Bei der Kontrolle eines Schiffes macht die US-Küstenwache einen schrecklichen Fund, denn dessen Kapitän sowie seine sich an Bord befindende Familie wurden ermordet und ihre Leichen über Bord geworfen, alles im Namen eines kolumbianischen Drogenkartells. Da es sich bei den Opfern nicht nur um US-Amerikaner handelt, sondern zudem noch um persönlichen Freunde des amtierenden US-Präsidenten, will dieser eine schnelle Aufklärung sowie eine schnelle Vergeltung für die Taten. Nachdem sein eigentlicher Boss bei der CIA aus gesundheitlichen Gründen seinen Posten geräumt hat, sieht sich nun Agent Jack Ryan (Harrison Ford) in der ungewollten Position wieder, in Washington dem Präsidenten Rede und Antwort zu stehen sowie Operation zu überwachen, die zur Zerschlagung der Kartelle führen könnten.
Während er jedoch auf die Auswertung von Informationen setzt, geht sein Kollege Robert Ritter (Henry Czerny), unter Federführung des Sicherheitsberaters James Cutter (Harris Yulin) zum Gegenschlag über. Ohne Ryan einzuweihen, beauftragt er in den in Mittelamerika stationierten, offiziell pensionierten Agenten John Clark (Willem Dafoe), eine geheime Einsatztruppe zusammenzustellen, die einen Kleinkrieg gegen die Kartelle ausführt, deren Operationen vernichtet und ihre zentralen Mitglieder eliminiert. Im Fokus steht dabei da Cali-Kartell, geführt von Ernesto Escabedo (Miguel Sandoval), dessen Berater Felix Cortez (Joaquim de Almeida) über Wege verfügt, aus Washington Informationen über Operationen gegen das Kartell zu erlangen.
Schattenkriege und geheime Operationen
Eigentlich hatte der US-amerikanische Autor Tom Clancy eine Karriere beim Militär angestrebt, doch als er wegen seiner Sehschwäche für dienstuntauglich erklärt wurde, zerplatzte dieser Traum, nicht aber seine Faszination für diesen Berufszweig, die Geheimdienste sowie deren Verbindung zur US-Politik. Im Falle seines Romans Der Schattenkrieg verwies er auf die Iran-Contra-Affäre, deren Aufdeckung die Verzweigung des CIA mit illegalen Waffengeschäften und dem Drogenschmuggel zeigte. Nachdem bereits sein Roman Die Stunde der Patrioten von Regisseur Philip Noyce verfilmt worden war, war es nach dessen kommerziellem Erfolg nur eine Frage der Zeit, bis auch dieser Band des Jack-Ryan-Zyklus adaptiert wurde, obwohl Clancy alles andere als zufrieden damit war, welche Freiheiten man sich gegenüber seine Vorlagen bei der ersten Verfilmung genommen hatte.
Auch wenn die ersten Adaptionen der Jack Ryan-Romane fast ein Jahrzehnt später folgen sollten, sind Filme wie Die Stunde der Patrioten, Jagd auf Roter Oktober oder Das Kartell Geschichten, welche die politische Geografie der 1980er widerspiegeln. Während die ersten beiden auf den Ost-West-Konflikt oder eben den politischen Terror in Nordirland verweisen, ist es im Falle von Das Kartell der bereits seit langem geführte Kampf gegen die Drogen, welcher auf Ex-Präsident Richard Nixon zurückgeht und in der Operation Just Cause in Panama mündeten, in deren Folge der damalige Präsident des Landes wegen seiner Verbindungen zu den Drogenkartellen gestürzt wurde.
Tom Clancys Romane wie auch deren Adaptionen befassen sich durchaus mit der politischen Ebene jener Konflikte und beschreiben, dass der Kern des Problems mitnichten einzig und allein bei Kulturen wie der kolumbianischen liegt, denn ebenso spielen politische wie auch wirtschaftliche Interessen in anderen Ländern eine Rolle. Die Geschichte in Das Kartell zeigt den Protagonisten gefangen in einem undurchschaubaren Netz und damit einem Krieg, in dem er schwierig geworden ist zu unterscheiden, wer nun Freund und wer Feind ist. Das Drehbuch, welches mehrmals umgeschrieben wurde, vermischt durchaus zufriedenstellend die Komplexität eines solchen Krieges und scheint sogar mehrmals anzuspielen auf die Parallelität der Machtstrukturen der politischen Elite der USA sowie derer des fiktiven Drogenkartells im Film.
Ein Mann der Werte
Bei all den bereits genannten Themen und Ideen bleibt Das Kartell immer noch ein Unterhaltungsfilm, was nicht zuletzt an der Wahl des Hauptdarstellers liegt. Phillip Noyces Inszenierung zeigt, wie schon in Die Stunde der Patrioten, Ryan als einen Repräsentanten all jener Werte, wie man sie sich in einer Welt voller Prinzipien wünschen würde. Jeder andere Darsteller hätte Ryan zu einer Karikatur gemacht, zu einem angedrehten G.I. Joe, wenn man so will. Doch Harrison Ford beweist abermals sein Talent als Darsteller, wenn es darum geht, auch solche eigentlich unglaubwürdigen Figuren mit einer Würde und Integrität zu spielen, sodass man der Inszenierung bisweilen sehr dick aufgetragene Pathos verzeiht. Das Erschrecken dieses Ryans über die Gräueltaten des Kartells ist ebenso groß wie die vor der Korruption und Machtbesessenheit in den eigenen Reihen.
Darüber hinaus hat Das Kartell, wie schon dessen Vorgänger, einiges an Schauwerten zu bieten, wobei der Anschlag in Bogota sowie das anschließende Gefecht sicherlich zu den Höhepunkten dieses Filmes zählen dürften. Neben dem dynamischen Schnitt Neil Travis’ fällt hierbei zudem die Filmmusik James Horners positiv auf, welche die spannenden Momente ebenso hervorhebt wie auch jene mit Pathos versetzten Szenen, die besonders gegen Ende hin immer mehr werden.
OT: „Clear and Present Danger“
Land: USA
Jahr: 1994
Regie: Phillip Noyce
Drehbuch: Donald Stewart, Steven Zaillian, John Milius
Vorlage: Tom Clancy
Musik: James Horner
Kamera: Donald M. McAlpine
Besetzung: Harrison Ford, Willem Dafoe, Joaquim de Almeida, Harris Yulin, Henry Czerny, Anne Archer, James Earl Jones, Donald Moffat
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1995 | Bester Ton | Donald O. Mitchell, Michael Herbick, Frank A. Montaño, Art Rochester | Nominierung |
Bester Tonschnitt | Bruce Stambler, John Leveque | Nominierung |
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