365 Days Noch ein Tag The Next 365 Days Kolejne 365 Dni Netflix
© Netflix Karolina Grabowska

365 Days: Noch ein Tag

365 Days Noch ein Tag The Next 365 Days Kolejne 365 Dni Netflix
„365 Days: Noch ein Tag“ // Deutschland-Start: 19. August 2022 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Das Leben von Laura (Anna Maria Sieklucka) war schon mal besser. So geht es ihr noch immer nahe, dass man auf sie geschossen hat. Eigentlich könnte sie da die Unterstützung ihres Mannes Massimo (Michele Morrone), der sie vor der Ehe entführt und zur Liebe gezwungen hatte, gut gebrauchen. Aber zum einen ist der Schuss ja auch seine Schuld, so wie vieles in ihrem Leben seine Schuld ist. Außerdem führt sich Massimo dauernd unmöglich auf, weswegen jedes Wort zwecklos ist. Wie schön war es da doch mit Nacho (Simone Susinna), weshalb Laura einfach nicht mehr weiß, was sie tun soll. Am besten drüber schlafen, im Idealfall mit einem Mann. Oder vielleicht doch lieber zwei?

Nachschub vom Bodensatz

Man muss Erfolg nicht immer verstehen, egal in welchem Bereich. Dass sich Qualität oder Arbeit durchsetzt, kann vorkommen. Muss aber nicht. Bestes – oder schlechtestes – Beispiel hierfür ist 365 Days. Als Netflix vor über zwei Jahren das Erotikdrama ins Programm aufnahm, hätte wohl niemand bei dem Streamingdienst gedacht, dass ein derart sensationeller Erfolg draus wird. Hierzulande wurde der Titel nicht einmal übersetzt, anfangs lief er noch unter dem polnischen Originaltitel 365 Dni. Als der Film dann aber zu einem Phänomen wurde, hatte man Blut geleckt. Und so erschienen dieses Jahr gleich zwei Fortsetzungen, die so inspirierende Titel wie 365 Days: Dieser Tag und 365 Days: Noch ein Tag tragen. Eine ähnliche Sensation wie 2020 sind die Filme kaum, dafür unterscheiden sie sich überraschend stark. Eines haben sie aber gemeinsam: Sie sind der Bodensatz eines ohnehin oft mäßigen Angebots.

Bei 365 Days war es vor allem die verstörende Romantisierung von Entführung und sexuelle Nötigung, die für hitzige Diskussionen sorgte. Bei 365 Days: Dieser Tag fiel dieser Part weg. Man war inzwischen ja verheiratet und verbrachte die Zeit mit Streiten, weniger mit erzwungenem Sex. Dafür gab es eine zunehmend absurde Geschichte, gegen die der Erstling auf einmal richtig sinnvoll wirkte. Immerhin war das dann schon wieder so bescheuert, dass man minimal Spaß daran haben konnte. Ein böser Zwillingsbruder? Ernsthaft? Bei 365 Days: Noch ein Tag fällt das wieder weg, wenn sich der Film zwei quälend lange Stunden nur um das Liebesdreieck dreht. Warum Laura zum brutalen und unbeherrschten Massimo zurückkehren sollte, wird dabei nicht klar. Aber schon beim ersten Teil sollte frauenverachtende Misshandlung irgendwie prickelnd sein.

Zwischen Sex und Mülldialogen

Auch in anderer Hinsicht gibt es Kontinuität. So zeigt uns 365 Days: Noch ein Tag ständig das Luxusleben der diversen Gangsterfamilien, ohne dass dabei die verbrecherischen Aktivitäten thematisiert würden. Arbeiten sollen ruhig andere, hier steht nur ein Leben in der Bubble ab. Dazu gibt es Retortenpop ohne jeglichen Wiedererkennungswert, der zudem immer mal wieder völlig unpassend eingebaut wird. Beim Sex zum Beispiel, der wieder ausgiebig betrieben wird. Das ist dann zwar auch lächerlich. Immerhin wird währenddessen aber nicht geredet, was den Film erträglicher macht. Je weniger Dialoge das untalentierte Ensemble vortragen muss, umso besser. Außerdem haben diese Soft-Porno-Stellen wenigstens noch einen klar erkennbaren Zweck, was bei den stümperhaft zusammengeschnippelten Wortfetzen nicht der Fall ist.

Klar, wer die ersten beiden Teile mochte, aus welchen Gründen auch immer, darf das hier wieder tun. Oberflächlichkeit vergeht nicht. Der Rest darf und sollte einen großen Bogen um das Machwerk machen. Man kann hierüber nicht einmal mehr wirklich lachen, wie es beim Mal davor der Fall war. Ärgern muss man sich aber auch nicht, selbst wenn die Beziehung der beiden so toxisch ist, dass selbst After Love als Beziehungsratgeber durchgeht. Umso grotesker ist eine spätere Entwicklung, die vollkommen aus dem Nichts kommt und wohl nur dazu dient, doch noch einen weiteren Teil zu ermöglichen. Denn wenn einen 365 Days: Noch ein Tag eines lehrt, dann das: Man braucht keinen Inhalt, um am Ende zwei Stunden (Nicht-)Film zu haben. Man braucht nur ein weiteres Zimmer, in dem die Figuren übereinander herfallen können. Vor schöner Kulisse natürlich. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Credits

OT: „Kolejne 365 Dni“
Land: Polen
Jahr: 2022
Regie: Barbara Białowąs, Tomasz Mandes
Drehbuch: Tomasz Klimala, Barbara Białowąs, Tomasz Mandes, Blanka Lipińska
Vorlage: Blanka Lipińska
Besetzung: Anna-Maria Sieklucka, Magdalena Lamparska, Michele Morrone, Rebecca Casiraghi

Bilder

Trailer

Weitere Netflix Titel

Ihr seid mit 365 Days: Noch ein Tag schon durch und braucht Nachschub? Dann haben wir vielleicht etwas für euch. In unserem Netflix-Themenbereich sind alle Original-Produktionen gelistet, unterteilt nach Spielfilm, Serie, Doku und Comedy. Unten findet ihr alle Netflix-Titel, die wir auf unserer Seite besprochen haben.

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365 Days: Noch ein Tag
Fazit
Nachdem der Vorgänger aufgrund seiner grotesken Geschichte zumindest noch für Lacher gut war, ist „365 Days: Noch ein Tag“ nahezu zwei Stunden destillierte Langeweile. Dabei ist nicht ganz klar, was schlimmer ist: die viel zu langen und von unpassendem Retortenpop begleiteten Sexszenen oder die Szenen, in denen das untalentierte Ensemble sich an Dialogen versucht.
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