Ganz Barcelona scheint derzeit eine einzige Baustelle zu sein. Überall entstehen neue Wohnungen. Davon profitieren jedoch in erster Linie die besonders reichen Bürger und Bürgerinnen, wenn die alten Gebäude neuen Luxus-Appartements Platz machen. Als der Bauunternehmer Macario Herera (Abdelatif Hwidar) ermordet aufgefunden wird, mangelt es daher nicht an potenziellen Tätern, war er in diesem Verdrängungswettbewerb doch besonders aktiv. Für Fina Valent (Anne Schäfer) und Xavi Bonet (Clemens Schick) sind die Ermittlungen aber noch aus anderen Gründen knifflig. Zu den Verdächtigen zählen neben Xavis Kindheitsfreund Ruben (Michael Sideris) und Finas früherem Geliebten Nestor Rodriguez (Michael Rotschopf), ein Geschäftspartner des Verstorben, auch noch Felix Herera (Marcel Gisdol), der Sohn des Toten. Und der ist der aktuelle Freund von Finas Tochter Maria (Tara Fischer) …
Schwacher Ausflug nach Spanien
Lang hatten Fans darauf warten müssen, dass es nach den ersten beiden Teilen von Der Barcelona-Krimi weiterging. Dafür gab es 2020 nach rund zweieinhalb Jahren Wartezeiten gleich zwei neue Filme der ARD-Krimireihe, die unmittelbar aufeinander ausgestrahlt wurden. Gerade mal eine Woche nach dem ersten Teil Entführte Mädchen gab es mit Blutiger Beton bereits Nachschub. Nun sollte das eigentlich ein gutes Zeichen sein. So ein Vertrauen muss ja durch irgendetwas verdient sein. Leider stellt sich das aber als Trugschluss heraus, wenn der Film wie alle bisherigen Teile der Reihe kaum empfehlenswert ist.
Dabei ist Barcelona als Setting natürlich reizvoll. Ähnlich zu diversen anderen Krimireihen, die im Ersten am Donnerstagabend ausgestrahlt werden – etwa Der Kroatien-Krimi oder Der Bozen-Krimi – sind die Mörderjagden immer verkappte Urlaubsfilme, bei denen das heimische Publikum mal die eigenen vier Wände verlassen kann. Oder zumindest das Gefühl haben als ob. Im direkten Vergleich weiß man bei den inhouse-Kollegen und -Kolleginnen aber besser, wie diese Urlaubsorte in Szene gesetzt werden können. Man bekommt bei Der Barcelona-Krimi: Blutiger Beton viel zu selten das Gefühl, wirklich an einem anderen Ort zu sein. Baustellen, Polizeistationen und Seitengassen sehen in größeren Städten dann doch immer gleich aus. Dass praktisch ausschließlich Deutsche mitspielen, darunter der bekannte Clemens Schick (Servus Papa, See You In Hell), hilft auch nicht dabei, sich wie im Ausland zu fühlen.
Dauerbrenner Gentrifizierung
Die Geschichte um einen Baulöwen, der rücksichtslos einfache Leute verdrängt, damit die Reichen die Stadt für sich haben, ist sowieso nichts typisch Spanisches. Das Phänomen der Gentrifizierung ist eines, das praktisch überall anzutreffen ist. Ob europäische oder US-amerikanische Produktionen, sie alle erzählen von den Veränderungen und den Nöten. Einen solchen Menschen zum Mordopfer zu machen, ist da natürlich naheliegend. So naheliegend, dass Der Barcelona-Krimi: Blutiger Beton auch schon wieder langweilig ist. Das Thema an sich ist dabei natürlich wichtig und aktuell. Ein bisschen mehr dazu hätte dem krimierfahrenen Autor Timo Berndt (Sarah Kohr: Geister der Vergangenheit) da aber schon einfallen dürfen.
Während der Punkt der mangelnden Originalität zwar bedauerlich ist, aber noch kein Beinbruch – Krimis haben meist einen anderen Zweck zu erfüllen –, grenzt es schon an Beleidigung, wie dreist hier lauter Querverbindungen eingebaut wurden. Allgemein sind persönliche Beziehungen der Ermittelnden zum Fall oft ein Anzeichen für ein faules Drehbuch. Bei Der Barcelona-Krimi: Blutiger Beton wurde das dann so sehr übertrieben, dass der Film wie eine Parodie wirkt. Da sich zwischendurch auch immer wieder missglückte Szenen ins Geschehen schmuggeln, etwa wenn es spannend werden soll, kann man sich das hier ruhigen Gewissens sparen und vielleicht doch lieber selbst mal nach Barcelona fahren. Das bedeutet weniger Ärger.
OT: „Der Barcelona-Krimi: Blutiger Beton“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Isabell Suba
Drehbuch: Timo Berndt
Musik: Christian Biegai, Kerim König
Kamera: Jens Harant
Besetzung: Clemens Schick, Anne Schäfer, Tara Fischer, Jule Gartzke, Sebastian Fritz, Michael Sideris, Michael Rotschopf, Marcel Gisdol, Tristan López
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