Carnal Knowledge Die Kunst zu lieben TV Fernsehen arte DVD
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Die Kunst zu lieben

Carnal Knowledge Die Kunst zu lieben TV Fernsehen arte DVD
„Die Kunst zu lieben“ // Deutschland-Start: 17. Februar 1972 (Kino) // 21. April 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Viel gemeinsam haben Jonathan (Jack Nicholson) und Sandy (Art Garfunkel) ja nicht. Während der eine ein echter Draufgänger ist, der sich selbstbewusst nimmt, worauf er Lust hat, da ist der zweite ziemlich schüchtern und zurückhaltend. Und so muss Jonathan Sandy geradezu drängen, dass er die hübsche Susan (Candice Bergen) anspricht. Tatsächlich werden die beiden ein Paar. Aber auch Jonathan hat ein Auge auf sie geworden und beginnt eine leidenschaftliche Affäre. Und das ist nicht der einzige Fall, bei dem die beiden Freunde während ihrer jahrelangen Freundschaft mit Beziehungen zu kämpfen haben, gerade auch weil sie sehr unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was sie von einer Frau haben wollen …

Kontroverse Sexgespräche

Über Sex reden? Das ist heute kein großes Problem mehr. Da ist praktisch alles erlaubt, zumal das Internet noch einmal weitere Tore geöffnet hat. Vor 50 Jahren war das noch anders. Und so war Die Kunst zu lieben seinerzeit ein echter Skandalfilm, der es sogar bis vors oberste Gericht in den USA schaffte und zeitweise aus dem Programm genommen werden musste. Später wurde der Film wieder freigegeben, auch mit dem Hinweis darauf, dass der Sex an sich nie gezeigt wird und auch die Nacktheit sich in Grenzen hält. Für ein heutiges Publikum ist die Tragikomödie daher in der Hinsicht nicht übermäßig provokativ. Für erhitzte Gemüter dürften die Gespräche aber durchaus sorgen, wenn sich zwei Freunde über Frauen austauschen und dabei ein Weltbild offenbaren, das sehr vom alten Patriachat geprägt ist.

Jonathan ist dabei der offensivere der beiden Figuren. Während Sandy zumindest noch nach inneren Werten sucht, da beschränkt sich sein Freund auf die äußeren Merkmale einer Frau, die für ihn zum entscheidenden Kriterium werden bei der Partnerinwahl. Ganz so einfach ist die Geschichte dann aber doch nicht, wie die anfängliche Charakterisierung einen glauben lässt. Zum einen wird auch Sandy zeigen, dass er Frauen gerne mal zu einem Objekt reduziert – wenn er beispielsweise zum Schluss mit einer deutlich Jüngeren zusammenkommt, wohl als Ausdruck seiner Midlife Crisis. Umgekehrt wird Jonathan in Die Kunst zu lieben mit den rein körperlichen Affären auch nicht ganz glücklich sein, wünscht sich mehr und ist gleichzeitig überfordert von dem Gedanken, dass es mehr sein muss. An einer Stelle beschwert er sich etwa darüber, dass Affären immer so vergiftet enden müssen.

Viele Dialoge, wenig Glück

Auffällig ist dabei die Dialoglastigkeit. Dass Regisseur Mike Nichols (Die Reifeprüfung) hier eine Geschichte verfilmt, die ursprünglich fürs Theater konzipiert wurde, ist da kein Wunder. Man hat immer wieder den Eindruck, Leuten auf einer Bühne zuzusehen. Mit dem Unterschied, dass diese Bühne oft aus einem Bett besteht. Gerade im zweiten von drei Teilen wird dieses zum Mittelpunkt des Geschehens, wenn Jonathan mit Bobbie (Ann-Margret) zusammenkommt und die im Laufe der Beziehung zu einer depressiven Gefangenen wird, die das Bett nicht mehr verlassen kann. Dies zeigt auch eine allmähliche Verschiebung der Tonalität. Wo bei Die Kunst zu lieben anfangs noch die Komik überwiegt und dabei an spätere pubertäre Sexkomödien erinnert, da werden die Schicksale mit der Zeit tragischer. Denn auch die Männer sind Gefangene ihrer Ansichten, die ihnen den Weg zum Glück versperren.

Sofern man nicht den Fehler macht, die frauenverachtenden Ansichten der Figuren mit denen des Films zu verwechseln, ist das gerade in Zeiten toxischer Männlichkeit noch immer sehenswert. Tatsächlich sind die Freunde teils so erbärmlich, dass kaum jemand auf die Idee kommen könnte, ihr Verhalten sei nachahmenswert. Gleiches gilt für Bobbie, die ihr Unglück in einer Ehe ertränken will. Denn wenn sie mit Jonathan schon nicht glücklich ist, kann sie doch wenigstens einen Ring dafür bekommen. Dabei wird nie ganz klar, ob Die Kunst zu lieben nun satirisch oder mitleidig auf die Figuren blickt, bei denen nichts wirklich klappen will. Klar ist dafür, dass Nichols ein hervorragendes Ensemble für seine Tragikomödie zusammentrommeln konnte, welches sich völlig den nicht gerade schmeichelhaften Porträts hingibt. Der Erkenntnisgewinn hält sich dabei eher in Grenzen, gerade für die Betroffenen, welche die Kunst nie wirklich lernen werden. Aber es ist doch sehenswert, wie sie sich immer wieder an dem Thema versuchen und dabei regelmäßig scheitern.

Credits

OT: „Carnal Knowledge“
Land: USA
Jahr: 1971
Regie: Mike Nichols
Drehbuch: Jules Feiffer
Musik: Mitchell Parish, Glenn Miller
Kamera: Giuseppe Rotunno
Besetzung: Jack Nicholson, Candice Bergen, Art Garfunkel, Ann-Margret, Rita Moreno, Cynthia O’Neal, Carol Kane

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1972 Beste Nebendarstellerin Ann-Margret Nominierung
Golden Globes 1972 Bester Hauptdarsteller (Drama) Jack Nicholson Nominierung
Bester Nebendarsteller Art Garfunkel Nominierung
Beste Nebendarstellerin Ann-Margret Sieg

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Die Kunst zu lieben
Fazit
Die seinerzeit kontroverse Tragikomödie „Die Kunst zu lieben“ begleitet zwei Freunde über viele Jahre hinweg, beobachtet sie bei Gesprächen und der Suche nach der passenden Frau. Dass sie sich dabei immer wieder selbst im Weg stehen und sei es durch frauenfeindliche Weltbilder, macht sie gleichzeitig zu erbärmlichen wie tragischen Gestalten. Auch wenn am Ende nicht viel gelernt wurde, der konstante Weg ins Unglück ist noch immer sehenswert, gerade auch wegen der hervorragenden Besetzung.
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