Wenn es um Wertgegenstände geht, die den Besitzer wechseln, ist Elizabeth Lipp (Melina Mercouri) immer gern mit dabei. Ihr aktuelles Objekt der Begierde ist ein wertvoller mit Smaragden versehener Dolch, der im Museum des Topkapi-Palasts in Istanbul ausgestellt ist. Gemeinsam mit dem Gentleman-Dieb Walter Harper (Maximilian Schell) plant sie das Unmögliche möglich zu machen und den schwer bewachten Palast um das Kleinod zu erleichtern. Der hat jedoch eine Bedingung: Er will nur mit Amateuren arbeiten, um nicht weiter aufzufallen. Und so machen sich die beiden an die Arbeit, unterstützt von Cedric Page (Robert Morley), Hans Fisher (Jess Hahn), Giulio (Gilles Ségal) und Arthur Simon Simpson (Peter Ustinov). Aber schon bei der Einreise kommt es zu Problemen, weshalb der sorgfältig ausgearbeitete Plan zu scheitern droht …
Der doppelte Einbruch
Natürlich hat es im Laufe der letzten Jahrzehnte nicht unbedingt wenige der sogenannten Heist Movies gegeben, bei denen sich eine Gruppe von Leuten zusammentut, um gemeinsam einen großen Raub über die Bühne zu bringen. Einige dieser Filme wurden zu großen Kassenerfolgen, etwa Ocean’s Eleven und die diversen Nachfolger. Viele verschwanden auch wieder in der Versenkung. Doch kaum ein Name ist derart stark mit diesem Genre verbunden wie der von Jules Dassin. Schließlich schuf der mit Rififi einen absoluten Klassiker: Die legendäre halbstündige Einbruchszene, die ohne jedes Wort auskommt, hat Filmgeschichte geschrieben und unzählige andere inspiriert. So groß ist der Einfluss, dass man dabei fast schon vergisst, dass der US-amerikanische Regisseur mit Topkapi noch einen zweiten Heist Hit produzierte.
Dabei sind die Filme natürlich nur zum Teil miteinander zu vergleichen. Der größte Unterschied ist die Tonalität. Während Rififi ein sehr ernster Genrevertreter ist, zum Teil sogar sehr tragisch, da ist Topkapi deutlich heiterer. Tatsächlich könnte man den Eindruck haben, dass Dassin dem Erfolg der Krimikomödie Der rosarote Panther nacheifern wollte, der 1963 in die Kinos kam und damit einige Monate vor seinem eigenen Film. Beide Filme setzen auf einen eher albernen Humor sowie überzeichnete Figuren. So spielt Melina Mercouri, die später Dassin heiratete, eine Femme Fatale, die auch als deren Parodie durchginge. So wie man bei dem Film allgemein des Öfteren nicht weiß, ob die Adaption eines Romans von Eric Ambler nicht eigentlich das Genre persiflieren möchte, durch das Dassin bekannt geworden war.
Heiterkeit statt Spannung
Stärker noch als Mercouri, die hierfür eine Golden-Globe-Nominierung als beste Hauptdarstellerin erhielt, ist es aber Peter Ustinov, der in Erinnerung bleibt. Seine Verkörperung eines Kleinganoven, der zum Spielball zwischen verschiedenen Fraktionen wird, brachte ihm zurecht seinen zweiten Oscar ein. Innerhalb eines exzellenten und gut aufgelegten Ensembles ist er der Höhepunkt und zugleich Identifikationsfigur für das Publikum. Es macht einfach Spaß mit ihm durch eine Geschichte zu stolpern, die eigentlich viel zu groß für Arthur ist. Und natürlich ist auch der Plan an sich, bei dem nie ganz klar ist, ob er genial oder dämlich ist, ein Grund dafür, dass Topkapi noch immer viel Vergnügen bereitet.
Allerdings sollte man an den kriminologischen Aspekt nicht ganz so hohe Ansprüche haben. So nimmt der eigentliche Einbruch nur einen vergleichsweise geringen Raum der Laufzeit ein. Da es sich bei der Truppe wie von Harper gewünscht größtenteils um Amateure handelt, denen die Sache zu groß ist, stellt sich auch nie der Wow-Faktor ein, mit denen andere Heist Movies punkten. Man ist sich hier einfach nie sicher, ob die Leute wirklich wissen, was sie tun. Statt großer Spannung ist bei Topkapi dafür Entspannung angesagt, woran die malerischen Aufnahmen ihren Anteil haben. Hier heißt es sich zurücklehnen und – zumindest bei der Erstsichtung – abwarten, was die Chaosbande beim Versuch des großen Coups sonst noch so alles anstellen wird.
OT: „Topkapi“
Land: USA
Jahr: 1964
Regie: Jules Dassin
Drehbuch: Monja Danischewsky
Vorlage: Eric Ambler
Musik: Manos Hadjidakis
Kamera: Henri Alekan
Besetzung: Melina Mercouri, Maximilian Schell, Peter Ustinov, Robert Morley, Jess Hahn, Gilles Ségal, Akim Tamiroff
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1965 | Bester Nebendarsteller | Peter Ustinov | Sieg |
Golden Globes | 1965 | Bester Hauptdarsteller (Komödie oder Musical) | Peter Ustinov | Nominierung |
Beste Hauptdarstellerin (Komödie oder Musical) | Melina Mercouri | Nominierung |
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