Überredung Persuasion Netflix
© Netflix/Nick Wall

Überredung

Überredung Persuasion Netflix
„Überredung“ // Deutschland-Start: 15. Juli 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Einst sah es so aus, als würde Anne Elliott (Dakota Johnson) Frederick Wentworth (Cosmo Jarvis) heiraten und mit ihm glücklich werden können. Doch das Umfeld überzeugte sie davon, diese Beziehung vorzeitig zu beenden. Schließlich könne die Tochter aus gutem Haus mit einem einfachen Marineoffizier kaum jemals glücklich werden. Einig Jahre sind seither vergangen, doch Anne hat ihre große Liebe niemals vergessen. Dabei haben sich die Umstände stark gewandelt, aus dem unbedeutenden jungen Mann ist ein Kapitän mit beträchtlichem Vermögen geworden, während Annes eigener Vater Sir Walter (Richard E. Grant) in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Noch weiter verkompliziert wird die Situation durch William (Henry Golding), einen vermögenden Cousin, der seinerseits ein Auge auf Anne geworfen hat …

Auf der Suche nach Jane Austen

Angesichts der unzähligen Verfilmungen von den Werken von Jane Austen und der Allgegenwärtigkeit ihres Einflusses könnte man manchmal den Eindruck haben, dass sie Massen an Büchern geschrieben haben muss. Dabei hat die englische Autorin gerade einmal vier Romane zu Lebzeiten veröffentlicht, ein paar weitere folgten posthum. Umso beeindruckender ist die Zahl an Adaptionen, sei es fürs Kino, das Fernsehen oder das Theater. Umso beeindruckender auch die Vielfalt: Neben sehr originalgetreuen Versionen, welche das 19. Jahrhundert wiederzubeleben versuchen, finden sich sehr freie Interpretationen wie etwa Clueless – Was sonst? (1995) oder Stolz und Vorurteil & Zombies (2016) in der auf ihren Büchern basierenden Filmografie.

Mit dem Netflix-Film Überredung erscheint nun mal wieder ein Versuch, beides irgendwie zu sein. Zum einen hält man sich zwar schon an die Geschichte des 1818 veröffentlichten Romans und siedelt diese auch in der damaligen Zeit ein. Gleichzeitig zeigte man Mut zu Diversität, wenn im Stil von Bridgerton Hautfarben beliebig ausgetauscht werden – was erwartungsgemäß zu einigen Verstimmungen bei „puristischen“ Zuschauern und Zuschauerinnen sorgt. Und auch das Durchbrechen der Vierten Wand und die Übernahme moderner RomCom-Klischees verdeutlichen, dass hier ein aktuelles Publikum angesprochen werden soll. Das Motto: Wir drehen einen Film nach den Regeln der Gegenwart, verkleiden aber die Figuren in Kostümen von gestern und platzieren sie in historischen Kulissen. Das Beste aus zwei Welten also wenn man mag.

Hübsch oberflächlich

So etwas kann funktionieren. Emma. zeigte vor zwei Jahren, wie sich die alten Romane noch einmal richtig auffrischen lassen, wobei der Humor und die umwerfenden Bilder einen großen Anteil hatten. Überredung zieht in beiderlei Hinsicht den Kürzeren. Zwar wird immer mal wieder versucht, durch ein bisschen Witz die im Grunde tragische Geschichte aufzulockern. Tatsächlich witzig wird es aber nie. Und auch visuell gelingt es der aus dem Theaterbereich stammenden Regisseurin Carrie Cracknell nicht, mit eigenen Bildern bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Natürlich, Kostüme, Ausstattung und Setting sind schon hübsch anzusehen. Aber das reicht nicht, um innerhalb des Segments des Kostümfilms wirklich hervorzustechen. Da hätte es schon ein paar Ideen gebraucht, um stärker in Erinnerung zu bleiben.

Vor allem aber enttäuscht, wie oberflächlich der Film geworden ist. Die Emotionalität einer verpassten Liebe wird kaum spürbar. Ebenso wenig, dass es da überhaupt eine Liebe gegeben haben soll: Während Dakota Johnson (Cha Cha Real Smooth) zumindest noch ein paar humorvollere Momente vorweisen kann, bleibt Cosmo Jarvis, der gerade noch in It Is In Us All durch seine intensive Darstellung auffiel, hier sehr blass. Weshalb Anne ihm noch immer hinterher schmachtet, wird nie nachvollziehbar. Auch das Konstrukt sozialer Erwartungen, welches in Überredung für so manches Unglück zuständig ist, wird viel zu wenig behandelt. Der Film plätschert vor sich hin, ohne jemals wirklich unterhaltsam oder bewegend zu sein oder alternativ etwas Profundes auszusagen. Da hat es schon deutlich interessantere Adaptionen von Austen gegeben.

Credits

OT: „Persuasion“
Land: USA
Jahr: 2022
Regie: Carrie Cracknell
Drehbuch: Ronald Bass, Alice Victoria Winslow
Vorlage: Jane Austen
Musik: Stuart Earl
Kamera: Joe Anderson
Besetzung: Dakota Johnson, Cosmo Jarvis, Nikki Amuka-Bird, Mia McKenna-Bruce, Richard E. Grant, Henry Golding

Bilder

Trailer

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Überredung
Fazit
„Überredung“ erzählt basierend auf dem Roman von Jane Austen, wie eine Frau einer ehemaligen Liebe wiederbegegnet. Der Versuch, historisches Setting und moderne Elemente zu verbinden, ist dabei wenig erfolgreich. Der Film ist weder besonders witzig noch emotional, trotz einer tragischen Geschichte. Auch die gesellschaftliche Komponente bleibt an der Oberfläche.
Leserwertung189 Bewertungen
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