Thelma and Louise TV Fernsehen arte DVD
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Thelma & Louise

Thelma and Louise TV Fernsehen arte DVD
„Thelma & Louise“ // Deutschland-Start: 24. Oktober 1991 (Kino) // 20. November 2009 (DVD)

Inhalt / Kritik

So richtig aufregend ist das Leben von Thelma Dickinson (Geena Davis) nicht gerade. Ihr tyrannischer Mann Darryl (Christopher McDonald) sieht in ihr nur eine Arbeitskraft, die seine Wünsche zu erfüllen hat, sich ums Essen und den Haushalt kümmern soll. Darüber hinaus hat sie nichts zu tun und nichts zu sagen, was sie bislang ohne Widerstand hingenommen hat. Ihre beste Freundin Louise Sawyer (Susan Sarandon) ist da ganz anders. Die Kellnerin will sich von niemandem etwas vorschreiben lassen. Ein bisschen Abwechslung täte aber auch ihr ganz gut, weshalb sie Thelma dazu überredet, gemeinsam zu einer kleinen Hütte in Arkansas zu fahren. Nur ein kleiner Wochenendtrip, mehr nicht. Dort wollen sie ausspannen und den Alltag hinter sich lassen. Doch schon auf dem Weg dorthin kommt es zu einer Katastrophe, nach der nichts mehr so ist wie zuvor …

Kampf gegen eine Männerwelt

Als in Folge der #MeToo-Bewegung das Bewusstsein dafür wuchs, wie sehr Frauen noch immer zu Objekten reduziert werden, nahmen sich erwartungsgemäß auch Filmschaffende aus aller Welt dieser Themen an. Eines der interessanteren Werke war dabei sicherlich The Last Duel von Ridley Scott, der die Unterdrückung von Frauen auch als eine Frage der Perspektive zeigte. Männer waren dort Despoten, nicht weil sie welche sein wollten, sondern weil ihnen gar nicht bewusst war, was sie genau taten. Schon dreißig Jahre zuvor hatte sich das Hollywood-Urgestein dieses Kampfes der Geschlechter angenommen. Auch in Thelma & Louise ging es um die Unterdrückung von Frauen und toxische Männlichkeit. Und doch könnten die Filme unterschiedlicher kaum sein.

Ein großer Unterschied ist die Reaktion der Frauen. Während die Protagonistin in The Last Duel nicht viel gegen den Zustand tun kann, es auch nicht wirklich versucht, da wird Thelma & Louise zu einem feministischen Befreiungsschlag. Zum Teil ist der geplant: Von Anfang an drängt Louise ihre Freundin Thelma dazu, für sich einzustehen und ein eigenes Leben zu führen. Zum Teil sind die Ereignisse die ungeplanten und auch unerwünschten Folgen der Umstände. Die Geschichte um zwei Frauen, deren Wochenendtrip vollkommen eskaliert, ist die einer überfälligen Selbstbehauptung, was den Film gerade aus weiblicher Sicht zu einem Crowdpleaser macht. Gleichzeitig schildert Scott, wie diese Selbstbehauptung katastrophale Auswirkungen hat, ohne dass es so hätte kommen müssen.

Weder gut noch böse

Der Film ist daher mehr als eine feministische und männerverachtende Gewaltfantasie, auch wenn manche das in ihm sehen wollen. Tatsächlich ist Thelma & Louise ein erstaunlich ambivalenter Film, bei dem die Grenzen fließend sind. Natürlich, Darryl ist nicht mehr als das wandelnde Klischee des tyrannischen Ehemannes. Ein Feindbild, ebenso wie der dümmliche Trucker, dem die Frauen mehrfach über den Weg laufen. Gleichzeitig gibt es aber auch Männerfiguren, die den Frauen nichts Bösen wollen, sondern ihnen im Gegenteil zu helfen versuchen – selbst als die Lage längst eskaliert ist. Vor allem der Polizist Hal Slocumb (Harvey Keitel) und Jimmy (Michael Madsen), der Freund von Louise, fallen an der Stelle auf. Und dann ist da natürlich noch der Gauner J.T., gespielt von Brad Pitt in einer seiner ersten nennenswerten Rollen, der nicht klar einzuordnen ist.

Insbesondere aber sind es die Frauen, welche hier differenziert gezeichnet werden. So sind sie beide Opfer einer übergriffigen Männerwelt. Bei dem Versuch, sich gegen diese Gewalt zu wehren, werden sie irgendwann aber auch selbst zu Täterinnen. Vieles von dem, was in Thelma & Louise geschieht, ist letztendlich auf die mindestens fragwürdigen, teils furchtbaren Entscheidungen der beiden zurückzuführen. Die Tragik ihres Schicksals ist gleichermaßen aufgezwungen wie selbst verursacht. Auch das Ende, welches Filmgeschichte geschrieben hat und viele Male zitiert wurde, ist von dieser Ambivalenz geprägt und lässt einen mit sehr gemischten Gefühlen zurück.

Freiheit bis in den Tod

Das ist sehenswert, auch wegen der hervorragenden Besetzung. Im Mittelpunkt stehen dabei natürlich Susan Sarandon (Der Klient) und Geena Davis (Die Piratenbraut), die gleichzeitig für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert waren – etwas Vergleichbares hat es seither nicht mehr gegeben. Und auch die Landschaftsaufnahmen von Thelma & Louise machen den Film bis heute sehenswert. Das temporeiche, mal bittere, dann wieder humorvolle Roadmovie war zwar immer ein wenig umstritten, darf aber sicher als Klassiker seines Genres bezeichnet werden. Wie andere Vertreter auch vermittelt der Film das Gefühl von Freiheit und Weite, die hier jedoch in einem starken Kontrast zu der Enge stehen, in der die beiden Frauen ihren Alltag fristen. Das Ergebnis mag nicht so versöhnlich sein, wie es Roadmovies oft sind. Dafür ist es umso kraftvoller und hinterlässt noch immer bleibenden Eindruck.

Credits

OT: „Thelma & Louise“
Land: USA
Jahr: 1991
Regie: Ridley Scott
Drehbuch: Callie Khouri
Musik: Hans Zimmer
Kamera: Adrian Biddle
Besetzung: Susan Sarandon, Geena Davis, Harvey Keitel, Michael Madsen, Christopher McDonald, Stephen Tobolowsky, Brad Pitt

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1992 Beste Regie Ridley Scott Nominierung
Bestes Original-Drehbuch Callie Khouri Sieg
Beste Hauptdarstellerin Geena Davis Nominierung
Beste Hauptdarstellerin Susan Sarandon Nominierung
Bester Schnitt Thom Noble Nominierung
Beste Kamera Adrian Biddle Nominierung
BAFTA 1992 Bester Film Nominierung
Beste Regie Ridley Scott Nominierung
Bestes Original-Drehbuch Callie Khouri Nominierung
Beste Hauptdarstellerin Geena Davis Nominierung
Beste Hauptdarstellerin Susan Sarandon Nominierung
Bester Schnitt Thom Noble Nominierung
Beste Kamera Adrian Biddle Nominierung
Beste Musik Hans Zimmer Nominierung
César 1992 Bester ausländischer Film Nominierung
Golden Globes 1992 Bester Film (Drama) Nominierung
Bestes Drehbuch Callie Khouri Sieg
Beste Hauptdarstellerin (Drama) Geena Davis Nominierung
Beste Hauptdarstellerin (Drama) Susan Sarandon Nominierung

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Thelma & Louise
Fazit
Oft als feministisches Roadmovie bezeichnet erzählt „Thelma & Louise“ die Geschichte zweier Frauen, die sich gegen eine von Männern bestimmte Welt wehren – mit katastrophalen Konsequenzen. Dabei ist es vor allem die Ambivalenz, die den hervorragend besetzten Film auszeichnet, wenn die Grenzen zwischen Opfern und Tätern verschwimmen.
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