Seit einem Unfall während der Besichtigung eines Tatorts ist Lincoln Rhyme (Denzel Washington) querschnittsgelähmt und kann nur einen kleinen Teil seines Körpers noch bewegen. Angewiesen auf die Hilfe anderer hat er genug vom Leben und verhandelt gar mit einem befreundeten Arzt über Sterbehilfe, kann es doch nach jedem weiteren Anfall so weit sein, dass er nunmehr völlig gelähmt ist. Auch mit seiner einstigen Arbeit als Experte der Spurensuche hat er eigentlich abgeschlossen, wird dann aber dennoch in einen Mordfall mit hineingezogen, wobei ihn in erster Linie das energische Vorgehen der Polizistin Amela Donaghy (Angelina Jolie) beeindruckt. Rhymes Partner bei der Polizei, Detective Paulie Sellitto (Ed O’Neill), gibt ihm jede nur erdenkliche technische Hilfe, sodass Lincoln ihm und seinen Kollegen bei der Ermittlung helfen kann. Der Mörder hinterlässt dabei eine Vielzahl kryptischer Hinweise, die Lincolns ganzes Geschick als Spurensucher fordern, sowie seine Kenntnis über die Beschaffenheit der Stadt New York, ihrer Geschichte und ihrer Kultur. Dabei haben er und die anderen Ermittler nur sehr wenig Zeit, denn an den Tatorten finden sich Hinweise, wann der Mörder sein nächstes Opfer umbringen wird. Zudem steht ihnen noch Captain Howard Cheney (Micheal Rooker) im Weg, der diesen Eingriff in seine Befugnisse seitens des eigentlich pensionierten Lincolns gar nicht gutheißt.
Nicht noch ein weiterer Serienkillerfilm
Neben vielen anderen Typen hatte der Serienkiller in den 1990ern eine sehr produktive Zeit, zumindest wenn es nach Hollywood geht. Gefühlt wurde fast monatlich ein neuer Thriller in die Kinos gebracht, von denen vielen, beispielsweise David Finchers Sieben oder Jonathan Demmes Das Schweigen der Lämmer, zu Klassikern des Genres zählen. Als Regisseur Philipp Noyce für die Verfilmung von Jeffrey Deavers Roman Der Knochenjäger unter Vertrag genommen wurde, war ihm klar, dass die Geschichte zu einer Zeit kam, in welcher der Markt scheinbar übersättigt war mit solchen Produktionen. Von daher war er selbst zunächst skeptisch, was die Erfolgschancen des Projekts anging, ließ sich dann aber vom Drehbuch Jeremy Iacones und der Vorlage Davers’ überzeugen, in welcher die Beziehung der beiden Hauptfiguren einen wichtigen Bestandteil der Handlung ausmacht.
Tatsächlich war das Genre, gerade Ende der 1990er Jahre voll mit ähnlich gelagerten Geschichten, wie sie Deaver in seinem Roman und letztlich auch Noyce in seinem Film erzählt. Dennoch wäre es unfair Der Knochenjäger wegen seiner Nähe zu berühmten Vorlagen deswegen links liegen zu lassen, denn es gibt sehr viele Details, welche die Geschichte um eine Mordserie in New York City sehenswert macht. Ein solcher Punkt wäre die Besetzung, wobei insbesondere Denzel Washington und Angelina Jolie, deren Karriere als Schauspielerin zu der Zeit gerade an Fahrt gewann. Als zunächst ungleiches, emotional distanziertes Ermittlerpaar verbindet die beiden letztlich die Suche nach dem Killer sowie die Lust an der Kombination sowie die damit verbundene Enthüllung einer wichtigen Spur. Während Jolie noch in der Rolle einer Schülerin ist, die jedoch mit weniger emotionaler Distanz an die Tatorte herangeht als ihr Lehrer, tritt Washington als Mentor auf, dessen Handicap es ihm nicht erlaubt, selbst an den Tatorten zu sein, der aber nach wie vor noch jenes Fieber verspürt, wenn es darum geht, seine Aufgabe gründlich zu machen und Hinweisen nachzugehen. Die Konflikte, die Emotionalität und das Drama dieser Beziehung macht den Reiz vieler Szenen in Der Knochenjäger aus, und zeigt zudem das Talent beider Darsteller, die sich hier auf Augenhöhe begegnen.
Die Puzzlestücke eines Mordfalls
Zudem ist Der Knochenjöger ein waschechter New-York-Film. Die Beschaffenheit der Stadt, ihre Kulturen und ihre vielfältige Geschichte stellen das reizvolle Fundament dieser Geschichte, wobei mehr als nur einmal eine wichtige Spur gerade deswegen sich offenbart, weil gerade Lincoln sich als intimer Kenner dieser Metropole erweist, der über deren Boden, deren Stadtteile und deren Menschen sehr viel weiß. Weniger über sensationelle Bilder, wie manch andere Serienkillerfilme, verweisen Noyce und Iacone auf die Jagd der beiden Ermittler, die New York ebenso als ihr Revier zu betrachten scheinen wie jener Mörder, dem sie auf den Fersen sind. Als Zuschauer spürt man den Frust der Helden, wenn sie versagen oder nicht rechtzeitig einen Hinweis entschlüsseln, ebenso wie die Euphorie, wenn es ihnen gelingt, ein wichtiges Indiz zu entschlüsseln.
Insgesamt macht dies Der Knochenjäger nicht zu einem weiteren Meisterwerk wie die bereits erwähnten Beispiele, aber immerhin sehr spannend und auch packend. Sowohl Vorlage als auch Verfilmung folgen einer Formel, die man als Zuschauer, der mehr als einen Film innerhalb des Genres gesehen hat, schnell durchschauen wird, was der Qualität des Schauspiels und einiger Themen keinen Abbruch tut, aber dafür sorgt, dass Der Knochenjäger solide Thrillerkost, aber eben auch nicht mehr ist.
OT: „The Bone Collector“
Land: USA
Jahr: 1999
Regie: Phillip Noyce
Drehbuch: Jeremy Iacone
Vorlage: Jeffrey Deaver
Musik: Craig Armstrong
Kamera: Dean Semler
Besetzung: Denzel Washington, Angelina Jolie, Queen Latifah, Michael Rooker, Mike McGlone, Luis Guzman, Leland Orser, Ed O’Neill
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