich. Erst gegen Ende hin, wenn der Film nach diversen falschen Fährten so langsam die Karten auf den Tisch legt, wird der wahre menschliche Abgrund offensichtlich, verbunden mit einer finsteren Vorgeschichte. Monster gibt es schließlich in allen Formen. Auch solchen, die sich ganz seriös geben.

Umständlich und konstruiert

Nur wirkt das Ganze schon sehr bemüht. Offensichtlich wollte man unbedingt gesellschaftlich relevant sein, weshalb da über Umwege noch ein ganz anderes Themenfeld aufgemacht wird. Dieses ist grundsätzlich schon wichtig, wurde auch in anderen Folgen des Krimidauerbrenners beackert. Dort geschah das aber meist in sich stimmiger. Bei Tatort: Verraten und verkauft wurde hingegen alles Mögliche zusammengeworfen, lauter Figuren hinzugerufen und umständlich in einen Bezug gestellt. Glaubwürdig ist das nicht. Das willkürliche Konstrukt sollte besser nicht mit eigenen Gedanken belastet werden, dafür ist es zu wackelig. Wendungen wurden eingebaut, weil man offensichtlich unbedingt welche haben wollte, nicht weil sie in die Geschichte gepasst haben.

Immerhin: Wer sich für fernöstliche Kult oder Kampfsport interessiert, findet hier einige Szenen, in denen die Jugendlichen sich am japanischen Schwertkampf Kendo versuchen. Das sieht man in deutschen Krimis auch nicht alle Tage. Leider setzt Regisseur Peter F. Bringmann bei den Kampfszenen aber auf exzessive Zeitlupen, wodurch die Wucht dieses Sports nie wirklich zur Geltung kommt. Darum ist es schade, ebenso um das an und für sich talentierte Ensemble. Beides ist aber nicht genug, um die Mängel auszugleichen und aus Tatort: Verraten und verkauft mehr zu machen als einen nur mäßig spannenden Film.

OT: „Tatort: Verraten und verkauft“
Land: Deutschland
Jahr: 2004
Regie: Peter F. Bringmann
Drehbuch: Peter Goslizki, Mario Giordano
Musik: Paul Vincent, Oliver Gunia
Kamera: Michael Faust
Besetzung: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Tessa Mittelstaedt, Joe Bausch, Joos Siedhoff, Ulrike Kriener, Ulrich Matschoss, Adrian Topol, Petra Kleinert, Anna Maria Mühe, Kostja Ullmann

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Tatort: Verraten und verkauft
Fazit
„Tatort: Verraten und verkauft“ nimmt uns mit an ein Internat, das in irgendeinem Zusammenhang mit einem Mord stehen muss. Der Krimi ist dabei ziemlich überfrachtet und willkürlich. Auch das talentierte Ensemble und die ungewohnten Kampfsport-Szenen können da nichts mehr reißen.
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