Als seine Exfreundin Nicole Seidel (Lara Marian) plötzlich verstirbt, ist sich Kriminalkommissar Matthias Hamm (Ralph Herforth) sicher, dass es sich um keinen natürlichen Tod handelt, sondern Mord. Er hat auch schon eine Vermutung, wer dahinter stecken könnte: Oliver Plessner (Thomas Arnold). Schließlich hatte die Verstorbene vor vielen Jahren maßgeblich Anteil daran, dass er in einem Mordfall verurteilt wurde. Kurze Zeit nach seiner Entlassung ist Nicole tot. Reiner Zufall? Hamm beginnt daher, eigenmächtig Ermittlungen anzustoßen, was seine Vorgesetzte Jana Winter (Natalia Wörner) zwar ablehnt, letztendlich aber duldet. Und tatsächlich mehren sich die Anzeichen, dass an der Geschichte deutlich mehr dran ist …
Zwischen Aufbruch und Rückblick
Gewissermaßen sollte Über den Tod hinaus eine Art Neuanfang sein für die ZDF-Krimireihe Unter anderen Umständen. Bis zu dem Zeitpunkt war Jana Winter irgendwo in der Provinz Schleswig-Holsteins unterwegs gewesen. Mit dem 16. Teil wurden die Ermittlungen von Flensburg aus geführt, wo Winter nunmehr die Leitung innehatte. Das klingt nach Aufbruch. Stattdessen befasst sich der Krimi gleich in mehrfacher Hinsicht mit der Vergangenheit. Das bezieht sich einerseits auf den Fall an sich, dessen Wurzeln ganz offensichtlich vor vielen Jahren begonnen. Aber auch Hamm muss sich einer früheren Verfehlung stellen, wenn er bei dem alten Mordfall keine gute Figur abgab.
Überhaupt ist Unter anderen Umständen: Über den Tod hinaus ein Krimi, der kein besonders schmeichelhaftes Licht auf die Polizei und deren Arbeit wirft. Nicht nur beim alten Fall überschritt Hamm Grenzen. Der neue beginnt damit, dass er auf eigene Faust eine Leiche ausgräbt, was aber keine wirklichen Konsequenzen hat. Und auch Winter hat offensichtlich kein Problem damit, im richtigen Moment wegzuschauen oder tröstende Worte zu finden, während die Leute außerhalb der Polizei immer zu spuren haben, wenn sie das möchte. Arne Brauner (Martin Brambach) hat mit seiner Alkoholsucht zu kämpfen, was aber auch nicht offen angesprochen werden darf. Unter den Teppich zu kehren und über Mängel Stillschweigen zu vereinbaren gehört in diesem Beruf ganz offensichtlich dazu.
Unglaubwürdig und umständlich
Dass da manches ein wenig fragwürdig ist, schien Regisseurin und Co-Autorin Judith Kennel (Marie Brand und der überwundene Tod) aber nicht zu stören. Glaubwürdigkeit scheint ihr auch nicht besonders wichtig gewesen zu sein: Schon der Einstieg fordert dem Publikum einiges ab. Später wird es dann bei Unter anderen Umständen: Über den Tod hinaus richtig verschwurbelt, wenn beim Fall über tausend Ecken gearbeitet wird. Irgendwie hängt dann alles mit jedem zusammen. Das setzt nicht nur voraus, dass mal wieder Zufall für Zufall für Zufall geschieht. Die Figuren müssen sich auch ziemlich dämlich oder umständlich verhalten, damit dieses Konstrukt überhaupt irgendwie zusammenhält. Von dieser Unart neuerer Krimis, dass Fälle immer persönliche Bezüge zu den Ermittelnden brauchen, ganz abgesehen.
Und doch ist der Film durchaus solide. Natalia Wörner hat sich längst in ihrer Rolle als Ermittlerin eingelebt und darf trotz eines zurückhaltenden Spiels Dominanz spüren lassen. Außerdem überzeugt Unter anderen Umständen: Über den Tod hinaus atmosphärisch, was maßgeblich der überraschend guten Musik von Matthias Weber zu verdanken ist, der das Geschehen mit melancholischen, aber nicht aufdringlichen Klängen unterlegt. Das funktioniert alles ganz gut, weshalb man sich den Krimi durchaus anschauen kann. Innerhalb dieser Reihe gab es aber schon deutlich bessere Teile, gerade im Hinblick auf den zu untersuchenden Fall.
OT: „Unter anderen Umständen: Über den Tod hinaus“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Judith Kennel
Drehbuch: Judith Kennel, André Georgi
Musik: Matthias Weber
Kamera: Nicolay Gutscher
Besetzung: Natalia Wörner, Ralph Herforth, Martin Brambach, Lisa Werlinder, Hansjürgen Hürrig, Katrin Bühring, Peter Schneider, Peter Mygind, Thomas Arnold
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