Auf Laura (Araceli González) kommen harte Zeiten zu. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass sie ihren Mann verloren hat und in Folge auf sich allein gestellt ist – was mitten während des Kriegs für jede eine schwierige Aufgabe wäre. Sie ist zudem hochschwanger, was sie zu einem leichten Opfer für andere macht. So auch für den Kriminellen Ricky (Fabián Mazzei), dessen Frau Betty (Mónica Antonópulos) ebenfalls bald ein Baby erwartet. Ohne Skrupel ist er bereit, zum Wohle seiner Familie alles zu tun, was auch Laura zu spüren bekommt. Dabei hat diese selbst ein paar Leichen im Keller, wovon niemand etwas ahnt …
Kriegsthriller statt Okkulthorror
Eines muss man dem Team hinter Alone – Nothing Good is Born from Evil ja lassen: Das Artwork macht schon neugierig. Eine Frau, die in ihrem Kinderwagen einen Haufen Menschenschädel herumfährt? Das sieht man nicht alle Tage. Der Film erhält auf diese Weise eine recht morbide Stimmung. Vielleicht werden auch Erinnerungen an Rosemaries Baby wach, einen der großen Klassiker des Horrorgenres. Entsprechend groß ist die Neugierde, vielleicht auch die Vorfreude auf einige schrecklich schaurige Momente, in denen das Okkulte Besitz von den Menschen ergreift und sie auf eine Reise durch die Hölle mitnimmt.
Im fertigen Film ist davon jedoch eher weniger zu finden. So handelt es sich hier gar nicht um ein Horrorwerk, sondern vielmehr einen Thriller. Es gibt auch keine übersinnlichen Elemente, selbst wenn das Cover und der Titel Alone – Nothing Good is Born from Evil etwas in die Richtung erwarten lassen. Stattdessen spielt die Geschichte in einem sehr irdischen Szenario, wenn es um den Schrecken der Menschen inmitten eines Krieges geht. Wenn in Rezensionen Guillermo del Toros Meisterwerk Pans Labyrinth als Vergleich herangezogen wird, ist das daher kein Wunder. Und doch passt auch dieser nicht so wirklich, da hier das besagte fantastische Element fehlt. Auch von der Atmosphäre her geht die argentinische Produktion in eine völlig andere Richtung, hat kein vergleichbar reizvolles Nebeneinander von Horror und Wunder, wenn ein heranwachsender Mensch die Unterwelt erkundet.
Düster, aber nicht wirklich spannend
Dass der Film nicht das ist, was einen andere erwarten lassen, bedeutet natürlich automatisch, dass er nichts taugt. Auch wenn die Atmosphäre eine andere ist, ist sie für sich selbst genommen durchaus gelungen. So erschafft Regisseur und Co-Autor José María Cicala eine recht düstere und beklemmende Stimmung, die auch stark von den Bildern geprägt ist. Alone – Nothing Good is Born from Evil vertraut auf farbentleerte Aufnahmen, oft zwischen blau und grau gelegen, die trotz des realen Szenarios leicht unwirklich anmuten. Man spürt hier instinktiv, dass sich ein Unheil anbahnt. Zum Teil wird das dann sogar direkt angekündigt, wenn der Film mit dem Publikum ein Vorwissen teilt, welches die Protagonistin erst im weiteren Verlauf erhalten wird. Die Zuschauer und Zuschauerinnen werden auf diese Weise zu Mitwissenden und dürfen um die gefangene Schwangere zittern.
Dafür lässt einen der Film in anderer Hinsicht im Unklaren und wird einigen allein schon aufgrund der Wendungen gefallen. An und für sich bringt Alone – Nothing Good is Born from Evil also einiges mit, was einen kleinen südamerikanischen Genre-Geheimtipp rechtfertigen würde. Und doch, die große Begeisterung will nicht aufkommen. Die angespannte Situation in dem Haus, das Laura und die beiden anderen zusammenzwängt, macht sich weniger in einer tatsächlichen Spannung bemerkbar. Vielmehr wartet man hier die ganze Zeit, dass die Sache auch mal so richtig losgeht. Das tut sie aber nicht bzw. erst so spät, dass es fast schon keine Rolle mehr spielt. Vorher ist die größte Gefahr hier, dass man vorzeitig das Interesse verliert, weil einfach zu wenig geschieht. Schlecht ist das Gesamtpaket damit zwar nicht. Aber mehr als Durchschnitt sollte man sich nicht erhoffen.
OT: „Sola“
Land: Argentinien
Jahr: 2021
Regie: José María Cicala
Drehbuch: José María Cicala, Gustavo Lencina, Griselda Sanchez
Kamera: Juan Marcos Francisco
Besetzung: Araceli González, Miguel Ángel Solá, Fabián Mazzei, Mariano Martínez, Luis Machín, Mónica Antonópulos
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