Lange hatte Georg Wilsberg (Leonard Lansink) darauf gespart, mit Kommissarin Anna Springer (Rita Russek) eine richtig schöne Kreuzfahrt zu machen. Doch dann bricht jemand bei ihm ein und nimmt das mühsam Ersparte einfach mit. Währenddessen hat Overbeck (Roland Jankowsky) ein ganz anderes Problem: Als er Zeuge eines Überfalls wird, verhaftet er im Eifer des Gefechts den Ladenbesitzer und nicht den Räuber. Das ist nicht nur sehr peinlich, sondern könnte auch gravierende Folgen haben. Schließlich wird ihm dabei auch noch seine Dienstwaffe gestohlen. Während die Personalrätin Susanna Havenstein (Tina Pfurr) ihm zusetzt, trifft er zufällig seinen ehemaligen Kollegen Joe Sundermann (Milton Welsh) wieder, der jetzt eine Security-Firma leitet und ihm dort eine Stelle anbietet …
Viel Verbrechen, wenig Zusammenhang
Die meisten Krimis, zumindest solche, die fürs Fernsehen produziert werden, beginnen damit, dass irgendwo eine Leiche gefunden wird. Anschließend geht es darum, den Mörder oder die Mörderin zu finden. Aber es geht auch anders, wie der Fall Wilsberg: Schutzengel zeigt. Zwar kommt es auch dort im weiteren Verlauf zu einem Mord. Die Geschichte beginnt aber mit zwei Überfällen. Die sind zunächst ohne jeglichen Zusammenhang. Sie sind irgendwie auch nicht so wirklich wichtig. Zumindest sind der Privatdetektiv und seine Stammcrew mit allem möglichen beschäftigt, nicht aber mit der Frage, wer denn hinter diesen Verbrechen steckt. Verständlich. Wenn einer von ihnen vor dem Aus steht, hat man erst einmal andere Prioritäten.
Ansonsten ist vieles eher wenig verständlich. Ein Grund: Der 65. Film der ZDF-Krimireihe Wilsberg verbindet die verschiedensten Handlungsstränge, ohne Rücksicht auf inhaltliche Verluste. Üblicherweise werden mit der Zeit Krimis klarer, wenn die anfangs noch willkürlich verteilten Puzzleteile sich zu einem Bild zusammensetzen. Nicht so bei Schutzengel. Da geht die Willkür bis zum Schluss weiter, wenn dauernd irgendetwas geschieht, was irgendwie mit dem Rest zusammenhängt, aber eben nie so wirklich. Es fehlt bei dem Film eine klare Richtung. Das Gefühl, dass der Fall sich weiterentwickelt, anstatt immer nur mehr Elemente zu enthalten. Man hat jetzt auch nicht unbedingt den Eindruck, dass nach den anderthalb Stunden alles richtig erklärt worden wäre.
Für Fans
Das muss es vielleicht auch nicht. Wer Fan der Reihe ist, ist dies oft mehr der recht verschrobenen Figuren wegen, weniger wegen deren Erlebnisse. Zum Teil kommt diese Stärke auch in Wilsberg: Schutzengel zum Tragen. Vor allem Overbeck steht im Mittelpunkt mehrerer komischer Ereignisse. Schon sein Einstieg, wenn er versehentlich den Falschen verhaften will, gibt den Ton vor. Der Polizist, dessen Selbstbewusstsein schon immer in einem gewissen Ungleichgewicht zum Talent stand, macht hier so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann. Zum Teil sogar noch mehr. Das sorgt immer wieder für kleine humorvolle Auflockerungen inmitten des Knäuels aus Figuren und Ereignissen.
Die anderen Figuren haben dabei das Nachsehen. Springer wird recht bald aus dem Spiel genommen. Anwältin Alexandra Holtkamp (Ina Paule Klink) darf zwar Overbeck verteidigen, hat aber wenig gute Szenen. Und auch Ekki Talkötter (Oliver Korittke), sonst immer eine sichere Bank, wenn es um Comic Relief geht, bleibt in Wilsberg: Schutzengel seltsam blass. Aufgrund des hohen Tempos kann man mit dem Film zwar schon seinen Spaß haben. Für Fans gibt es zudem einige Verweise an vorangegangene Geschichten. Es gab aber eindeutig interessantere Teile im Laufe der Jahre.
OT: „Wilsberg: Schutzengel“
Land: Deutschland
Jahr: 2019
Regie: Martin Enlen
Drehbuch: Ecki Ziedrich
Musik: Stefan Schulzki
Kamera: Philipp Timme
Besetzung: Leonard Lansink, Oliver Korittke, Ina Paule Klink, Rita Russek, Roland Jankowsky, Vittorio Alfieri, Rainer Laupichler, Tina Pfurr, Milton Welsh, Anton Pampushnyy, Stefko Hanushevsky
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