In Rom hat sich die Edelprostituierte Diana (Ilenia Pastorelli) dank ihres exklusiven Kundenstammes ein sehr luxuriöses Leben aufgebaut, samt einem schicken Apartment in einem guten Viertel der Stadt. Eines Tages wird dieses Leben abrupt beendet, als sie auf dem Weg zu ihrem Auto von einem Maskierten überfallen wird. Auf der Verfolgungsjagd kommt es zu einem Unfall, in dessen Folge Diana ihr Augenlicht verliert und der Täter entkommen kann. Zwar versucht sie mittels ihrer Therapeutin Rita (Asia Argento) sich wieder ein normales Leben aufzubauen, doch die Erinnerungen an die Ereignisse lassen sie nicht mehr los und sie fühlt sich nicht mehr länger in ihrer Wohnung sicher. Auch Schuld macht ihr zu schaffen, denn bei dem Unfall wurden die Eltern eines chinesischen Jungen namens Chin (Xinyu Zhang) getötet, für den sich Diana nun verantwortlich fühlt. Als sie diesen bei sich aufnimmt, erholt sie sich langsam aber sicher von dem Trauma, das sie durchlebt hat, und findet sogar einen Zugang zu dem verschlossenen Jungen. Allerdings hat ihr Angreifer Diana noch längst nicht vergessen und wartet nur auf eine Gelegenheit seine schon seit vielen Monate andauernde Mordserie fortsetzen zu können.
Die Rückkehr zu Giallo
Ursprünglich hätte Dark Glasses wohl schon zwei Jahrzehnte früher passieren sollen, denn als Dario Argentos Tochter Asia durch Zufall auf das Drehbuch stieß bei der Recherche für ihre Biografie, war sie verblüfft, etwas von ihrem Vater zu lesen, von dem sie noch nie zuvor gehört hatte. Nach einiger Überzeugungsarbeit ließ sich der italienische Regisseur dann doch überreden, noch einmal Platz auf dem Regiestuhl zu nehmen und eine Geschichte zu verfilmen, die wie einer jener Arbeiten anmutet, mit denen der Filmemacher in den 1960ern und 1970ern bekannt wurde. Das Kritiker- wie auch das Zuschauerecho war jedoch eher zwiegespalten, mit vielen Stimmen, welche die Rückkehr Argentos zu alter Form sahen, bis hin zu jenen, welche den Film als oberflächlich und eine einzige Enttäuschung empfanden.
Es ist durchaus wahr, dass es Argento seinen Fans mit seinen letzten Arbeiten nicht wirklich leicht gemacht hat, denn diese stehen meist im Schatten solcher Werke wie Suspiria oder Phenomena. Geht man mit einer solchen Erwartungshaltung an Dark Glasses heran, wird man in der Tat enttäuscht werden, denn in Sachen Tiefgang hat der Film tatsächlich wenig zu bieten, während die vorherigen Werke zumindest noch eine psychologische Ebene hatten, die sich besonders in den Bildern niederschlägt. Kann man sich jedoch von solchen Vergleichen lösen, wird Dark Glasses zu einer mehr als willkommenen Renaissance all jener Motive, die gerade Fans des italienischen Thrillerkinos wohl erfreuen wird. Allein die Inszenierung Roms oder generell der Innenräume ist sehr gelungen und unterstreicht das Gefühl des Gefangenseins der Charaktere, die vom Mörder beobachtet werden. Die Stadt wirkt wie eine Falle, das Bekannte wie eine Finte, die dem Angreifer nur dazu dient, noch länger und intensiver seine sadistischen Spiele zu inszenieren.
In der Hand des Mörders
Darüber hinaus kehrt Argento zu seinem Kernthema zurück, nämlich dem verbotenen Sehen. In Dark Glasses erhält dies noch eine interessante Wendung, wenn der Protagonistin das Augenlicht genommen wird, was sie nicht nur für ihre Kunden unattraktiv macht, sondern zudem angreifbar. Ilenia Pastorelli zeigt als Diana eine Frau, die sich einer für sie ungewohnten, verwundbaren Situation wiederfindet, in welcher sie auf einmal auf andere angewiesen ist, was vorher nicht der Fall war. Den Blick in diese dunkle Welt neben der normalen, die des Mörders, büßt sie mit dem Augenlicht und es ist an ihr sich aus einer noch viel größeren Dunkelheit zu retten, als der Killer ihr wieder auf den Fersen ist.
Visuell wie auch dramaturgisch kann sich dies durchaus mit den vergangenen Arbeiten Argentos vergleichen lassen, insbesondere wenn es um die Inszenierung der Morde geht oder des Finales, in dem der Regisseur mit einer ganzen Palette an blutigen wie auch ekligen Effekten spielt, was die Notlage der Charaktere noch verdeutlicht.
OT: „Occiali neri“
Land: Italien, Frankreich
Jahr: 2022
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Dario Argento
Musik: Arnaud Rebotini
Kamera: Matteo Cocco
Besetzung: Ilenia Pastorelli, Asia Argento, Andrea Gherpelli, Mario Pirrello, Maria Rosario Russo
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